Vatikan: 40 Jahre alter Cold Case wieder neu aufgerollt
Vor fast 40 Jahren ist eine 15-Jährige aus dem Vatikan verschwunden. Ermittler nehmen nun den Fall wieder auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit fast 40 Jahren gilt Emanuela Orlandi aus dem Vatikan als vermisst.
- Ermittler aus Italien und dem Vatikan wollen den Fall nun wieder aufrollen.
- Ein Angehöriger beschuldigte Ex-Papst Johannes Paul II. in den Fall involviert zu sein.
Fast 40 Jahre ist es her, dass ein 15-jähriges Mädchen im Vatikan spurlos verschwunden ist. Nun hat die Staatsanwaltschaft von Rom den Fall neu aufgerollt und die Ermittlungen wieder aufgenommen.
Wie verschiedene Medien am Montag berichten, würden Italien und die vatikanischen Strafverfolger dieses Mal den Fall gemeinsam untersuchen wollen.
Fall um vermisstes Mädchen aus dem Vatikan gibt Rätsel auf
Schon im Januar hatte der Vatikan angekündigt, dem Verdacht und den Hinweisen nachzugehen, wonach Emanuela Orlandi entführt oder ermordet wurde. Bei der Vermissten handelt es sich um die Tochter eines Kurien-Angestellten und Staatsbürgerin des Vatikans,
Die Teenagerin kam am 22. Juni 1983 nach einer Musikstunde in der Altstadt Roms nicht mehr nach Hause. Eine Leiche wurde nie gefunden. Der Fall gilt als äusserst dubios und erlangte auch international etwa durch eine eigene Netflix-Serie («Vatican Girl») Bekanntheit.
Es gibt etliche Gerüchte und Theorien, darunter etwa, dass Orlandi entführt wurde, um den Papst-Attentäter Ali Agca freizupressen. Oder, dass die junge Frau von einem hohen Beamten der Kurie missbraucht wurde. Oder aber, dass der römische Mafiaclan Banda della Magliana in den Fall verstrickt ist.
Bruder von Vermisster beschuldigt Ex-Papst
Pietro Orlandi, der Bruder der Vermissten, hatte zuletzt für Aufsehen gesorgt mit Bemerkungen, wonach der frühere Papst Johannes Paul II. in die Causa involviert sein solle. Dafür wurde er heftig kritisiert, selbst Papst Franziskus verurteilte derartige Unterstellungen.
Nun entschied die Staatsanwaltschaft in Rom, sich der Sache nach zuvor bereits zwei archivierten Untersuchungen noch einmal anzunehmen.
Dabei wolle man sich auch mit den vatikanischen Ermittlern austauschen, hiess es. «Das ist eine gute Nachricht», sagte Laura Sgrò, die Anwältin der Familie Orlandi, der Nachrichtenagentur Ansa am Montag. Sie forderte eine ehrliche Kooperation der beiden Stellen. «Das wünschen wir uns schon seit Jahren, um die Wahrheit über Emanuela herauszufinden.»
Der Fall beschäftigt auch die Politik in Italien. Im März stimmte eine der zwei Parlamentskammern in Rom für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses.