Bilderbuchstart für Europas Sonnensonde «Solar Orbiter»
Das Wichtigste in Kürze
- Forscher hoffen auf beispiellose Einblicke in geheimnisvolle Welt der Sonne.
An Bord einer Atlas-V-Trägerrakete hob die Forschungssonde am Montag um 05.03 Uhr mitteleuropäischer Zeit von Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab, wie die Europäische Weltraumagentur ESA mitteilte. Daniel Müller von der ESA sprach von einem Bilderbuchstart.
Auch das anschliessende Entfalten der Sonnensegel verlief «recht reibungslos», wie der Leiter des Darmstädter ESA-Raumfahrtkontrollzentrums, Rolf Densing, im ZDF-«Morgenmagazin» sagte. Von der ESA-Mission mit massgeblicher Beteiligung der US-Raumfahrtbehörde Nasa erwarten Wissenschaftler beispiellose Einblicke in die geheimnisvolle Welt der Sonne. Zudem soll die Sonde helfen, für die Erde gefährliche Weltraumwetterfronten besser vorherzusagen.
Der «Solar Orbiter» gilt als bislang ambitionierteste Sonnenmission der ESA. So soll die mit zehn wissenschaftlichen Instrumenten bestückte Sonde auch erstmals Bilder der noch unerforschten Polarregionen unserer Sonne aufnehmen.
«Wir wollen mit der Mission unter anderem erforschen, wie der Sonnenwind entsteht und wie das Magnetfeld der Sonne erzeugt wird», erklärte der «Solar Orbiter»-Projektleiter im Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Carsten Henselowsky. Dabei kommt die Sonde unserem Mutterstern auf bis zu 42 Millionen Kilometern nahe.
Dadurch müssen Raumfahrzeug und Instrumente Temperaturen von minus 180 bis zu mehr als 500 Grad Celsius standhalten können. Wissenschaftler hoffen, mit Hilfe der Daten des «Solar Orbiter» die Vorgänge in der Heliosphäre - also in der Sonnenatmosphäre - besser verstehen zu können.
«Die neuen Erkenntnisse sollen aber nicht nur für die Weltraumforschung genutzt werden», betonte Henselowsky. «Sie sollen auch dazu beitragen, Infrastruktursysteme auf der Erde und im erdnahen Raum besser schützen zu können. Denn die Sonne hat nicht nur Auswirkungen auf unser Klima, sondern auch auf das sogenannte Weltraumwetter. Sonnenstürme beeinträchtigen etwa unsere elektrischen Systeme sowie Satelliten und deren Kommunikations- und Navigationsdienste.»
Der ESA-Direktor für Wissenschaft, Günther Hasinger, erinnerte daran, dass Menschen seit jeder die Sonne beobachten und bis ins kleinste Detail erforschen, wie sie funktioniert. «Deshalb ist uns auch schon lange bekannt, wie gefährlich die überaus starken Sonnenstürme für unser alltägliches Leben sein können», hob Hasinger hervor.
«Vor gut 20 Jahren wurde die Idee zu dieser Mission entwickelt», erklärte der ESA-Projektmanager für «Solar Orbiter», César García Marirrodriga. «Nach sechs Jahren Bauzeit und über einem Jahr des Testens haben wir zusammen mit unseren Partnern aus der Industrie neue Technologien entwickelt, die extremer Hitze standhalten können, und die Herausforderung gemeistert, ein Raumschiff zu bauen, das die Sonne aus nächster Nähe untersuchen kann.»
Der ESA-Spacecraft Operations Manager für «Solar Orbiter», Sylvain Lodiot, nannte es eine «enorme Herausforderung», ein Raumfahrzeug so nah an der Sonne zu steuern. «Unser Team muss die kontinuierliche und akkurate Ausrichtung des Hitzeschilds sicherstellen, um potenzielle Beschädigungen durch die Sonnenstrahlung und Wärmefluss zu vermeiden.»
Der «Solar Orbiter» wird laut ESA nun knapp zwei Jahre unterwegs sein, bis er seine erste operative Umlaufbahn um die Sonne erreicht. Auf ihrem Weg wird die Raumsonde die Gravitation von Erde und Venus für Swing-by-Manöver nutzen, um schliesslich die Sonne in einem extrem elliptischen Orbit zu umkreisen.
Das Missionsbetriebszentrum für den «Solar Orbiter» ist im European Space Operations Centre (Esoc) in Darmstadt angesiedelt, der wissenschaftliche Betrieb wird vom European Space Astronomy Centre (Esac) im spanischen Villafranca gesteuert.