Bruderholz-Spital: Pflegende aus Philippinen gegen Fachkräftemangel
Das Bruderholz-Spital im Kanton Baselland wollte den Fachkräftemangel mit Pflegepersonal aus den Philippinen abmildern. Die Bilanz ist aber durchzogen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Bruderholz-Spital im Kanton Baselland arbeiten philippinische Fachkräfte.
- Nach einem Jahr kann nun Bilanz gezogen werden. Diese fällt durchzogen aus.
- Es sei ein Mehraufwand, die Fachkräfte einzuarbeiten, so die Rückmeldungen von Pflegenden.
Als Hilfe gegen den Fachkräftemangel wurden sie im Kanton Baselland angepriesen: sieben Pflegekräfte aus den Philippinen.
Sie sollten anderthalb Jahre lang in der Schweiz, genauer gesagt im Bruderholz-Spital, arbeiten.
Das Projekt wurde schweizweit mit Interesse verfolgt – und kritisiert. Man verlagere das Problem nur, stehle anderen Ländern die Fachkräfte, so Kritikpunkte.
Nach einem Jahr wird nun eine erste Bilanz gezogen. Diese fällt durchzogen aus.
Deutsch und Schweizerdeutsch als Hürde
Drei der philippinischen Fachkräfte wurden bereits in der Probezeit wieder entlassen. Sie hatten nach drei Monaten zu wenig gut Deutsch und Schweizerdeutsch gelernt, um im Spital zu arbeiten.
Und auch bei den verbleibenden Pflegekräften zeigt sich: Die Entlastung ist kleiner als erhofft.
Zwar gehören die Pflegekräfte mittlerweile fix zum Bruderholz-Team. Aber die Hoffnung, dass die Fachkräfte bereits nach drei Monaten als diplomierte Pflegekräfte arbeiten können, haben sich zerschlagen.
Nur eine Fachkraft hat vorgesehene Stufe erreicht
Denn: ein Jahr nach ihrer Ankunft im Bruderholz hat nur eine Pflegekraft diese Stufe überhaupt erreicht.
Der Grund dafür ist einfach. Die restlichen Fachkräfte sprechen zu wenig Deutsch.
Eine Pflegekraft sagt dazu gegenüber SRF: «Ich kann die Patientinnen und Patienten nicht immer zu 100 Prozent verstehen. Das ist für mich nicht gut und auch gefährlich für die Patienten.»
Bereits zum Start des Projekts Anfang 2024 gab es Zweifel an der Wirksamkeit des Projekts mit den philippinischen Fachkräften.
Diese haben sich auch ein Jahr später nicht zerstreut.
Inländische Pflegende geben negative Rückmeldungen
So sagt Daniel Simon, Präsident des Pflegeverbandes der beiden Basel: «Wir haben Rückmeldungen von Pflegekräften, die mit den Fachkräften aus den Philippinen zusammengearbeitet haben.»
«Sie sagten uns, dass es ein hoher Aufwand sei, mit ihnen zu arbeiten», so Simon. Probleme seien die Sprache, die IT-Systeme und die Patientendokumentation.
Das Einarbeiten sei aufwendiger und dauere länger, als bei neuem Personal aus dem Inland, so die Rückmeldungen der inländischen Pflegekräfte.
Daniel Simon weiter: «Die Realität ist: Die Rückmeldungen sind kritisch bis ablehnend.»
Pflegeleiter relativiert
Anders sieht es Matthäus Sommer, Leiter der Pflege im Bruderholz-Spital. Er sagt, die vier Fachkräfte seien nach anfänglichen Schwierigkeiten eine grosse Unterstützung.
Der Mehraufwand habe sich zudem in Grenzen gehalten, so Sommer. «Der Mehraufwand ist mit anderen europäischen Mitarbeitenden zu vergleichen, die genauso in der Schweiz eingearbeitet werden müssen.»