Ida Marie Müller neues Zugpferd der Jungen AfD
Das Wichtigste in Kürze
- Die Tochter einer AfD-Politikerin provoziert mit einem Poetry-Slam über Ausländer.
- Provokation ist der Antriebsmotor der Jungen AfD – der JA.
- Mit provokanten Äusserungen im Internet machen die Jungen Stimmung.
Es ist ein bizarrer Auftritt der Slam-Poetin Ida-Marie Müller, der momentan im Netz die Runde macht – und für reichlich Gesprächsstoff sorgt. Der Poetry-Slam-Anlass des Stadtrats von Speyer (D), gemeinsam mit dem Bündnis «Speyer ohne Rassismus – Speyer mit Courage» wollte ein Zeichen der Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit setzen. Doch er wurde kurzum zur Plattform einer 14 Jahre jungen Slam-Poetin, die den Anlass für Hetze gegen Ausländer und Bundeskanzlerin Angela Merkel nutzt.
Mit Zeilen wie etwa: «Der Neger ist kein Neger mehr, Zigeuner darf man auch nicht sagen» und «Nun steckt das Messer dir im Bauch, denn so ist es im Orient Brauch» ist die Provokation perfekt. Alles andere, als ein Zeichen der Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit also.
Klar ist, woher die Ansichten der jungen Poetin und Mitglied des Speyer Jugendstadtrats kommen: Ihre Mutter ist Bundestagsabgeordente Nicole Höchst von der Alternative für Deutschland (AfD). Diese lobt denn auch den Auftritt ihrer Tochter auf Facebook: «Mein Mädchen hat ihren ganz eigenen Kopf und sie benutzt ihn. Meine Heldin.» Wächst da die nächste Generation der AfD heran?
Junge Alternative Innovationsmotor der AfD
Dass die AfD auch auf die Jugend setzt, zeigen diverse Jungparteien der AfD. Sie nennen sich Junge Alternative (JA) und sehen sich als «programmatischer Innovationsmotor der AfD». Die von der Alternative für Deutschland offiziell als Jugendorganisation anerkannten Jungpartei, zählt nach eigenen Angaben zu den am schnellsten wachsenden politischen Jugendorganisationen Deutschlands. Die Mitglieder nehmen als Gäste an den AfD-Parteitagen teil und das Logo gleicht dem der AfD aufs Haar. Anders ihre politische Haltung – die ist konservativer, nationalistischer und radikaler als die der Mutterpartei.
Manchmal so radikal, dass es selbst der Mutterpartei zu weit geht. Im Sommer etwa musste der Bundesvorsitzende der JA, Damian Lohr, und sein Stellvertreter Nicloai Boudaghi vor einer Arbeitsgruppe des Bundesvorstandes der AfD antraben. Grund: beim Bundeskongress der JA im thüringischen Seebach wurde das sogenannte Deutschlandlied mitsamt erster Strophe («Deutschland, Deutschland über alles...») gesungen. Zudem waren Symbole der Identitären Bewegung zu sehen. Einer rechtsextremen, völkischen Bewegung, welche vom deutschen Verfassungsschutz unter Beobachtung steht.
Junge geben Ton an
Im September wurde bekannt, dass zwei Landesverbände der JA selbst unter Beobachtung des Inlandsgeheimdienstes stehen. Begründet wurde dies mit der Nähe zur Identitären Bewegung und rassistischen Beiträgen auf den sozialen Medien.
Mit einer provokanten Äusserung im Internet machte sich auch der junge AfD-Politiker David Eckert bekannt. In einem Facebook-Post über ein geplantes Denkmal zur Erinnerung an lesbische Opfer des Konzentrationslagers Ravensbrück meinte er salopp: «Ob es wohl auch bald eine Gedenkstätte für Linkshänder gibt, die im KZ umgekommen sind?»
Provokation als Wachstumsmotor
Klar ist, Eckert wie auch Ida-Marie Müller treffen bei einem gewissen Klientel genau auf den Nerv. Mit provokanten Aktionen, wie dem Poetry-Slam oder dem Statuen-Verhüllung sorgen die Jungen für Stimmungsmache im Netz – und erhalten dafür Beifall über die Grenzen der Partei und das Land hinweg.