Studie

Coronavirus: Britische Forscher stecken Freiwillige mit Virus an

Jannis Zbinden
Jannis Zbinden

Grossbritannien,

Britische Wissenschaftler arbeiten an einer kontroversen Studie rund um das Coronavirus. Freiwillige Probanden werden extra mit dem Virus infiziert.

Coronavirus
Ein Forscher geht durch ein Labor. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Forscher arbeiten an einer Studie, in der 90 Testpersonen mit dem Virus angesteckt werden.
  • Sie wollen damit besser verstehen, was das Virus in unserem Körper anstellt.
  • Die Probanden sollen nicht krank, sondern nur mit dem Virus infiziert werden.

Obwohl das Coronavirus seit einem Jahr unseren Alltag prägt, sind noch viele Fragen ungeklärt. Fragen wie: Warum trifft es gewisse Menschen so viel härter als andere? Oder was genau das Immunsystem macht, wenn es das Virus abwehrt?

Bisher konnten nur Rückschlüsse und Erkenntnisse aus den Corona-Fällen hergeleitet werden. Doch in der realen Welt sind die Verhältnisse für wissenschaftliche Erkenntnisse viel zu unsauber.

Darum weiss man bisher relativ wenig über das Virus, wie SRF schreibt. Christopher Chiu vom Imperial College in London sagt dazu: «Wir können nur Rückschlüsse ziehen und Erkenntnisse herleiten aus dem, was wir in der Bevölkerung beobachten.»

Christopher Chiu
Christopher Chiu ist Clinical Reader und Honorary Consultant für Infektionskrankheiten. Er absolvierte seine medizinische Grundausbildung an den Universitäten Cambridge und Oxford. - Imperial College London

Für Forscher wie Chiu ist das letztlich nicht befriedigend. Er hat darum ein Netzwerk von britischen Wissenschaftlern zu einem ethisch kontroversen Experiment animiert.

90 Freiwillige wurden mit dem Coronavirus infiziert

Die britischen Forscher haben nun damit begonnen, 90 gesunde freiwillige Testpersonen mit voller Absicht mit dem Coronavirus zu infizieren. Gemäss Peter Openshaw, auch vom Imperial College London, sind solche Studien etwas Besonderes. Mit den Tests könne man besser verstehen, was Covid-19 im Körper bewirke und wie sich der Körper dagegen wehrt. So könne man etwa neue Medikamente und Impfstoffe schneller entwickeln.

Getestet wird beispielsweise, was passiert, wenn man Probanden impft und dann mit dem Coronavirus infiziert. Mit dieser Methode braucht es für aussagekräftige Ergebnisse auch keine grossen bevölkerungsweiten Studien mehr. Einige wenige Probanden reichen aus.

Coronavirus Imfpung
Eine Spritze mit dem Coronavirus-Impfstoff wird während einer Impfung gehalten. (Symbolbild) - Keystone

Keinen Risikofaktor für schweren Krankheitsverlauf

Die Forscher starten zunächst jedoch bescheiden. Sorgfältig werden die freiwilligen Probanden ausgewählt, denn keiner soll ein Risikofaktor für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Nach dem Gesundheitscheck werden sie ins Royal Free Hospital in London gebracht.

Christopher Chiu erklärte: «Es ist ein Spital mit einer sehr guten Abteilung für Infektionskrankheiten. Die Probanden werden gründlich durchgecheckt und bekommen das Virus dann direkt in die Nase getropft.»

Royal Free Hospital London
Ein Schild für das Covid-19-Impfzentrum ist am Royal Free Hospital in London am 7. Dezember 2020 zu sehen. - Keystone

In den Nasenschleimhäuten soll sich das Coronavirus mehren. Das Ziel ist lediglich eine Infektion. Die Freiwilligen sollen möglichst nicht am Virus erkranken.

Sobald sie infiziert sind, wird unter anderem ihr Geruchssinn getestet. Auch ihre kognitive Fähigkeit und andere Faktoren werden untersucht. Also alles, was etwas über den Verlauf der Infektion aussagen kann.

Probanden werden die nächsten zwölf Monate untersucht

Insgesamt bleiben die Freiwilligen 14 Tage im Spital. Wenn das Coronavirus nicht mehr nachweisbar ist, werden sie entlassen. Während zwölf weiteren Monaten werden sie aber immer wieder untersucht. Alle Fragen würde aber auch eine solche artifizielle Studie nicht beantworten können, wie Peter Openshaw erklärt.

Coronavirus
Ein Forscher hält Impfproben gegen das Coronavirus in der Hand. (Symbolbild) - Keystone

Die Ergebnisse seien nur in Verbindung mit natürlichen Corona-Infektionen wertvoll. Aber sie könnten eine wertvolle, vielleicht sogar entscheidende Ergänzung sein, um die Pandemie schneller zu beenden.

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