Kapo Bern erklärt Einsätze gegen FCB-Fans und Corona-Skeptiker
Kaum in Bern sahen sich die FCB-Fans einem Grossaufgebot von Polizisten gegenüber. Bei den Corona-Demos habe man nicht gleich hart reagiert, so die Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kantonspolizei hat die Fans des FC Basel am Bahnhof abgefangen und weggewiesen.
- Kritiker werfen der Kapo vor, bei den Corona-Demos nicht gleich hart vorzugehen.
- Die Polizei verteidigt sich: Die Einsätze könnte man so nicht vergleichen.
Die Kantonspolizei empfing gestern mit einem Grossaufgebot und in Vollmontur die Fans des FC Basel in Bern. Diese reisten trotz geschlossenen Gästesektors nach Bern. Die Polizei wies die Fans weg und schickte sie mit einem Zug zurück nach Basel.
Die Muttenzerkurve gab am Abend ein Statement dazu ab: «Das Polizeiaufgebot ist dermassen grotesk und unverhältnismässig, dass wir uns dieser Absurdität bewusst entziehen.»
Doch nicht nur die Fussballfans kritisieren den Polizei-Einsatz. Insbesondere wird den Berner Polizisten vorgeworfen, bei den Corona-Demos nicht gleich eingegriffen zu haben.
Bei den phösen Fussballfans kann man sofort reagieren aber wenn Woche für Woche die Schellen-Ursli's und die restlichen #Covidioten demonstrierten, konnte man nur beobachten.🤷♂️
— Johannes Rüesch (@jrueesch) December 15, 2021
Finde den Fehler @PoliceBern. https://t.co/j7aDTwh7tT
Der Vorwurf, die Polizei habe in Bern die unbewilligten Corona-Demos nur beobachtet, stimmt so nicht – jedenfalls nicht pauschal. Oder wie die Kapo auf den Tweet antwortet: «Sie haben schon mitbekommen, dass wir Woche für Woche mit einem Grossaufgebot im Einsatz standen, unbewilligte Demonstrationen auflösten, Umzüge verhinderten, Personen weggewiesen und angezeigt haben?»
Polizei zeigte sich bei Corona-Demos nicht immer von der gleichen Seite
Vor der Abstimmung zum Covid-Gesetz demonstrierten Gegner jeden Donnerstag in Bern. Es kam zu Ausschreitungen und die Polizei setzte auch Wasserwerfer und Gummischrot ein. Bei einer unbewilligten Kundgebung im März zeigte die Polizei an einem Tag 600 Personen an.
Doch die Corona-Demos lieferten ebenfalls viele Bilder, bei denen die Polizei nur beobachtete, während Auflagen wie Maskenpflicht und Teilnehmer-Beschränkungen ignoriert wurden. Auf dem Bundesplatz schaute man nicht selten lange zu, bevor man die Veranstaltung dann auflöste. In Thun wurde im August bei einer unbewilligten Kundgebung gar nicht eingegriffen.
Kapo-Sprecher: Gewaltpotenzial spielt auch eine Rolle
Kapo-Mediensprecher Christoph Gnägi erklärt auf Anfrage, dass «die Einsätze nicht telquel verglichen werden können». Man nehme vor jedem Einsatz eine laufende Lage-Analyse vor. «Dabei fliessen zahlreiche Faktoren mit ein – selbstverständlich auch eine Risikoabwägung sowie Einschätzungen zu einem allfälligen Gewaltpotential sowie Erfahrungen aus anderen Einsätzen oder von früheren Ereignissen.»
Für den Mittwoch-Nachmittag sah die Analyse wie folgt aus: Fangruppierungen des FC Basel hatten dazu aufgerufen, nach Bern zu kommen und sich auf den Weihnachtsmärkten zu treffen. «Wir hatten Hinweise, dass gewisse Fankreise dort gegenseitig die Konfrontation suchen wollten», so Gnägi. «Somit bestand – auch mit Blick auf frühere Ereignisse – das Risiko von Konfrontationen und Auseinandersetzungen.»
Daher habe man – gestützt auf das Polizeigesetz des Kantons Bern – Kontrollen vorgenommen, Fangruppierungen zurück auf die Züge nach Basel begleitet und so Auseinandersetzungen verhindert. Es seien nicht systematisch alle Basler weggeschickt worden, sondern nur Personen, die besagten Fangruppierungen des FC Basel zuzuordnen waren.
«Bei Personenkontrollen wurden auch Pyrotechnika, vereinzelt Vermummungsmaterial und ein Zahnschutz sichergestellt. Dies – und die Tatsache, dass eine grössere Fangruppierung im Bahnhof Bern im Pendlerverkehr massiv Pyrotechnika und Rauchpetarden gezündet hat – offenbart, dass ein gewisses Gewaltpotential da war und dass unsere Lageeinschätzung zutraf», so das Fazit von Gnägi.