Gaming: Erkrankter «Baldur's Gate»-Spieler erhält eigenen Charakter
Vater und Sohn, gemeinsam unterwegs in den Abenteuern von «Baldur's Gate II». Dann erkrankt der Vater an Alzheimer – und Larian Studios reagieren rührend.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Vater und sein Sohn spielten jahrelang gemeinsam «Baldur's Gate II».
- Noch vor Veröffentlichung des dritten Teils erkrankte der Vater an Alzheimer.
- Als Erinnerung wurde ihm ein eigener Charakter in «Baldur's Gate 3» erstellt.
Immer wieder erstaunen die Larian Studios und «Baldur's Gate 3»-Chef Swen Vincke mit besonderen Äusserungen oder Taten. Eine der rührendsten Aktionen dürfte wohl die Erstellung und Widmung des Charakters Golbraith im dritten Teil der Rollenspiel-Reihe sein. Denn die Spielfigur entspringt einer ganz reellen Hintergrundgeschichte.
Vater und Sohn gemeinsam in «Baldur's Gate II»
Über 20 Jahre ist es her, dass «Baldur's Gate II» veröffentlicht wurde. Neben vielen anderen, spielte das Spiel auch ein Vater mit seinem Sohn, der sich im Larian-Forum Solfalia nennt. Wie Solfalia berichtete, erlebten die beiden viele gemeinsame virtuelle Abenteuer und fieberten dem dritten Teil bereits entgegen. Doch dann die schlechte Nachricht: Solfalias Vater erkrankt an Alzheimer.
Der Sohn schreibt im Forum einen Dankesbrief an Larian. Darin erzählt er von den gemeinsamen Stunden – und von seiner Freude über den Early Access zu «Baldur's Gate 3». Denn dieser habe es ihm ermöglicht, mit seinem Vater den neuen Teil anzuspielen, bevor die Krankheit zu weit fortschritt.
«Im ganzen Haus ist kein Auge trocken geblieben»
Wie Sofalia selbst und auch «GamePro» berichten, blieb der Brief nicht ungelesen. Larian-Mitarbeiterin Rachel Quirke schrieb auf X: «Im ganzen Haus ist kein Auge trocken geblieben, als wir den Brief gelesen haben.» Ihre Kollegin kontaktierte daraufhin den Sohn – und fragte, ob er gerne eine Widmung für seinen Vater im Spiel hätte.
Nach einigem Schriftwechsel entstand nicht nur ein Artefakt, sondern ein ganzer Charakter zu Ehren des Vaters. Golbraith ist heute zwischen dem Florgrat Park und der chromatischen Tonleiter in der Unterstadt von Baldurs Tor anzutreffen. Und der NPC ähnelt Solfalias Vater sogar in mehr als einer Hinsicht.
Wie Solfalia schrieb, erzählte er seinem Vater an einem Weihnachtstag von den Entwicklungen. Sein Vater war darüber so glücklich, dass er Solfalia bat, den Larian Studios seinen Dank zu übermitteln. Der Sohn sendete den Entwicklern daraufhin ein Foto seines freudestrahlenden Vaters, der mittlerweile im Betreuungsheim lebt.
Auch im Spiel ein «echter» Vater
Das Studio nutzte dieses Foto offenbar, um den Charakter auch optisch an den Vater anzugleichen. Zusätzlich liess es Golbraith auch ingame als Vater agieren: In «Baldur's Gate 3» pflegt Golbraith einen regen Schriftwechsel mit seinem Sohn.
Solfalias Vater kann das Spiel zwar nicht mehr spielen. Doch sein Sohn hat ihm alles von seinem Ingame-Charakter erzählt: «He listened to my description with a child-like glee I haven't seen in a while.» («Er hörte meiner Beschreibung mit einer kindlichen Freude zu, die ich schon lange nicht mehr bei ihm erlebt hatte.»)