Unwetter in Wien –Schweizer vor Ort: «Gefahr ist nicht gebannt»
Auch Schweizer sind vom heftigen Unwetter in Wien (Ö) betroffen – einige von ihnen erzählen, wie sie die Situation vor Ort erleben.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit drei Tagen herrscht in Wien wegen Unwettern Ausnahmezustand.
- Auch Schweizer Expats und Touris sind von der schwierigen Lage betroffen.
- Die Situation hat sich für die meisten erholt – manche sind aber noch akut gefährdet.
Heftige Unwetter haben in Wien am Wochenende für Chaos gesorgt. Niederösterreich – das Bundesland, das die Hauptstadt umzingelt – wurde am Wochenende zum Katastrophengebiet erklärt.
Ein Feuerwehrmann starb, als er einen Keller auspumpen wollte. Gestern, Sonntag, traf die Flutwelle dann auch Wien. Häuser wurden überflutet, die Westautobahn musste gesperrt werden – überschwemmt! Sechs Personen wurden beim Sturm verletzt.
Nach drei Tagen «Hausarrest» kehrt in der österreichischen Hauptstadt nun allmählich wieder Alltag ein. Doch die Nachwirkungen der Regenflut sind noch immer spürbar, wie Schweizer vor Ort berichten.
«Es fallen noch einige U-Bahnen-Linien aus. Die Gefahr, dass Keller überfluten, ist nicht gebannt. Und es könnte zu weiteren Stromausfällen kommen. Aber die grosse Gefahr scheint vorüber zu sein», sagt Markus G*.
Der 50-jährige Schweizer Geschäftsmann ist heute erstmals seit Freitag wieder in sein Büro in der Innenstadt gefahren. «Das geht gut», sagt er. «Die Autobahnen um Wien sind zum Teil gesperrt, Zugstrecken ebenso. Das spielt für mich aber keine Rolle – ich wohne in der Nähe.»
Günstige Konzerttickets, weil Auswärtige wegen Unwetter nicht anreisen konnten
Weniger vom Mega-Unwetter mitbekommen hat Robert S. Er lebt im 2. Bezirk und hat grosses Glück: «Das Leben verläuft hier ziemlich normal», sagt er zu Nau.ch.
Seit gestern Nachmittag gegen 17 Uhr würde es in der Stadt auch nicht mehr regnen.
Der Student selbst ist gestern Abend sogar an einem Konzert gewesen. «Da hat man nichts gemerkt», sagt er. Die Stadthalle mit Platz für 16'000 Menschen war ausverkauft.
«Wir haben unsere Karten allerdings gestern auf ‹Willhaben› (ein Online-Marktplatz, Anm. der Red.) für 35 Euro (ungefähr 33 Franken) statt 65 (ungefähr 61 Franken) gekauft.»
Denn: «Die Verkäufer wollten, beziehungsweise konnten, nicht von ausserhalb Wiens anreisen», erklärt Robert S. weiter.
Andere Regionen in Österreich sind deutlich stärker vom Unwetter betroffen.
Touris sitzen wegen Unwetter tagelang auf Flusskreuzfahrtschiff fest
Besonderes Pech haben die 99 Schweizer Passagiere eines Flusskreuzfahrtschiffs der Thurgau-Travel-Flotte. Sie stecken aufgrund des Hochwassers auf der Donau in Wien fest. Das Schiff hatte am Freitag trotz Vorhersagen von schweren Unwettern seine Reise nach Budapest fortgesetzt.
Geschäftsführer Daniel Pauli-Kaufmann verteidigt die Entscheidung gegenüber SRF. Er sagt, dass zu diesem Zeitpunkt auch für Experten nicht abzusehen war, dass die Donau nicht befahrbar sein könnte.
Die lokale Schifffahrtsgesellschaft DDSG hatte aber durchaus bereits Ende letzte Woche eine Warnung ausgesprochen. Sie sprach von «extremen Wetterbedingungen und dem zu erwartenden Anstieg des Flusspegels der Donau an manchen Stellen». Auch wurde gewarnt, dass dies zu Einschränkungen führen könnte.
Wann die Passagiere das Schiff verlassen können, ist unklar. Spekuliert wird auf Dienstag. Weitere Regenfälle würden den unfreiwilligen Aufenthalt in Wien jedoch auf jeden Fall verlängern.
*Name von der Redaktion geändert.