Kochboxen sind umweltfreundlicher als du denkst
Auch hier wird der Kochbox-Trend aufgebaut. Doch diese haben wegen verpackten Zutaten nicht den besten Ruf. Dabei ist selber einzukaufen nicht ökologischer.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit den in den USA beliebten Kochboxen lassen sich die Zutaten ganzer Menüs inklusive Rezept nach Hause liefern.
- Die Zutaten sind einzeln verpackt, einige in Plastik. Das sorgte für Kritik: Kochboxen seien nicht umweltfreundlich.
- Nun zeigt eine Studie: Die Zutaten im Laden einzukaufen produziert einen grösseren CO2-Fussabdruck – wegen Food Waste.
Ein Paket voller Zutaten und einem Rezept, parat zum Loskochen – direkt an die Haustür geliefert. Die sogenannte Kochbox ist in den USA Trend, den der Weltmarktführer Hello Fresh auch in die Schweiz bringen möchte. Doch beim bequemen Konzept ist jede Zutat einzeln verpackt, einige sogar in Plastik. Das sorgt hüben wie drüben für Kritik. Und widerspricht einem anderen Trend: Lebensmittel unverpackt zu lassen.
Nun zeigt eine amerikanische Studie, dass Kochboxen umweltfreundlicher sind als angenommen. Laut Forschenden der Universität Michigan in den USA ist der ökologische Fussabdruck um rund einen Drittel grösser, wenn man die Zutaten für ein Menu im Supermarkt selbst einkauft.
Sie kamen zu dem Schluss, nachdem sie fünf Rezepte zwei Mal gekocht hatten: einmal aus einer gelieferten Kochbox des Anbieters Blue Apron, ein zweites Mal mit Zutaten aus dem Detailhandel. Dann rechneten sie für jede Zutat den Treibhaus-Gas-Ausstoss aus: Für die Herstellung, die Verpackung, den Vertrieb, die Verluste bei der Lieferkette, den Konsum und den Abfall.
Das Resultat: Bei den Kochboxen lag der Ausstoss bei insgesamt 6,1 Kilogramm CO2, bei den eingekauften Menüs bei 8,1 Kilogramm CO2 pro Menü, also um 33 Prozent höher.
Aber was ist mit all dem Verpackungsmaterial? Tatsächlich sind die Zutaten in Supermärkten weniger häufig verpackt. Lebensmittelabfälle haben aber einen grösseren Einfluss auf den Fussabdruck. Und da haben die Kochbox-Anbieter einen grossen Vorteil: Weil ihre Kunden ein Abo besitzen, können sie ziemlich genau berechnen, wie viel Essen sie jetzt einkaufen müssen.
Supermärkte hingegen stehen vor dem alten Problem: Sie können nur ungefähr abschätzen, wie viele Produkte über den Ladentisch gehen werden. Es bleibt viel Essen übrig, das dann weggeschmissen wird. Dies wiederum schlägt sich negativ in der Ökobilanz nieder.
Obwohl die Grundtendenz erhalten bleiben dürfte, lässt sich die Studie nicht 1:1 von den USA in die Schweiz übertragen. In den Vereinigten Staaten werden die Boxen in Lastwägen von Haushalt zu Haushalt gebracht. Und das ist laut den Forschern sparsamer, als wenn jedes Menü mit einer separaten Autofahrt im Supermarkt gekauft wird. Hierzulande sind die Kochboxen noch nicht so beliebt, dass in naher Zukunft eine effiziente Massenauslieferung per Lkw möglich ist. Ausserdem dürften hier auch mehr Einkäufe mit ÖV und Velo getätigt werden als in den USA.
Und auch wenn die Boxen in den USA unter dem Strich eine bessere Ökobilanz haben: Einzelne Zutaten in Plastik zu verpacken ist keine umweltfreundliche Lösung. Die Kochboxen haben also Verbesserungspotential.
In der Schweiz haben Migros, Coop und Lidl Pilotversuche mit Kochboxen gestartet – doch sie wurden allesamt nicht weitergeführt. Die hiesigen Discounter sind noch nicht vom Marktpotenzial der Boxen überzeugt. Sie haben das Feld dem deutschen Unternehmen Hello Fresh überlassen, das seit 2016 in der Schweiz aktiv ist.
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