Wladimir Putin will in Rede Schwäche als Stärke verkaufen
Erstmals nach Beendigung des Aufstands der Wagner-Truppen hat sich Wladimir Putin an die Nation gewandt. Das sind die Reaktionen dazu.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Aufstand der Wagner-Truppen in Russland wurde beendet.
- Am Montagabend hat sich Wladimir Putin deshalb ans Volk gewandt.
- Das nationalistisch-imperialistische Lager soll ob seiner Aussagen enttäuscht sein.
Nach der Beendigung des Aufstands der Wagner-Truppen hat sich Wladimir Putin am Montagabend ans russische Volk gewandt. Dabei bedankte sich der russische Präsident bei den Sicherheitskräften und der Bevölkerung für den Rückhalt. Auf seinen Befehl hin sei alles getan worden, um Blutvergiessen zu verhindern.
Auch kündigte Putin an, dass die Wagner-Truppe in die russischen Streitkräfte eingegliedert werden sollen. Der Präsident bezeichnet die Kämpfer trotz Putsch-Versuch in einer TV-Ansprache als Patrioten. Die Organisatoren des Aufstands hat er jedoch scharf verurteilt, ohne aber Wagner-Chef Prigoschin namentlich zu nennen. Diese seien vom Westen unterstützt worden, behauptet Putin.
Putin will seine Schwäche als Stärke verkaufen
Gemäss dem SRF-Sonderkorrespondenten in Moskau, Christof Franzen, ist es eine «trotzige Rede mit relativ wenig News-Gehalt» gewesen. «Das nationalistisch-imperialistische Lager hat sich heute sehr enttäuscht von der Rede Putins gezeigt», erklärt Franzen. Denn dieses hätte Wechsel im russischen Verteidigungsministerium verlangt.
Die «Frankfurter Allgemeine» schreibt, Putins Rede wirke, «als wolle er das, was viele als Schwäche deuten, nämlich die Zögerlichkeit der russischen Sicherheitsleute und Soldaten, gegen die Aufständischen vorzugehen, als Stärke verstanden wissen.» Und: Er wolle «ein Signal der Einheit aussenden, wo gerade noch Spaltung war».
Potenzial der Wagner-Truppen könnte im Ukraine-Krieg fehlen
Prigoschin soll sich aktuell in Belraus aufhalten. Beweise dafür gibt es aber noch keine. ARD-Korrespondent Olaf Bock glaubt, dass sich die Wagner-Gruppe ohne Prigoschin in einer anderen Struktur wiederfinden muss. Oder sich vom russischen Militär verabschieden muss.
«Die Söldner haben besondere Fähigkeiten im kriegerischen Sinn – beispielsweise bei der Eroberung von Städten und Ortschaften und deren Verteidigung. Militär-Analysten sagen, dass dieses Potenzial in der russischen Armee dann fehlt. Und dies könnte dann zu Schwierigkeiten führen, wenn man sich die Kriegssituation derzeit anschaut», erläutert Bock.
Auch Österreichs Chefdiplomat Alexander Schallenberg äusserte sich zu den neusten Ereignissen in Russland: «Es gibt Risse im russischen Gebälk, es gibt Risse im Machtgefüge. Und es ist nicht immer so, wie Russland das nach aussen darstellt.»
Joe Biden streitet Vorwürfe von Wladimir Putin ab
Die versuchte Revolte könnte laut Finnlands Aussenamtschefin Elina Valtonen für das Regime von Wladimir Putin der Anfang vom Ende sein. «In jedem autoritären Staat ist es so, dass alles sehr stabil scheint, bis eines Tages nichts mehr stabil ist. Ich gehe davon aus, dass es mit Russland auch so weitergehen wird», so Valtonen.
Trotz der Vorwürfe Putins, der versuchte Putsch sei vom Westen unterstützt worden, streitet Joe Biden dies ab: «Wir haben klargestellt, dass wir nicht beteiligt sind. Wir hatten nichts mit dieser Sache zu tun», sagt Biden.