Gotthard: Tourismus in Tessin leidet unter Sperrung

Simon Binz
Simon Binz

Luzern,

Seit der Gotthard-Tunnel geschlossen ist, bleiben Tagesausflügler aus der Deutschschweiz dem Tessin fern. Der Tourismus im südlichsten Kanton leidet.

Der gesperrte Gotthard-Basistunnel ist derzeit mit Flaschen und Dosen verdreckt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Gotthard-Sperrung für den Personenverkehr beeinträchtigt den Tourismus im Tessin.
  • Der Grund: Die Tagesausflügler aus der Deutschschweiz bleiben fern.
  • Die SBB will die Kapazitäten auf der Bergstrecke erhöhen, doch das dürfte dauern.

Am Mittwoch gaben die SBB bekannt, dass der Gotthard-Basistunnel für den Personenverkehr während mehrerer Monate geschlossen bleibt. Ein grosses Problem für den Tourismus im Kanton Tessin.

«Wir sind natürlich besorgt, der Tourismus ist auf einen schnellen und unkomplizierten Bahnverkehr angewiesen», sagt Simone Patelli, Präsident von Ticino Turismo, gegenüber den «Tamedia-Zeitungen».

Demnach bleiben jetzt vor allem die Tagesausflügler aus der Deutschschweiz aus, denn für diese sei eine bequeme Verbindung notwendig. Kommen die Tagesausflügler nicht, trifft das laut Patelli Restaurants, Grotti, Schifffahrt, Seilbahnen und Museen.

Eine Stunde länger für ins Tessin – würden Sie deshalb eine Hotel-Buchung absagen?

Auch auf Hotels wirkt sich der Gotthard-Basistunnel-Unfall aus. Im Hotel San Carlo in Lugano beispielsweise haben während der vergangenen Tage viele Gäste wegen der deutlich längeren Reisezeit ihren Aufenthalt abgesagt. Touristen aus Basel oder Zürich seien nicht gekommen, heisst es.

Auch Reisende aus Italien hätten abgesagt. Sie reisen nämlich oft weiter nach Luzern oder Zürich. Sieben von zehn Gästen des Hotel in Lugano reisen demnach mit dem Zug an.

Tourismus hofft, dass SBB Kapazitäten erhöht

Ins Tessin kommt man mit dem ÖV derzeit nur über die Gotthard-Bergstrecke – und das dauert länger (eine Stunde). Doch das sei nicht das eigentliche Problem, sagt Lorenz Brügger, Direktor der Zahnradbahn auf den Monte Generoso.

Das grosse Problem: Die SBB-Züge seien nun komplett überfüllt und ein Teil der Passagiere müsse stehen. «Ich habe von verschiedenen Deutschschweizer Gästen gehört, dass sie nicht ins Tessin gekommen wären, wenn sie das gewusst hätten», sagt Brügger, der eine Umsatzeinbusse von mehreren Hunderttausend Franken erwartet.

Der oberste Tessiner Tourismusvertreter Simone Patelli hofft, dass die SBB die Kapazitäten auf der Bergstrecke rasch erhöhen können. Doch mindestens die nächsten Wochen werden erst einmal schwierig.

Die SBB teilten mit, dass es auf der Gotthard-Bergstrecke am Wochenende «bis auf weiteres» 30 Prozent weniger Sitzplätze geben wird. Von spontanen Reisen an Wochenenden ins Tessin wird abgeraten.

Immerhin wird geprüft, ob die Kapazität zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin erhöht werden kann. Denkbar wären demnach mehr und längere Züge. Doppelstöckige Züge können auf der Bergstrecke nicht fahren.

Kommentare

User #2784 (nicht angemeldet)

Die Romandie ist genauso schön, die Sprache auch ! Klar dauert länger. Dafür schöne Landschaft und man sitzt nicht so lange im Dunkeln !

User #2784 (nicht angemeldet)

Jetzt können die da im Tessin italienisch lernen ! Liebe diese Sprache !

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