Unesco Kulturerbe nimmt Prozessionen von Mendrisio TI auf
Die historischen Prozessionen in Mendrisio TI gehören neu zum Unesco Kulturerbe. Das wurde am vergangenen Donnerstag entschieden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Unesco erklärte die historischen Prozessionen in Mendrisio TI zum Kulturerbe.
- Die Prozessionen finden jährlich am Gründonnerstag und Karfreitag statt.
Die Unesco hat am Donnerstag die Historischen Prozessionen in Mendrisio auf die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Am Vortag wurde auf Begehren von Frankreich, Italien und der Schweiz bereits Alpinismus auf die Liste vom Unesco Kulturerbe gesetzt.
Entschieden hat die Aufnahme der Prozessionen auf die Repräsentative Kulturerbe-Liste das 14. zwischenstaatliche Komitee für die Bewahrung des immateriellen Kulturerbes in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, wie die Bundesbehörden am Donnerstagabend mitteilten.
Die Prozessionen von Mendrisio finden jedes Jahr am Gründonnerstag und am Karfreitag statt und ziehen tausende Zuschauerinnen und Zuschauer an. Nächstes Jahr finden sie am 9. und 10. April statt.
Passion und Kreuzweg Christi sind Unesco Kulturerbe
Die Gründonnerstagsprozession ist der Passion und dem Kreuzweg Christi gewidmet und wird von rund 270 Darstellerinnen und Darstellern durchgeführt. Die Karfreitagsprozession ist schlichter und spiritueller geprägt. 700 Einwohnerinnen und Einwohner, Erwachsene und Kinder, schreiten dabei, von einer Musikkapelle begleitet und zeremonielle Objekte tragend, durch die Strassen.
Während der Prozessionen werden die Lichter in der Stadt gelöscht. Die Strassen sind nur durch das Leuchten der «Trasparenti» erhellt. Diese von innen beleuchteten, eingerahmten durchscheinenden Gemälde werden seit dem 18. Jahrhundert in einer speziellen Technik hergestellt und sind eine Besonderheit der Prozessionen von Mendrisio.
Ein grundlegendes Element der Kandidatur war das Anliegen, die Kenntnisse der Bildrestaurierung der jahrhundertealten Objekte zu erhalten. Diese sollen für das Schaffen neuer Werke weitervermittelt werden, hiess es weiter.
Die Weitergabe von Generation zu Generation bilde einen wesentlichen Bestandteil der Prozessionen. Davon zeuge auch die Zusammenarbeit mit den Schulen der Region und die Einrichtung eines Museums für die «Trasparenti». Auch die Bereitstellung von pädagogischem Material für Kinder zähle dazu.
Kandidatur 2018 eingereicht
Das Kandidatur-Dossier für das Unesco Kulturerbe war mit der Stiftung Processioni Storiche di Mendrisio ausgearbeitet worden. In Zusammenarbeit des Bundesamtes für Kultur (BAK) und mit Unterstützung der Gemeindebehörden von Mendrisio. Die Kandidatur wurde im März 2018 eingereicht.
Im Oktober 2014 hatte der Bundesrat eine Vorschlagsliste von acht Schweizer Traditionen genehmigt. Deren Kandidaturen werden der Unesco laufend für eine Aufnahme auf die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit vorgelegt.
Auf dieser Vorschlagsliste figurierten auch das Winzerfest in Vevey, die Basler Fasnacht und der Umgang mit der Lawinengefahr. Diese Traditionen wurden in den vergangenen Jahren bereits auf die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.