Atommüll-Umwandlung in Deutschland laut Studie technisch möglich
Schweizer Start-up Transmutex könnte die Strahlungsdauer von Atommüll drastisch reduzieren.
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Eine Umwandlung von Atommüll in weniger schädliche Stoffe ist einer Studie zufolge technisch machbar. Mit einer Anlage des Schweizer Start-ups Transmutex aus Genf könnte demnach die Strahlungsdauer von radioaktivem Abfall deutlich verringert werden. Die Umsetzungsstudie für den Bau einer sogenannten Transmutationsanlage wurde von der Deutschen Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind) in Auftrag gegeben.
Dabei spielten Expertinnen und Experten der Technischen Universität München und des TÜVs ein Szenario durch, bei dem die Umwandlungsanlage in einem der stillgelegten Atomkraftwerke in Deutschland entsteht, die zurzeit als Zwischenlager für Atommüll dienen. Bei der Transmutation handelt es sich um eine spezielle Behandlung radioaktiver Abfälle. Sie soll vor allem dafür sorgen, dass die Strahlungsintensität des Mülls verringert und die Strahlungsdauer extrem verkürzt wird.
Wie funktioniert diese revolutionäre Methode?
Um diese Ziele zu erreichen, werden bei dieser Methode die Atomkerne alter Brennstäbe mit Neutronen beschossen. Dabei sollen die Kerne zerfallen und weniger gefährliche Elemente entstehen. Neben der eigentlichen Umwandlung der radioaktiven Abfälle ermöglicht das Projekt der Studie zufolge auch die Rückgewinnung verschiedener wertvoller Materialien aus abgebrannten Brennelementen.
Dazu gehören unter anderem Uran sowie die wertvollen Edelmetalle Rhodium und Ruthenium, die in verschiedenen Industriezweigen benötigt werden. Daneben fallen bei dem Umwandlungsprozess die Edelgase Xenon und Krypton an. Ausserdem können die Elemente Cäsium und Strontium gewonnen werden, die unter anderem als sogenannte Radioisotope in der Medizin oder Forschung verwendet werden.
Welche Rolle spielt das Schweizer Start-up?
Die Studie geht in dem Anwendungsszenario davon aus, dass eine Anlage des Schweizer Start-ups Transmutex aus Genf zum Einsatz kommen würde. Als möglicher Standort komme eines der 16 Zwischenlager für Atommüll in Deutschland infrage. Die nicht wiederverwertbaren Abfälle des untersuchten AKW liessen sich voraussichtlich innerhalb der Mindestbetriebsdauer der Anlage von 50 Jahren umwandeln.
Die Strahlungsdauer werde dadurch von einer Million Jahre auf rund 800 Jahre verringert. Nach Berechnungen von Transmutex wäre auch in der Schweiz eine Reduktion des Volumens und der Langlebigkeit von hochradioaktivem Abfall theoretisch möglich. «Die Technologie Transmutation beobachten wir seit Jahrzehnten. Dass Transmutation von manchen hochradioaktiven Abfällen (Brennelementen) theoretisch möglich ist, ist bekannt», schreibt die Nagra.
Was bedeutet das für die Zukunft der Kernenergie?
Ein Tiefenlager bräuchte es laut der Nagra aber trotzdem. Denn auch ein Transmutationsreaktor produziert Atommüll. Und die schwach- und mittelaktiven Abfälle der Schweiz können demnach nicht transmutiert werden.
Die Transmutation des hochaktiven Abfalls der Schweiz würde zudem einen Wiedereinstieg der Schweiz in die Kernenergie bedeuten, so die Nagra weiter. Die heutige Gesetzgebung der Schweiz lasse die Einführung einer solchen Technologie zurzeit also nicht zu.