GPS-Störungen sind die neue Masche von Kreml-Chef Wladimir Putin. Besonders hart trifft es nun eine Stadt im Nachbarland Estland, einem Nato-Territorium.
Tartu Wladimir Putin
Die estnische Stadt Tartu ist nun von der Aussenwelt abgeschnitten. Grund: Wladimir Putin stört den Flugbetrieb. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Putin stört GPS-Signale und isoliert damit die estnische Stadt Tartu.
  • Bis Ende Mai sind die Flüge dorthin eingestellt.
  • Experten sehen das als russischen Angriff auf den Westen.
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Wladimir Putin hat seine Störaktionen auf das Territorium der Nato ausgeweitet. Seit mehr als einem Monat werden von der russischen Enklave Kaliningrad aus GPS-Signale von Flugzeugen gestört. Nun ist ein zweiter Störsender nahe Sankt Petersburg aktiv geworden.

Diese Aktionen haben ernsthafte Konsequenzen: Die estnische Stadt Tartu mit 93'000 Einwohnenden ist seit Montag nicht mehr per Flugzeug erreichbar, wie die «Bild» berichtet. Die Airline Finnair musste ihre Flüge einstellen. Zuvor war sie sechsmal pro Woche von der finnischen Hauptstadt Helsinki ins estnische Tartu geflogen.

Waren Sie schon einmal in Estland?

Bis zum 31. Mai werden die Flüge ausgesetzt, wie Finnair mitteilt. «Die derzeit am Flughafen Tartu verwendeten Anflugverfahren basieren auf einem GPS-Signal. GPS-Störungen in dem Gebiet beeinträchtigen die Nutzbarkeit dieses Verfahrens.»

Wladimir Putin
Diese Karte zeigt, wie Störsender von Wladimir Putin den Flugverkehr in Estland stören. - Screenshot X/@auonsson

Der unabhängige schwedische Signal-Experte Markus Jonsson bestätigt auf X, dass die GPS-Störungen aus Russland stammen. Er teilt eine Karte, die die sich überschneidenden Funkhorizonte gestörter Flugzeuge zeigt.

Wladimir Putin verstösst gegen Funkvorschriften

Auch die estnische Botschafterin in Deutschland bestätigt einen entsprechenden Angriff. Marika Linntam sagt gegenüber der «Bild»: «Russlands Agieren hat Auswirkungen auf GPS-Geräte im Luftraum unserer Region. Dies verstösst gegen die Funkvorschriften der Internationalen Fernmeldeunion, wonach das Verursachen von Störungen dieser Art verboten ist.»

Die estnischen Behörden seien im Kontakt mit den Nachbarländern und suchten nach Lösungen, um den Flugverkehr wiederherzustellen.

wladimir putin
Wladimir Putin stört offenbar die GPS-Signale im europäischen Luftraum.
gps
Ein britischer Regierungsflieger mit Verteidiungsminister Grant Shapps an Bord war bereits betroffen.
ryanair
Auch Ferienflieger sind betroffen – über 2300 Ryanair-Flüge hatten bereits mit GSP-Störungen zu kämpfen.
gps
Für den sicheren Betrieb ziviler Flugzeuge stellt GSP-Spoofing eine Bedrohung dar.

Militärexperten werten die Störaktionen als Angriff von Wladimir Putin auf den Westen. Der ehemalige US-General Ben Hodges sagt: «Russland befindet sich im Krieg mit uns, auch wenn wir es nicht merken.»

Die EU und die Nato müssten wirksame Mittel finden, um die Störungen zu unterbinden, fordert er.

Und Artur Rehi, estnischer Reserveoffizier und Russland-Beobachter, spricht von einer «Eskalation von Russlands hybriden Angriffen auf den Westen». Er fordert eine Überarbeitung der Strategie als Reaktion auf diese Entwicklungen.

Auch Swiss von GPS-Störungen betroffen

Die Störaktionen nennt man im Fachjargon GPS-Spoofing. Dabei werden GPS-Signale absichtlich gestört oder gefälscht. Diese Manipulationen können dazu führen, dass Pilotinnen und Piloten falsche Positionen und Höhen angezeigt bekommen. So können ihre Flugzeuge vom Kurs abkommen.

Insbesondere Flüge nahe von Kriegsgebieten wie der Ukraine oder dem Nahen Osten sind davon häufig betroffen. Auch die Fluggesellschaft Swiss kämpft täglich gegen solche Störungen.

Fluggesellschaft Swiss
Auch die Fluggesellschaft Swiss hat mit GPS-Störungen zu kämpfen. - Keystone

Die Swiss beschwichtigte aber kürzlich: Das GPS-Spoofing stelle keine Gefahr für den Flugbetrieb dar. «Wir haben genügend Subsysteme, die dieses GPS-Problem kompensieren können.»

Aber was will Wladimir Putin mit den Störungen des europäischen Luftraums bezwecken?

Es könnte sein, dass er so im Ukraine-Krieg den Schutz seiner Infrastruktur gegen feindlichen Beschuss testen will. Denn in Kaliningrad probiert die Armee immer wieder neue Systeme ihrer elektronischen Kampfführung aus.

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