Studie: Alpine Pflanzenwelt blieb über Jahrmillionen konstant
Die wechselnden Kalt- und Warmzeiten führten nicht zu einer Verlangsamung der Diversifizierung der Gebirgsflora, zeigen neue Studien.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Pflanzenvielfalt der Alpen bliebt über Jahrmillionen relativ konstant..
- Kalt- und Warmzeiten führten nicht zu der Verlangsamung der Diversifizierung der Pflanzen.
Forschende haben die Entwicklung der Pflanzenvielfalt der Alpen rekonstruiert. Wie sie im Fachmagazin «Nature Communications» berichten, blieb die Artbildungsrate bei alpinen Pflanzen über Jahrmillionen relativ konstant. Sogar während den letzten Eiszeiten.
Die alpine Pflanzenwelt ist aussergewöhnlich artenreich. Viele Arten sind endemisch und perfekt an die garstigen Bedingungen der Bergwelt angepasst. Seit hunderten von Jahren rätseln Forschende, wie und wann die Pflanzenwelt im Alpenraum ihre biologische Vielfalt erlangte.
Nun gibt es einen «noch nie dagewesenen Einblick in die Geschichte der Diversifizierung» der alpinen Gebirgsflora. Das heisst es in einer veröffentlichten Studien von einem internationalen Forschungsteam. Beteiligt war auch Niklaus Zimmermann von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).
Gebirgsflora hat Ursprung in Himalaya Gebirge
Die wechselnden Kalt- und Warmzeiten des Pleistozäns begannen etwa 2,5 Millionen Jahren und endeten vor 12’000 Jahren. Entgegen bisherigen Vermutung führte dies nicht zu einer starken Verlangsamung der Diversifizierung.
Vielmehr begannen die Gebirgspflanzen während diesen Klimaveränderungen neue Nischen zu erobern, wodurch sie neue Arten bildeten. Dies habe Aussterbe-Ereignissen in hohen Lagen während den Kaltzeiten entgegen gespielt, so die Forschenden.
Die an die Kälte angepasste Gebirgsflora, die heute in den Alpen heimisch ist, hat ihren Ursprung im Himalaya-Gebirge. Von dort breiteten sich die Pflanzen in die Gebirge der Welt aus und diversifizierten sich.
Die Diversifizierung der Hochgebirgspflanzen wurde dabei laut der Studie nicht durch einzelne geologische oder klimatische Einflüsse angetrieben. Bei der Artbildung spielten drei Faktoren eine entscheidende Rolle: geographische Barrieren, die die Pflanzen genügend lange isolierten und Wanderungen in tiefere oder höhere Lagen. Dies wurde wohl ausgelöst durch Klimaschwankungen. Die Besiedlung unterschiedlicher Gesteinsarten mit anschliessender Artbildung ist der letzte Faktor.
Insbesondere letzteres habe eine wichtigere Rolle gespielt als bislang vermutet, sagte Zimmermann im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. So seien viele Pflanzen während der Artbildung von silikathaltigem Gestein auf kalkhaltiges gewandert und umgekehrt.
Allerdings gab es netto mehr Verschiebungen von Silikat auf Kalk. Das stimme mit Beobachtungen überein, wonach die kalkhaltige Gebirgsflora tendenziell artenreicher sei als diejenige, die Silikat-Gesteine besiedle. Der Grund hierfür sei nicht abschliessend geklärt, sagte der WSL-Forscher.