Mikroplastik kann nicht nur in den Körper, sondern auch ins Gehirn gelangen. Dort erhöht es das Risiko von bestimmten Erkrankungen.
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Ein Modell von einem Gehirn. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Mikroplastik kann für Menschen gefährlich sein.
  • Unter anderem können die Partikel auch ins Gehirn gelangen.
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Winzige Mikro- und Nanoplastikpartikel (MNP) können nicht nur wie bekannt unter anderem über die Nahrung in den Körper gelangen. Sondern sogar bis ins Gehirn. Wie diese Teilchen es schaffen, die Blut-Hirn-Schranke zu durchqueren, wurde in einer Forschungsarbeit der MedUni Wien gezeigt.

Die im Fachjournal «Nanomaterials» publizierte Studie stellt die Grundlage für weitere Forschungen zum Schutz von Mensch und Umwelt dar. Dies teilte die Hochschule am Freitag mit.

Die Studie wurde in Tieren unter oralen Gaben von Mikro- und Nanoplastikpartikeln aus Polystyrol durchgeführt. Einem weit verbreiteten Kunststoff, der z.B. in Lebensmittelverpackungen verwendet wird.

Dabei stellte das Forschungsteam um Lukas Kenner (Klinisches Institut für Pathologie der MedUni Wien/Abteilung für Labortierpathologie der Vetmeduni) fest: Winzige Polystyrol-Teilchen sind bereits zwei Stunden nach der Aufnahme im Gehirn nachzuweisen. Mithilfe von Computermodellen entdeckten die Forschenden nun, dass eine bestimmte Oberflächenstruktur (biomolekulare Korona) entscheidend ist. Sie sorgt für die Passage der Plastikpartikel ins Gehirn.

Plastik im Gehirn als Gefahr für die Gesundheit

Die Blut-Hirn-Schranke ist eine wichtige zelluläre Barriere, die das Gehirn vor dem Eindringen von Krankheitserregern oder Giften schützt. Zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Plastikteilchen im Körper wird intensiv geforscht. So wurden MNP im Magen-Darm-Trakt bereits mit lokalen Entzündungs- und Immunreaktionen sowie mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht.

«Im Gehirn könnten Plastikpartikel das Risiko von Entzündungen oder neurologischen Störungen erhöhen.» Sogar neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson können so häufiger werden, erläuterte Kenner. Weitere Forschung sei aber erforderlich.

Nanoplastik wird mit einer Grösse von unter 0,001 Millimeter definiert. Mikroplastik ist mit 0,001 bis 5,0 Millimeter teilweise noch mit freiem Auge sichtbar. In die Nahrungskette gelangen MNP unter anderem aus Verpackungsabfall.

Dabei spielt nicht nur die feste, sondern auch die flüssige Nahrung eine Rolle: Wer die empfohlenen 1,5 bis zwei Liter Wasser aus Plastikflaschen trinkt, nimmt rund 90'000 Plastikpartikel pro Jahr zu sich. Wer jedoch zu Leitungswasser greift, kann die aufgenommene Menge auf 40'000 reduzieren, erläuterte die MedUni.

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