Mikroplastik

Wind bläst Tonnen von Mikroplastik in Ozeane und bis in die Arktis

Keystone-SDA
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Österreich,

Mikroplastik kann vom Wind über sehr grosse Distanzen transportiert werden. Viele Teilchen gelangen so in die Ozeane, zeigt eine neue Studie.

mikroplastik
Ein Mantarochen schwimmt vor Indonesien unter Plastikmüll. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Studie zeigt: Durch den Wind gelangt Mikroplastik in grossen Mengen in die Ozeane.
  • Viele Teilchen stammen aus dem Strassenverkehr, zum Beispiel als Reifenabrieb.
  • Gemäss der Studie können sie sogar bis in die Arktis geblasen werden.

Der Wind kann winzige Plastikteilchen über weite Distanzen transportieren, selbst in abgelegene Gebiete. Das zeigt eine Studie im Fachjournal «Nature Communications». Demnach gelangen so jährlich rund 140'000 Tonnen Mikroplastik aus dem Strassenverkehr in die Ozeane.

Mikroplastik Meer Luft
Forschende haben herausgefunden, dass Mikroplastik etwa bei Sturm aus dem Meer heraus in die Luft gelangt. - AFP/Archiv

Der Strassenverkehr gilt als bedeutende Quelle für Kunststoffpartikel. Berechnungen zufolge gelangen durch den Reifenabrieb global durchschnittlich 0,8 Kilogramm pro Kopf und Jahr in die Umwelt. In Summe sind dies 6,1 Millionen Tonnen oder knapp zwei Prozent der gesamten weltweiten Kunststoffproduktion. Dazu kommen noch weitere 500'000 Tonnen durch den Verschleiss der Bremsbeläge.

Die Emissionen dieser Partikel durch den Strassenverkehr machen damit laut «Nature» rund ein Drittel der globalen Belastung durch Mikroplastik aus. Das Gros davon stammt aus dicht besiedelten Regionen in den USA, Nordeuropa und den stark verstädterten Gebieten Südostasiens.

Wind transportiert besonders kleine Partikel über weite Strecken

Andreas Stohl arbeitet für das Department für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien. Er hat die erste Modellberechnung der globalen Ausbreitung von Mikroplastikteilchen aus dem Strassenverkehr durch den Wind durchgeführt. Dies gemeinsam mit seinen Kollegen vom Norwegian Institute for Air Research (NILU). Auch Forschende des Internationalen Instituts für Angewandte System Analyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien waren dabei.

Autoreifen
Der meiste Reifenabrieb landet als Mikrogummi am Strassenrand. - Pixabay

Dem zufolge landen rund 100'000 Tonnen Partikel kleiner als 10 Mikrometer aus dem Reifenabrieb in den Weltmeeren. Weitere 40'000 Tonnen Partikel dieser Grösse aus dem Bremsverschleiss ebenfalls. Speziell die kleineren Partikel von weniger als 2,5 Mikrometer können dabei vom Wind über sehr weite Strecken transportiert werden.

In dieser Grössenordnung sind das rund 52'000 Tonnen aus dem Reifen-, und weitere 16'000 Tonnen aus dem Bremsverschleiss. In Summe also 68'000 Tonnen von Partikel kleiner als 2,5 Mikrometer.

Viele Partikel landen in Arktis

«Von den 140'000 Tonnen verblasener Mikroplastik aus dem Strassenverkehr werden rund 48'000 Tonnen an schnee- und eisbedeckten Flächen abgelagert.» Das erklärte Stohl gegenüber der APA. Davon betroffen ist vor allem die Arktis inklusive des Meereises. Aber saisonal zum Teil auch Flächen ausserhalb der Arktis in hohen Breiten.

Diese Ablagerungen seien für die generell empfindlichen Ökosysteme in der Region bedeutsam. Möglicherweise hat das auch Folgen für die Gesundheit der dort lebenden Menschen, so Stohl.

Mikroplastik
Eis aus der Arktis wird auf Mikroplastik untersucht - dpa

Zudem können dunkle Partikel dazu führen, dass die Schnee- und Eismassen schneller schmelzen. Dies, da sie die Menge des von der Erdoberfläche reflektierten Sonnenlichts («Oberflächen-Albedo») verringern. Ein ähnlicher Effekt ist durch die Ablagerung von Russ in der Arktis bekannt.

Bisherige Studien haben sich vor allem dem Transport von Mikroplastik über Flüsse in die Ozeane gewidmet. Diesmal konnten die Forscher in der aktuellen Studie die grosse Bedeutung des Transports von Mikroplastik durch die Atmosphäre nachweisen. Die vom Wind transportierten Mengen seien in der Grössenordnung der Gesamtmenge an Mikroplastik, das in den Ozean gelangt: Rund 64'000 Tonnen pro Jahr, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Arbeit.

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