Krähen wählen Werkzeug nach Bedarf für spätere Verwendung
Krähen zeigen bei der Vorausplanung ähnliche Fähigkeiten wie Menschen. Sie wählten trotz Ablenkung das richtige Werkzeug für eine spätere Aufgabe.
Das Wichtigste in Kürze
- Forscher haben die Planungsfähigkeit von Krähen untersucht.
- Dabei mussten die Tiere das richtige Werkzeug für eine spätere Aufgabe auswählen.
- Die Vögel wiesen eine ähnliche Fähigkeit zur Vorausplanung auf wie Menschen.
Krähen suchen sich im Voraus das passende Werkzeug für eine Aufgabe aus, die sie erst später durchführen können. Solche Fähigkeiten zur Vorausplanung hielt man bisher als einzigartig für Menschen. Sie müssen also mindestens zweimal in der Evolution entstanden sein.
Ein Team aus Wien und Cambridge zeigte Geradschnabelkrähen zunächst Fleischstücke. Diese befanden sich in einem Apparat, den sie mit einem Holzhaken «aufsperren» konnten. Bei einer anderen Variante mussten sie einen Stein einwerfen, damit sich die Plattform mit dem Leckerbissen zur Öffnung bewegte.
Wie sie dies bewerkstelligen können, haben sie vorher gelernt. Ihnen fehlte in diesen Versuchen aber zunächst das Werkzeug dazu, also der Holzhaken oder Stein.
Tiere mit Apfelstückchen gezielt abgelenkt
Dann kamen die Tiere in einen anderen Raum. Dort gaben ihnen die Forscher fünf Minuten später einen Holzhaken, einen Stein, Gegenstände als Ablenkung und ein Apfelstückchen zur Wahl. Sobald die Krähen ein Ding nahmen, verschwanden die anderen. Weitere zehn Minuten später durften sie wieder in den Raum mit dem Apparat.
Hatten sie das falsche Werkzeug oder einen anderen Gegenstand im Schnabel, war das Fleischstück darin für sie unerreichbar. Ebenso, wenn sie das für sie im Vergleich zum Fleisch recht unattraktive Apfelstückchen gewählt hatten.
Krähen planen doch voraus
Eine Krähe wählte jedoch in neun von zehn Fällen das jeweils richtige Werkzeug. Zwei ihrer Artgenossen hatten in sieben von zehn Versuchen Erfolg. Sie hatten sich demnach wohl gemerkt, welches Werkzeug sie später brauchen würden. So erklären der österreichische Biologe Markus Böckle und Kollegen im Fachjournal «Proceedings of the Royal Society B».
Bisher waren solche speziellen Planungsfähigkeiten nur von Menschen bekannt. Die Entwicklungslinien von Krähen und Menschen trennten sich bereits vor 300 Millionen Jahren. Entsprechend sind sie wohl gesondert und mindestens zweimal in der Evolution entstanden, schrieben sie.