WEF: «Besonders gefährdete Politiker haben ihre Vorkoster dabei»
Am WEF gelten auch in den Hotels strenge Sicherheitsvorkehrungen. So haben besonders gefährdete Politiker etwa ihre eigenen Vorkoster dabei.
Das Wichtigste in Kürze
- In den Hotels in und um Davos herrscht während dem WEF absoluter Hochbetrieb.
- Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm - auch das Personal wird unter die Lupe genommen.
- Besonders gefährdete Politiker haben sogar ihre eigenen Köche und Vorkoster dabei.
Am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos tauschen sich dieser Tage die einflussreichsten Menschen über die Weltlage aus. Währenddessen herrscht in den Hotels in und um Davos reges Treiben. Es sei eine Art «Champions League-Leistung» gefragt, sagt Ernst Wyrsch.
Der Präsident des HotellerieSuisse Graubünden war 15 Jahre Direktor des Davoser Hotels Belvédère und hat so manches WEF miterlebt. Mit «Radio SRF 1» hat er darüber gesprochen, welche Vorkehrungen nötig sind, um hohe Gäste zu beherbergen.
Wyrsch sagt, dass Hotelier und Personal während der WEF-Woche «voller Adrenalin» und «locker fünfzehn Stunden am Tag» im Einsatz stünden. «Es ist eine Freude, so was durchzuführen, aber die Belastung ist gross.»
Demnach bedingt das WEF eine monatelange Vorbereitung, doch die Herausforderung sei letztlich Flexibilität. «Man darf sich nie aufregen, wenn etwas nicht so läuft, wie abgemacht», betont der Experte und fügt hinzu: «Am WEF läuft kaum etwas nach Plan.»
Gefährdete Personen haben am WEF sogenannte «Vorkoster»
Wyrsch spricht in dem Interview vor allem auch über die massiven Sicherheitsvorkehrungen in den Hotels und erwähnt: «Bei besonders gefährdeten Menschen wird die Küche überwacht.» Es gebe sogenannte Vorkoster, die das Essen degustieren würden, bevor es zum Gast käme.
«Von diesem Moment an werden die Lebensmittel nicht mehr aus den Augen gelassen, um Vergiftungen auszuschliessen», betont der Experte. «Die Mahlzeiten gelten als klassische Schwachstellen im Sicherheitsdispositiv.» Wyrsch erklärt, dass es aber auch Delegationen gebe, die eigene Köche mitnehmen würden.
Das Hotel-Personal werde mit speziellen Schulungen auf mögliche Stresssituationen vorbereitet, heisst es. «Bei gewissen Veranstaltungen und Gästen sind zusätzlich Dutzende Sicherheitsleute in den Hotels – damit muss man klarkommen.»
Die Nervosität sei noch nie so gross gewesen, wie in diesem Jahr, betont Ernst Wyrsch. Grund dafür seien die aktuelle weltpolitische Situation und der hohe «Gefährdungsgrad» einzelner Teilnehmer. Wyrsch erwähnt dabei etwa Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj.
Hotel-Personal wird unter die Lupe genommen
Natürlich wird in Davos auch das Hotel-Personal im Vorfeld genauer unter die Lupe genommen. So würden von der Polizei etwa Auffälligkeiten im Lebenslauf untersucht. Je nach Hotel und Gäste komme man zudem nur mit einem Badge ins Haus. Weiter gebe es auch Personendurchsuchungen wie am Flughafen, für gewisse Räume seien Bewilligungen nötig.
«Die Räume wiederum werden im Vorfeld mit Polizeihunden nach Wanzen oder Kameras abgesucht. Im Anschluss werden sie versiegelt, bis der Gast da ist. Dessen Sicherheitsleute prüfen dann nochmals, ob alles in Ordnung ist.»
Wyrsch betont, dass diese Vorkehrungen für Aussenstehende umständlich oder gar skurril klingen mag. Aber vor allem bei besonders gefährdeten Gästen sei dies der normale Standard.
«Im Übrigen rücken jeweils bereits Wochen vor dem WEF Sicherheitsleute der Delegationen an, um vorab alles zu überprüfen.» Das sei teilweise ein Riesenprozess der ablaufe, noch bevor die Gäste überhaupt eintreffen.