Skeptische Bauern setzen auf Homöopathie gegen Blauzungenkrankheit
Die Impfkampagne gegen die Blauzungenkrankheit bei Rindern und Schafen läuft an. Doch einige Bauern setzen statt der Impfung lieber auf Homöopathie.

Das Wichtigste in Kürze
- Bauern können jetzt ihre Tiere gegen die Blauzungenkrankheit impfen.
- Doch es gibt auch Vorbehalte – und eine homöopathische Alternative.
- Der Bund betont, dass die Impfung die einzige Massnahme sei, um die Tiere zu schützen.
Jetzt werden Schafe und Rinder gegen die Blauzungenkrankheit geimpft.
Die Impfung gegen die Viruskrankheit, die durch kleine Mücken übertragen wird, wird empfohlen. Der Bund beteiligt sich an den Kosten, eine Pflicht gibt es aber nicht.
Insbesondere für Schafe kann die Krankheit tödlich enden.
Seinen Tieren die erste von zwei Dosen verabreicht hat daher auch Lukas Berger, Präsident des Schafzuchtverbands. Seine Erfahrungen mit dem neuen Impfstoff seien «durchgehend positiv», sagt er auf Anfrage von Nau.ch.
«Ich habe bei den Tieren keine Nebenwirkungen feststellen können», sagt er. «Und auch beim Lammen – also bei den Geburten – gab es keine Komplikationen.»
Und auch von anderen Schafzüchtern hört Berger nur Positives.
Impfskeptische Bauern haben nun Homöopathie-Alternative
Doch es gibt bei einigen Bauern auch Vorbehalte.
Die Interessengemeinschaft Homöopathie Nutztiere (IGHN) hat kürzlich ein Projekt für die homöopathische Prävention und Behandlungen gestartet. Die Behandlung stelle eine «Ergänzung zur Impfung» dar. «Oder für Betriebe, die nicht impfen möchten, eine Alternative.»
Statt einer Impfung können Bauern einen Spray bei ihren Tieren anwenden.
Sinn und Zweck dieser Methode kann und will der Schafzuchtverband nicht beurteilen. «Es kann durchaus sein, dass vereinzelte Schafzüchter auf diese Behandlungsmethode setzen», sagt Präsident Berger. «Die grosse Mehrheit wird aber impfen.»
Generell stelle er fest, dass die Vorbehalte in jenen Kantonen, die stärker betroffen waren, kleiner sind. «Wer sieht, welche dramatischen Folgen die Blauzungenkrankheit hat, überlegt sich nicht, ob er impft, sondern wann.»
Rinderzüchter warten noch auf Impfstoff
Und auch die bei Rindern wird fleissig geimpft. Michel Geinoz, Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Schweizer Rinderzüchter, sagt zu Nau.ch: «Leider konnten bis heute noch nicht alle Züchter, die impfen wollen, den Impfstoff erhalten.«
Die Impfempfehlung sei gut angekommen. Und: «Die meisten Züchter, die geimpft haben, konnten generell keine besonderen Reaktionen beobachten und sind jetzt beruhigt.»
Zwar seien vereinzelt Reaktionen nach der Impfung festgestellt worden. «Es ist aber nicht ganz eindeutig, ob diese «Reaktionen» der Impfung zurückzuführen ist. Oder ob das betroffene Tier, das besonders anfällig oder bereits krank war, einfach gerade zu dieser Zeitpunkt wieder etwas zeigte.»
Bauern wird «dringend» empfohlen, Tiere zu impfen
Doch ist die homöopathische Behandlungsmethode tatsächlich eine Alternative? Nein, heisst es dazu beim Bundesamt für Veterinärwesen (BLV).
Sprecherin Sarah Camenisch sagt zu Nau.ch: «Die Impfung gegen die Blauzungenkrankheit ist die einzige Massnahme, um Tiere vor einem schweren Krankheitsverlauf zu schützen. Und um massive langfristige wirtschaftliche Schäden zu vermeiden.»
Das BLV empfehle den Tierhaltenden daher «dringend, ihre Tiere jetzt gegen die Blauzungenkrankheit impfen zu lassen».
Neben dem Bundesamt sprechen auch die Gesellschaft Schweizer Tierärzte (GST) und die Vereinigung der Schweizer Kantonstierärztinnen (VSKT) eine Empfehlung aus. Ebenso die Rinder- und Schafbranche.
Wenn, dann sei eine homöopathische Behandlung eine Ergänzung, keine Alternative. «Ob ergänzend eine homöopathische Behandlung sinnvoll ist, sollten die Tierhaltenden mit ihrem Bestandestierarzt oder ihrer Bestandestierärztin besprechen», so Camenisch.
Impfung gegen Blauzungenkrankheit wird «gut vertragen»
Das BLV stehe mit der Branche und den Tierärzten im engen Austausch. «Die bisherigen Rückmeldungen zeigen eine hohe Impfbereitschaft der Tierhaltenden.»
Das bestätigt auch das Berner Amt für Veterinärwesen. Und dort heisst es auch: «Die Erfahrungen sind gut. Die Impfungen werden von den Tieren gut vertragen.»