Coronavirus: Touristen erschleichen sich Impfung in Grenzkantonen
Die Impfdosen gegen das Coronavirus sind rar. Umso mehr erstaunt: In der Schweiz wurden ausländische Staatsangehörige geimpft, wie die Nau.ch-Recherche zeigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Impfkampagne kommt in der Schweiz nur schleppend voran.
- Im Wallis haben sich ausländische Staatsangehörige eine Impfung erschlichen.
- Der Kanton hat interveniert und bereits 250 Ausländer wieder abgemeldet.
- Auch im Kanton Graubünden wurden ausländische Staatsangehörige geimpft.
Es ist das momentan grösste Sorgenkind der Schweiz: Die Impfung gegen das Coronavirus. Noch kommt die Impfkampagne schleppend voran, viele Impfwillige warten seit Wochen auf ihren Termin. Doch nur mit fortgeschrittener Durchimpfung erlangt die Schweizer Bevölkerung viele Freiheiten zurück.
Nun zeigt sich: Während Tausende Impfwillige auf ihren Piks warten, wurden Italiener hierzulande bereits geimpft!
Wie Nau.ch erfahren hat, haben sich Italiener im Kanton Wallis eine Impfung erschlichen. Doch das ist nicht alles.
Hunderte wollen sich Impfung gegen Coronavirus erschleichen
Die Vorgaben des Bundes sind klar: Die Schweizer Bevölkerung hat absolute Priorität. Heisst zum jetzigen Zeitpunkt: Menschen über 65 Jahre und solche mit Vorerkrankungen. Dies gilt auch im Wallis, wo bislang lediglich 7,8 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft wurde.
Trotzdem sind Ausländer ohne Schweizer Wohnsitz im Bergkanton an eine Impfung gegen das Coronavirus gelangt, wie das Gesundheitsdepartement gegenüber Nau.ch bestätigt.
«Es gab zu Beginn der Impfkampagne einige Ausländer, welche durch die Maschen gefallen sind.» Hierbei handle es sich um weniger als 10 Personen. Darunter befanden sich Italiener. «Aber auch niederländische, britische sowie französische Staatsangehörige», so ein Sprecher.
«Sie sind hauptsächlich Touristen, welche die Walliser Skigebiete besuchen.» Wann diese lockeren Maschen entdeckt wurden, kann das Departement nicht ausführen. Aber: «Seit geraumer Zeit werden alle Anmeldungen überprüft.» Meldet sich eine Person an, deren Wohnsitz nicht im Kanton oder gar ausserhalb der Schweiz liegt, wird sie abgemeldet.
«Durch diese Kontrolle wurden seit Beginn der Impfungen rund 250 Ausländer abgemeldet und nicht geimpft.»
Eine «Handvoll» ausländische Impfdränger im Bündnerland – keinen Piks im Tessin
Dass sich Italiener im Wallis impfen lassen konnten, legt nahe, dass sie es auch im Tessin versucht haben. Die Tessiner Staatskanzlei stellt auf Anfrage jedoch klar, dass die laufende Impfkampagne ausschliesslich Tessinern offen stehe. Oder im Ausland ansässigen Schweizern, die ihre Krankenkasse in der Schweiz bezahlen.
Schlupflöcher gibt es offenbar keine. So müssen die Impfwilligen am Eingang des jeweiligen Impfzentrums belegen, dass sie ihren Wohnsitz im Tessin haben.
Einen Stich, respektive Piks, hatten ausländische Impfdrängler hingegen im Kanton Graubünden. Wie die kantonale Kommunikationsstelle Coronavirus erläutert, gab es «eine Handvoll ausländischer Staatsangehörige», die in den regionalen Impfzentren geimpft wurden. Gerade aufgrund der hohen Zahl an Zweitwohnungsbesitzern sei die Kontrolle anspruchsvoll.
Darum haben auch die Bündner ihre Praxis angepasst. Personen ohne Krankenversicherung erhalten keine Impfung und werden von den Impfzentren abgewiesen. Eine Ausnahme macht der Kanton bei Grenzgängern, welche im Gesundheitswesen tätig sind.
Keinen Piks erhalten auch Personen, welche ihren Wohnsitz in einem anderen Kanton haben.