UN-Abrüstungsexpertin warnt vor Atombomben-Explosion wegen Unfall
Die UN-Abrüstungsexpertin Izumi Nakamitsu warnt in einem Interview vor dem «grossen Risiko» einer Atombomben-Explosion aufgrund eines Unfalls.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein möglicher Atomkrieg beschäftigt wieder vermehrt auch die Vereinten Nationen.
- Noch grösser als das Risiko eines Angriffs, ist jedoch die Gefahr eines Unfalls.
- Das sagt die für Abrüstung zuständige Vize-Generalsekretärin Izumi Nakamitsu.
Ein Atomkrieg galt Jahrzehntelang nur als theoretische Möglichkeit. Doch mit der plötzlichen Invasion der Ukraine durch Russland, wird ein Nuklearkrieg nicht mehr völlig ausgeschlossen. Der Kreml drohte seit dem Überfall auf sein Nachbarland schon mehrfach mit Atomwaffen. Auch das Regime in Nordkorea droht regelmässig mit einem Einsatz von Nuklearwaffen.
Die globalen Normen gegen den Einsatz seien wegen diesen beiden Ländern unter Druck, sagt Izumi Nakamitsu, die für die Abrüstung zuständige UN-Vizegeneralsekretärin. In einem Interview mit «Echo der Zeit» hält sie fest: «Solche nukleare Rhetorik ist gefährlich. Die Risiken sind inakzeptabel hoch.»
Die Expertin führt aus, dass ihr nicht nur die Gefahr eines bewussten Atombombeneinsatzes Sorge bereitet. Noch grösser sei das Risiko, dass eine Atombombe aufgrund eines Unfalls «oder einer Fehlkalkulation» explodiere.
Sie fasst zusammen: «Die Bedrohung ist derzeit so gross wie nie seit dem Höhepunkt des Kalten Krieges. Oder gar grösser. Das ist leider eine realistische Lagebeurteilung.»
Bei Einsatz ist die ganze Menschheit in Gefahr
Nakamitsu erwähnt in dem Interview auch, dass das Risiko eines Atomkrieges bei den Vereinten Nationen wieder ganz oben auf der Liste der globalen Risiken stehe. «Wir sehen derzeit den Klimawandel als existenzielle globale Bedrohung. Ebenso stellen Nuklearwaffen eine solche existenzielle Bedrohung dar. Wir hoffen zwar, dass die Wahrscheinlichkeit eines Einsatzes niedrig ist. Doch wenn es dazu kommt, ist die ganze Menschheit in Gefahr.»
Das Problem bliebe nicht auf eine oder zwei Weltregionen begrenzt, sagt die Japanerin, die fordert, den aktuellen Trend umzukehren. Es brauche dringend eine Risikoverminderung und De-Eskalation wie im Kalten Krieg. «Derzeit fehlen derartige Bestrebungen», hält Nakamitsu in der SRF-Sendung fest und führt aus, dass reine Risikoverminderung nicht ausreiche, aber ein Anfang sei. «Wir müssen zurückkehren auf den Weg Richtung vollständige Eliminierung von Atomwaffen.»