Arbeitsbelastung: Wer über Stress klagt, erscheint weniger kompetent
Forscher haben herausgefunden, dass die Zurschaustellung einer hohen Arbeitsbelastung unsympatisch macht und einen inkompetent erscheinen lässt.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine US-Studie fand heraus, dass Äusserungen über Stress bei anderen nicht gut ankommen.
- Man wirkt automatisch unsympathischer und wird als inkompetent eingeschätzt.
- Menschen, die nur Stress hatten, ohne sich zu beschweren, lösten solche Effekte nicht aus.
Eine US-Studie fand heraus, dass Stress unbeliebt macht – zumindest, wenn man sich lautstark darüber beschwert. Ein Team um Jessica Rodell von der University of Georgia verglich in zwei Experimenten die Wirkung von entsprechenden Äusserungen auf Kollegen und Kolleginnen. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin «Personnel Psychology» veröffentlicht.
So wurde etwa eine Gruppe von Versuchspersonen zu einem fiktiven Arbeitskollegen befragt, der gerade von einer Konferenz zurückgekehrt war. Die Probanden sollten sagen, wie sympathisch und wie kompetent sie ihn finden und ob sie ihm bei ihrer nächsten Aufgabe helfen wollten. Wenn der fiktive Kollege damit prahlte, wie gestresst er war und dass die Konferenz nur eine weitere Aufgabe auf seiner To-do-Liste darstellte, wurde er automatisch weniger gemocht. Überdies wurde er auch sofort als weniger kompetent eingeschätzt und man wollte ihm weniger helfen.
Stressende Gestresste
Die Ergebnisse wurden auf der Praxisebene bestätigt. Auch hier sollten Probanden ihre Kollegen einschätzen.
Wenn Arbeitnehmer sich mit ihrer hohen Arbeitsbelastung vor anderen brüsteten, erkrankten deren Kolleginnen oder Kollegen häufiger an Burnout. Die Gestressten stressten. Kollegen, die hingegen nur als überlastet wahrgenommen wurden oder beiläufig über Stress sprachen, hatten keine solche Wirkung auf ihr Umfeld.
Ein möglicher Grund dafür: Wenn Personen im Unternehmen mit ihrer Arbeitsbelastung prahlen, signalisiert das den anderen, dass die hohe Arbeitsbelastung erwartet werde. Die Forscher empfahlen Führungskräften deshalb, auf derartiges Verhalten bei Angestellten zu achten.