Europäische Raumfahrt ab Freitag temporär ohne eigene Raketen
Am Freitag ist es soweit. Die Ariane-5-Rakete, das Tor zur europäischen Raumfahrt, wird nach 27 Jahren Dienst eingestellt – ohne einen bereiten Nachfolger.
Das Wichtigste in Kürze
- Die europäische Rakete Ariane 5 wird am Freitag ohne fertigen Nachfolger eingestellt.
- Das Nachfolgemodell Ariane 6 verzögert sich seit Jahren, eine Reserve ist nicht vorhanden.
- Die direkte Konkurrenz SpaceX musste nun um Abhilfe gebeten werden.
Europa als «Weltraummacht», das waren Intention für und die Vorstellung von unserem Kontinent für EU-Industriekommissar Thierry Bréton. Am morgigen Freitag erlebt dieses Konzept jedoch einen herben Rückschlag. Nach 27 Dienstjahren wird die Ariane 5, das Rückgrat der europäischen Raumfahrt, in den Ruhestand geschickt. Die europäische Eigenständigkeit im Weltall zeitweise ebenfalls.
Denn der Nachfolger zur im letzten Vierteljahrhundert dominanten Trägerrakete für Satelliten ist noch nicht fertig. Bereits Juli 2020 sollte die Ariane 6 ihren ersten Start absolvieren, mittlerweile rechnen unabhängige Experten eher mit Mitte 2024. Der Hersteller ArianeGroup gibt nicht einmal mehr Termine heraus. Eine ungleich prekärere Situation als beim Übergang von Generation vier zu fünf, bei dem noch 58 Ariane 4-Raketen bereitstanden.
Klare Profiteure sind nicht nur heimische Start-ups wie die bayrische Firma Isar Aerospace oder die Rocket Factory Augsburg. Die Kleinunternehmen scharren bereits mit den Hufen, dem europäischen Markt deutlich kleine, flexiblere Lösungen für die Raumfahrt zu bieten. Besonders profitiert pikanterweise der direkte US-amerikanische Konkurrent SpaceX von Milliardär Elon Musk. Dort mussten durch die Absenz eigener Antriebsmittel nämlich Anfragen zwecks Transportes einer Sonde und eines Teleskops ins All gestellt werden.
Wie die «Stuttgarter Nachrichten» vermuten, könnte die erneut verzögerte Indienststellung der Ariane 6 nicht nur in der Gegenwart Probleme verursachen. Es lag bereits eine Vielzahl an Aufträgen für die europäische Rakete über Jahre vor. Ob alle Interessenten an Bord bleiben werden oder sich in einer solchen Situation allzu bald neue auftun, bleibt offen.