Der Übergang ins Erwachsenenalter verläuft in Namibia anders
Neue Studie der UZH beleuchtet den Übergang ins Erwachsenenalter in afrikanischen Gesellschaften.

Der Übergang ins Erwachsenenalter verläuft in Afrika südlich der Sahara stärker gemeinschaftlich und weniger individualistisch als in westlichen Ländern. Zu diesem Schluss kamen Forschende der Universität Zürich in einer neuen Studie im Fachblatt «Psychological Science».
Bisher sei der Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter, die sogenannte Adoleszenz, überwiegend in Europa und Nordamerika erforscht worden, schrieb die Universität Zürich (UZH) in einer Mitteilung vom Dienstag. Daher sei oft unklar, welche Erkenntnisse universell gültig und welche vom westlichen Kontext geprägt seien.
In westlichen Ländern gilt das frühe Erwachsenenalter laut den Forschenden als Phase des individuellen Ausprobierens und der zögerlichen Übernahme von Verantwortung. Im Gegensatz zu dieser eher egozentrisch geprägten Übergangsphase in industrialisierten Ländern stellten die Forschenden um Erstautorin Selma Uugwanga von der UZH bei 18- bis 25-jährigen Angehörigen des Ovambo-Volkes, der grössten ethnischen Gruppe Namibias, einen anderen Fokus fest.
Geschlechterrollen prägen Anerkennung als Erwachsener
Die Anerkennung als Erwachsener basiere auf traditionellen Geschlechterrollen, der Übernahme geburtsbedingter Pflichten, der Fähigkeit, für andere zu sorgen, sowie auf psychologischer Reife. Sie gehe mit Demut und Respekt gegenüber der Weisheit der Älteren einher.
Frauen übernehmen demnach oft früh Betreuungsaufgaben, was dazu führt, dass sie früher als Erwachsene wahrgenommen werden. Männer haben hingegen mehr Autonomie, werden aber auch an der Erwartung gemessen, finanziell zum Familienunterhalt beizutragen, noch bevor sie als Erwachsene voll anerkannt werden.
Die Studie zeigt laut der UZH, dass Bildung und berufliche Entwicklung für afrikanische junge Erwachsene zentral sind. Sie wollen ihre Fähigkeiten weiterentwickeln, sich um andere kümmern und eine Führungsrolle in ihren Gemeinschaften übernehmen.
Hohe Arbeitslosenquoten, wirtschaftliche Ungleichheit und die Erwartung schon in jungen Jahren Verwandte zu unterstützen bilden jedoch Hindernisse.