Vatikan zieht rote Linie für Reformstreben der deutschen Bischöfe
Der Vatikan hat im Streit mit der katholischen Kirche in Deutschland über deren Reformbestreben eine klare rote Linie gezogen.
Das Wichtigste in Kürze
- Nuntius: Synodaler Rat darf auch von keinem Bischof errichtet werden.
In einem zur Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz in Dresden am Montag veröffentlichten Grusswort schreibt der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, dass auf keiner Kirchenebene der von der deutschen Kirche geplante synodale Rat aus Klerikern und Laien möglich ist.
Eterovic bezieht sich in seinem Grussschreiben auf die Diskussion, die ein vor einem Monat von mehreren Kardinälen veröffentlichter Brief ausgelöst hat. Darin wird der Bischofskonferenz mit ausdrücklicher Unterstützung von Papst Franziskus die Befugnis abgesprochen, wie geplant einen synodalen Rat einzurichten. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, kündigte nach diesem Brief dennoch an, an dem synodalen Rat festhalten zu wollen.
Eterovic, der der Botschafter Roms in Deutschland ist, schreibt nun ergänzend zum damaligen Brief des Vatikan: «Ich wurde deshalb von Amts wegen beauftragt zu präzisieren, dass nach richtiger Auslegung des Inhalts dieses Schreibens nicht einmal ein Diözesanbischof einen synodalen Rat auf diözesaner oder pfarrlicher Ebene errichten kann.»
Das bedeutet, dass nicht nur die Bischofskonferenz keine Befugnis hat, sondern dass auch kein einzelner Bischof in seinem Zuständigkeitsbereich solch ein Gremium einsetzen darf.
In Deutschland endet gerade der sogenannte synodale Weg, mit dem Kleriker und Laien die Kirche reformieren wollen. Als konkretes Werkzeug soll dauerhaft ein synodaler Rat eingeführt werden, in dem an Reformen gearbeitet wird. Auf der nächsten Versammlung sollen Mitglieder eines synodalen Ausschusses gewählt werden, der den synodalen Rat in den kommenden drei Jahren vorbereiten soll.
Anders als einen synodalen Rat befürwortete Eterovic solch einen synodalen Ausschuss als eine Möglichkeit auch für die deutsche Kirche. Dieser synodale Ausschuss solle beratenden Charakter haben. Wichtigen Dokumenten könne die Bischofskonferenz mit Zweidrittelmehrheit zustimmen. Allerdings mahnte der Botschafter des Vatikan in Deutschland, Synodalität in der Kirche sei «mehr eine Frage des Geistes und des Stils als der Strukturen».
Statt neue Einrichtungen zu gründen, sollten die bestehenden Gremien im synodalen Geist belebt werden. Eterovic nannte dabei konkret den Priesterrat, das Konsultorenkollegium, den Pastoralrat oder den Rat für die wirtschaftlichen Angelegenheiten – im Wesentlichen sind dies Gremien, die vom ausschliesslich männlichen Klerus geprägt sind. Im Gegensatz dazu strebt der synodale Weg aber eine stärkere Beteiligung der Laien und der Frauen an.
Der Apostolische Nuntius warnte indirekt auch vor einer Spaltung der Kirche durch das deutsche Reformstreben. Dabei verwies er auf «dramatische Zeiten in der Menschheitsgeschichte» mit vielen kriegerischen Auseinandersetzungen, darunter der Krieg Russlands gegen die Ukraine. «In diesem schwierigen historischen Kontext erscheint die Einheit der katholischen Kirche umso mehr als der grosse Schatz, nicht zuletzt für den Frieden in der Welt und die Einheit der Menschheit.» Deshalb sollten nicht die Fliehkräfte gestärkt werden, sondern die Einheit unter den Bischöfen und mit dem Papst.