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«Ein Hohn»: UBS zeigt Mami mit Baby am Laptop

Karin Aebischer
Karin Aebischer

Zürich,

Too big to fail? Wohl doch nicht. Experten zerpflücken eine Werbung der UBS, bei der eine Frau mit Baby auf dem Schoss am Laptop arbeitet. Mütter sind empört.

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So realitätsfremd präsentiert sich die Vorsorge-Werbung der UBS. - Screenshot LinkedIn

Das Wichtigste in Kürze

  • Für Vorsorge-Anlagen wirbt die UBS mit einem Bild, das eine Frau mit Baby am Laptop zeigt.
  • «Ein absoluter Knieschuss der UBS», urteilt Star-Weber Frank Bodin über das KI-Foto.
  • Realitätsfremde Kampagnen könnten das Markenimage beschädigen, so Experte Felix Murbach.

«Ich gehe nicht mit meinem Baby arbeiten. Ihr schon?», fragt Diana Wick Rossi ihre LinkedIn-Gemeinschaft.

Auslöser ist eine Werbung der UBS zum Thema Vorsorge-Lücke bei Müttern – die, wie sich zeigt – viele LinkedIn-Userinnen und -User erzürnt.

Denn sie präsentiert eine frisch frisierte blonde Frau in perfekt gebügelter weisser Bluse. Die mit Baby auf dem Schoss und Bleistift in der Hand konzentriert am Laptop arbeitet.

Daily business? Wohl kaum!

«Wenn in Eurer Werbeagentur junge 25-Jährige sitzen, die glauben, dass Working Moms genau so zur Arbeit gehen (mit Baby), dann rate ich Euch, die Agentur zu wechseln. Weil ihr damit Eure Zielgruppe nicht erreicht, sondern sie hässig macht», schreibt Wick Rossi mit Adresse an die UBS.

Als Co-Gründerin des Coworking Space Tadah in Zürich, der Kinderbetreuung anbietet, ist sie bestens vertraut mit der Thematik.

Und bietet der Bank sogleich an, sich doch bei ihr zu melden, da sie auch Familienmarketing mache. «No worry: Ich arbeite bevorzugt ohne Baby auf dem Schoss», so Diana Wick Rossi.

Auch die Kommentare unter ihrem Post sind grösstenteils vernichtend. «Das Visual ist so krass am Ziel vorbei. Man könnte fast meinen, es sei ironisch gemeint», schreibt eine Marketingexpertin.

«Gerne sähe ich das gleich Bild mit Sergio Ermotti», kommentiert eine Gesundheitsökonomin.

Experte Bodin: «Jede Frau fühlt sich veräppelt»

Schockiert ist auch der Zürcher Star-Werber Frank Bodin. Er hat ein klares Verdikt zur Werbung. «Ein absoluter Knieschuss der UBS», urteilt er gehenüber Nau.ch.

Auch als vierfacher Vater finde er: «Ein absoluter Hohn gegenüber allen Frauen, geht gar nicht.» Dieser Hohn werde durch ein realitätsfremdes KI-Bild noch potenziert, so Bodin.

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«Jede Frau fühlt sich veräppelt», so Star-Werber Frank Bodin zur Vorsorge-Werbung der UBS. - zVg

Für den Werbe- und Marketing-Spezialisten ist klar: «Jede Frau fühlt sich veräppelt, wenn sie das sieht.»

Er rät der Bank, diese Werbung «sofort zu kübeln». Denn die Umsetzung sei «Klischee hoch sieben».

Die Aussage spreche zudem ein Problem an, ohne es zu lösen. «Die Banken werden den Frauen sicher nicht den Renten-Ausfall kompensieren», so Bodin.

Experte Murbach: Zu wenig authentisch und zu plakativ

Auch für Marketing-Experte Felix Murbach aus Schaffhausen steht fest: Die Werbung ist aus mehreren Gründen nicht gelungen.

Die Kampagne zeige ein idealisiertes Bild, das mit der Lebensrealität vieler Mütter kaum übereinstimme. Hier fehle es an Authentizität sowie am Empathie-Faktor. «Gute Werbung schafft es, sich in die Zielgruppe hineinzuversetzen.»

Hier entstehe jedoch der Eindruck, dass die Lebenswirklichkeit von Müttern nicht verstanden wurde.

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Felix Murbach findet ebenfalls, die Werbung sei aus mehreren Gründen nicht gelungen. - zVg

Zudem sei die Werbung zu plakativ. «Sie vermischt zu viele Themen: Vorsorge, berufliche Tätigkeit und Kinder. Statt eine klare Botschaft zu senden, wirkt sie überfrachtet und verwirrend. Ein gezielter Fokus auf ein Thema hätte Glaubwürdigkeit und Wirkung erhöht», so die Einschätzung des Experten.

Der KI-Fehler bei der rechten Hand des Babys verstärke zusätzlich die Wahrnehmung, dass die Werbung lieblos oder oberflächlich gemacht wurde.

Erkennst du KI-generierte Werbung?

Das alles zusammengezählt könne Folgen für die Bank haben, sagt Murbach. «Realitätsferne Kampagnen können nicht nur Kritik auslösen, sondern auch langfristig das Markenimage beschädigen.»

UBS will «Frauen ermutigen»

Die UBS selber geht auf Anfrage von Nau.ch nicht konkret auf die gestellten Fragen ein. Sie hält jedoch fest: «Unser Ziel der Kampagne ist es, das wichtige Thema Vorsorge anzusprechen und insbesondere Frauen zu ermutigen, frühzeitig ihre Vorsorge zu planen.»

Studien würden zeigen, dass auch Frauen der Meinung sind, dass sie sich mehr mit Geldanlagen beschäftigen müssen. Und insbesondere jüngere Frauen würden angeben, sich weniger in Finanzfragen auszukennen als Männer.

Das Ad läuft seit acht Monaten und wurde seither über 800'000 Mal angeschaut. Bei der Zielgruppe habe es seither viele positive Rückmeldungen gegeben.

Kommentare

User #2416 (nicht angemeldet)

OK...ich arbeite in einer Kita... Würde ich meine Kinder jetzt einfach so mitnehmen können zur Arbeit ..? Niemals.... Die Schweiz muss noch viel Fortschrittlicher werden!!! Kranke Kinder Zuhause..? Habe drei Kinder...wenn jedes im Jahr einmal 2 Tage krank ist kommt zT. schon der Kommentar: Jetzt müsste dann jemand anders zu dem kranken Kind schauen...du hast schon viel deswegen gefehlt...!!!

User #1471 (nicht angemeldet)

Das ist die Realität.....sorry.... Wenn das mit der Teuerung so weitergeht, werden wir wieder Kinderarbeit einführen müssen....Ohne witz....UBS schaut jetzt schon in die Zukunft.....meine Bank....gruss Marcel

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