Hongkong: Neues China-Gesetz begräbt Souveränität
Im Eilzug liess Peking das Sicherheitsgesetz für Hongkong implementieren. Bereits gibt es die ersten Verhafteten. Hongkong verliert seine Souveränität.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Dienstagabend wurde das Sicherheitsgesetz für Hongkong umgesetzt.
- Dutzende Demonstrierende wurden unter dem neuen Gesetz bereits verhaftet.
- Auch Ausländer können unter dem neuen Gesetz verhaftet werden.
Kaum ist das Gesetz zum Schutz der nationalen Sicherheit in Hongkong in Kraft, ist die erste Person verhaftet worden. Dabei handelt es sich um einen Mann, der eine Flagge mit der Forderung nach einer Unabhängigkeit Hongkongs zeigte. Als «Breaking News» verkündet die Hongkong-Polizei die Verhaftung.
#BREAKING: A man was arrested for holding a #HKIndependence flag in #CausewayBay, Hong Kong, violating the #NationalSecurityLaw. This is the first arrest made since the law has come into force. pic.twitter.com/C0ezm3SGDm
— Hong Kong Police Force (@hkpoliceforce) July 1, 2020
Inzwischen wurden Dutzende Demonstranten unter dem neuen Gesetz festgenommen. Als Gründe wurden Verstösse gegen das neue Gesetz, das Versammlungsverbot oder auch Behinderung der Polizei genannt.
23. Jahrestag der Rückgabe von Hongkong
Am 1. Juli 1997 wurde die ehemalige britische Kolonie Hongkong an China zurückgegeben. Unter der Bedingung, dass das demokratisch-marktwirtschaftliche System Hongkong mindestens 50 Jahre als Sonderverwaltungszone bestehen bleibt.
Exakt 23 Jahre später ist es mit den demokratischen Rechten der Hongkonger vorbei. Mit dem neuen Gesetz aus Peking ist nun vieles verboten, was zuvor durch das Recht auf freie Meinungsäusserung erlaubt war.
Dazu zählen etwa auch Bemühungen, die eine Unabhängigkeit Hongkongs fordern. Zudem richtete sich das Gesetz gegen Tatbestände wie «Untergrabung der Staatsgewalt», «Terrorismus» oder «geheime Absprachen» mit Kräften im Ausland.
Hassreden gegen Chinas Zentralregierung und die Regionalregierung Hongkongs gelten nun unter dem Artikel 29 als Straftaten. Gemäss Artikel 38 könnten auch Ausländer für Verstösse gegen das neue Gesetz belangt werden. Es drohen Haftstrafen von drei Jahren bis Lebenslänglich. Und: In Hongkong Festgenommene können vor ein Gericht auf dem Festland gestellt werden.
Gesetz in Windeseile verabschiedet
Nach monatelangem Kampf gegen die Einflussnahme aus Peking, macht die chinesische Regierung den teils gewaltsamen Protesten damit ein Deckel drauf. Das Gesetz über die nationale Sicherheit für Hongkong wurde in Windeseile verabschiedet. Kurz vor 23 Uhr Ortszeit wurde es veröffentlicht und umgehend umgesetzt.
#BREAKING: The HK Chief Executive just published the new Hong Kong National Security Law in the Government Gazette. The Law will enter into force in Hong Kong as of 11 p.m. on June 30—the moment its full text is first made public. https://t.co/YM2bxVLnEi
— (@NPC_Observer) June 30, 2020