Wegen Abtreibung: Papst löst diplomatische Krise mit Belgien aus
In Belgien hat Papst Franziskus unter anderem Abtreibungsärzte als «Auftragsmörder» bezeichnet. Nun hat die Regierung den Botschafter des Vatikans einbestellt.
Scharfe Worte des Papstes gegen Abtreibung haben eine diplomatische Krise zwischen Belgien und dem Vatikan ausgelöst. Wie «La Repubblica» berichtet, nannte Belgiens Ministerpräsident Alexander De Croo die Aussagen des Papstes «inakzeptabel».
Franziskus hatte während seiner Belgien-Reise Abtreibung als «Mord» und beteiligte Ärzte als «Auftragsmörder» bezeichnet. De Croo forderte daraufhin Respekt für die Entscheidungsfreiheit von Frauen über ihren Körper, wie unter anderem «kirche-und-leben.de» zitiert.
Der Papst hatte zudem belgische Abtreibungsgesetze als «kriminell» kritisiert. Laut «kath.ch» lobte er explizit den belgischen König Baudouin, der 1990 kurzzeitig abdankte, um ein Abtreibungsgesetz nicht unterzeichnen zu müssen.
Eskalation nach Papstbesuch
Die nun eskalierten Spannungen waren bereits während des päpstlichen Besuchs in Belgien deutlich geworden. So hatte De Croo den auch die belgische Kirche betreffenden Missbrauchsskandal bei der Begrüssungszeremonie in ungewöhnlicher Deutlichkeit angeprangert.
Das Oberhaupt der Katholischen Kirche war daraufhin vom Redemanuskript abgewichen und hatte um Vergebung gebeten. Auf dem Rückflug wiederholte er dann seine harte Kritik an Abtreibung, wie «kirche-und-leben.de» berichtet.
De Croo erklärte im Parlament, es sei inakzeptabel, dass ein ausländisches Staatsoberhaupt belgische Gesetze so kritisiere. «Der Standard» zitiert ihn: «Die Zeit, in der die Kirche das Gesetz diktierte, ist vorbei.»
De Croo bestellt Botschafter ein
Als Reaktion auf die päpstlichen Äusserungen zitierte De Croo den Vatikan-Botschafter zu sich. Erzbischof Franco Coppola musste sich die Kritik der belgischen Regierung anhören.
Der Besuch des Papstes am Grab von König Baudouin sei «rein privat» gewesen, betonte De Croo. Franziskus hatte dort für Baudouins Seligsprechung plädiert und dessen Haltung zur Abtreibung gelobt.
🔴Le Pape annonce l’ouverture du procès de #béatification du roi Baudouin, avant de quitter la Belgique.
— KTOTV (@KTOTV) September 29, 2024
« Que son exemple d'homme de foi éclaire les dirigeants »
👉Messe #PapeEnBelgique 🇧🇪: https://t.co/c4wcAzL9RU pic.twitter.com/Q00ePXwg35
Die Wortwahl des Papstes löste eine neue Debatte im belgischen Parlament aus. Obwohl Franziskus solche Formulierungen schon früher verwendete, sorgen sie nun für diplomatische Verstimmungen.
Papst gegen Verhütung und Abtreibung
Papst Franziskus vertritt in Sexualfragen die traditionelle katholische Lehre. Er lehnt Abtreibung, künstliche Verhütung und gleichgeschlechtliche Ehen strikt ab.
Gleichzeitig betont er die Würde der Frau und fordert ihre stärkere Beteiligung in der Kirche. In Einzelfällen befürwortet er einen barmherzigen Umgang mit Geschiedenen und Homosexuellen.