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Was Grönlands Rohstoffe für die EU bedeuten

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Deutschland,

Nicht nur für Trumps USA sind Grönlands Mineralvorkommen höchst lukrativ. Auch in der EU hat man längst erkannt, welches Potenzial unter anderem in den seltenen Erden der Eisinsel steckt.

Mineralvorkommen Grönland
Der Mineralforscher Jakob Kløve Keiding steht in seinem Institut Geus. - dpa

US-Präsident Donald Trump hat sein Interesse an einer Übernahme Grönlands jüngst einmal mehr mit der nationalen Sicherheit begründet. Doch Beobachter gehen davon aus, dass hinter seinen Begehrlichkeiten neben allen militärischen Gedankenspielen vor allem auch ein wirtschaftlicher Grund steckt: Grönlands umfassende Vorkommen kritischer Rohstoffe. Wie wichtig Trump solche Bodenschätze sind, zeigt nicht zuletzt sein Buhlen um die Rohstoffe in der Ukraine.

Was sind kritische Rohstoffe und wozu sind sie gut?

Kritische Rohstoffe (CRM) sind Materialien mit grosser wirtschaftlicher Bedeutung und zugleich hohem Versorgungsrisiko. Darunter sind die viel beachteten seltenen Erden (REE), bei denen es sich um 17 Metalle handelt, die wiederum als neun schwere und acht leichte seltene Erden zusammengefasst werden. Sie stecken in allerlei täglichen Gebrauchsgegenständen wie Smartphones, Laptops und Fernsehern. Je nach Bauart benötigen diese Elektrogeräte unter anderem Yttrium, Praseodym, Terbium und Dysprosium.

Gerade für die grüne Umstellung sind Seltenerdmetalle grundlegend wichtig: Sie werden unter anderem in Elektroautos und Windkrafträdern verbaut. Diese Produkte brauchen starke Permanentmagnete, die im Falle der E-Autos je nach Motorengrösse bis zu mehrere Kilogramm Neodym und Praseodym enthalten können.

Was macht sie für die EU und für Trumps USA interessant?

Deutschland verfügt über eine leistungsfähige Industrie, aber nur über wenige kritische Rohstoffe. Deutsche Unternehmen sind daher ebenso auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen wie Konzerne in anderen EU-Ländern. Besonders deutlich wird dies bei den seltenen Erden: Einerseits ist die EU ein Weltmarktführer etwa bei der Herstellung von Pkw-Motoren und Windturbinen, andererseits deckt sie ihren Bedarf an Seltenerdmagneten fast ausschliesslich mit Importen aus China, das wiederum absoluter Weltmarktführer in dem Bereich ist.

Solch eine Abhängigkeit macht die EU anfällig für geopolitische Spannungen: Sie hätte ein gehöriges Problem, wenn China die Belieferung aus politischen oder strategischen Gründen – etwa im Zuge eines Zollstreits – drosseln oder gar einstellen würde. Gerade mit Blick auf die EU-Klimapolitik und die Digitalisierung wäre das fatal.

Nun schert sich Trump bekanntlich wenig ums Klima, wohl aber ums grosse Geld und auch darum, jegliche Führungsrolle Chinas einzudämmen – und da kommt das zum Königreich Dänemark zählende, ressourcenreiche Grönland ins Spiel. «Ich denke, Trump ist mehr an den seltenen Erden interessiert als daran, Militär auf Grönland zu haben», schätzt die frühere grönländische Finanzministerin Maliina Abelsen ein, die heute Aufsichtsratsvorsitzende beim Fischereikonzern Royal Greenland ist.

Was bedeuten Grönlands Bodenschätze für die EU?

Auch die EU hat die Rohstoffe längst in den Blick genommen. Vor knapp einem Jahr eröffnete Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein EU-Büro in der Hauptstadt Nuuk und unterzeichnete dabei zwei Kooperationsabkommen mit einem Gesamtvolumen von 94 Millionen Euro – ein Teil davon soll in Wertschöpfungsketten für Energie und kritische Rohstoffe investiert werden.

Zu den Rohstoffen wurde schon Ende 2023 eine Vereinbarung getroffen, die Grönland als strategischen Rohstofflieferanten für den ökologischen Wandel in Europa positionieren soll. Dabei geht es nicht nur um seltene Erden, sondern zum Beispiel auch um Kupfer, Graphit und Lithium: Insgesamt hat die EU 34 kritische Rohstoffe identifiziert, die für den grünen und digitalen Wandel notwendig sind – und 23 davon finden sich in Grönland, wie der Mineralforscher Jakob Kløve Keiding vom Geologischen Dienst für Dänemark und Grönland (Geus) sagt.

Bei mehreren davon wird das Potenzial in Grönland als überaus hoch eingestuft. «Manche der grönländischen Lagerstätten für seltene Erden zählen zu den grössten der Welt», sagt Keiding. Allein in den Stätten Kringlerne und Kvanefjeld in Südgrönland lagern viele Millionen Tonnen ungenutzter Seltenerdelemente. Weitere grosse Lagerstätten für REE und andere Rohstoffe finden sich im Südwesten und im Osten Grönlands.

Wie könnte Grönland profitieren?

Dass diese Bodenschätze einen immensen Wert haben, liegt auf der Hand. Wie hoch dieser genau sei, lasse sich nur schwer abschätzen, sagt Keiding. Nur so viel: «Sie sind nichts wert, solange sie im Boden bleiben.»

Womit wieder Trumps USA und von der Leyens EU ins Spiel kommen. Denn der blosse Rohstoffabbau werfe nicht das grosse Geld ab, sondern vielmehr die späteren Schritte in der Wertschöpfungskette – und das Know-how dafür gebe es hauptsächlich in China, sagt Keiding. Sowohl in den USA als auch in der EU arbeite man daran, aufzuholen. «Man hat realisiert, dass China praktisch ein Monopol innehat und den Markt kontrolliert.»

Grönland ist heute weitgehend von der Fischerei und einem dänischen Finanzzuschuss in Höhe von umgerechnet mehr als 500 Millionen Euro pro Jahr abhängig. Allein schon die Einkünfte aus Bergbaulizenzen und -steuern könnten für die 57'000-Einwohner-Insel ein neues wirtschaftliches Standbein bedeuten. «98 Prozent unseres Exports stammen momentan aus der Fischerei», sagt Ex-Ministerin Abelsen. Der Mineralsektor könne ebenso wie der Tourismus zu einer breiter aufgestellten Wirtschaft beitragen – die Grönland wiederum für eine viel diskutierte mögliche Unabhängigkeit von Dänemark benötigt.

Gibt es Schattenseiten des Abbaus?

Ja, und zwar in Form von Risiken für die sensible arktische Umwelt, aber auch für die Menschen vor Ort etwa durch radioaktive Beiprodukte. Auf Grönland haben diese Schattenseiten sogar die letzte Parlamentswahl 2021 entschieden: Damals wurde öffentlich um ein australisches Minenprojekt zur Gewinnung von seltenen Erden und Uran in Südgrönland gestritten. Die linke Partei IA gewann die Wahl, indem sie sich gegen das Projekt positionierte. Ein halbes Jahr später wurde die Gewinnung von Uran verboten.

Ein weiteres Problem sind die rauen arktischen Bedingungen und hohen Betriebskosten. «Wir sind ein abgelegener Ort, weshalb es so teuer ist, Mineralien in Grönland abzubauen. Daher sind wir auch oft die letzte Option, die in Betracht gezogen wird», sagt Abelsen. «Aber da uns die seltenen Erden ausgehen, wird es offensichtlich attraktiver, wieder Richtung Grönland zu blicken.»

Kommentare

User #1534 (nicht angemeldet)

Da müssen wir das Global-Warming aber sehr beschleunigen um all das Eis zu schmelzen.

User #3741 (nicht angemeldet)

Somit klar, warum Trump Grönland will.......

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