Windparks an Gotthard und Nufenen liefern nur wenig Strom
Die Windparks am Gotthard und am Nufenen waren 2021 weniger effizient als möglich. Die Betreiber erklären, woran das liegt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Windparks am Gotthard und Nufenen waren 2021 weniger effizient als prognostiziert.
- Bei einem Anti-Windkraft Verband ist dadurch klar: Die Schweiz hat zu wenig Wind.
- Der Windpark am Gotthard läuft jedoch erst seit Herbst 2021 auf voller Kapazität.
- Am Nufenen verunmöglichten das Wetter und der Artenschutz den effizienteren Betrieb.
Die Effizienz der Windparks an Gotthard und Nufenen bei der Stromproduktion ist laut Windpark-Gegnern sehr gering. Betreiber bestätigen die Zahlen, verweisen aber auf Sondereffekte.
Für das Bundesamt für Energie (BFE) ist die Effizienz der Anlagen Sache der Betreiber. Der Windpark Gotthard habe im vergangenen Jahr lediglich 10,8 Gigawattstunden (GWh) Strom produziert. Das entspreche einer Effizienz von 10,5 Prozent, stellt der Verband Freie Landschaft Schweiz fest.
Die Elektrizitätsgesellschaft Tessin (AET) ist zu 70 Prozent am Windpark Gotthard beteiligt. Sie bestätigt auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA die Produktionsmenge. Die Zahl sei aber «nicht repräsentativ für die Produktionskapazität» der Anlage.
Gotthard: Volle Kapazität erst seit Herbst 2021
Der Windpark Gotthard habe erst im Spätherbst 2020 den Betrieb aufgenommen. Die erste Jahreshälfte 2021 sei daher genutzt worden für Feinabstimmungen an den Turbinen. Zudem musste die Software zur Steuerung der Produktion und des Eiserkennungssystems optimiert werden, heisst es bei der AET.
Die volle Kapazität des Windparks sei erst im Herbst 2021 erreicht worden. Die Produktionszahlen für die letzten Monate des Jahres entsprächen den Prognosen. Diese gehen von einer Jahresproduktion zwischen 16 und 20 GWh aus, je nach Windverhältnissen, wie AET festhält. Ausserdem sei 2021 im langjährigen Durchschnitt ein relativ windarmes Jahr gewesen.
Nufenen: Wetter und Artenschutz hielten Betrieb auf
Der Windpark-kritische Verband rechnet vor, dass der Windpark Gries beim Nufenenpass 2021 «gerade mal eine Effizienz von 7,1 Prozent» erreicht. Die vier Turbinen hätten lediglich an 622 von möglichen 8760 Stunden Strom produziert. Die neun Turbinen der Windparks am Gotthard und beim Nufenen hätten damit zusammen lediglich 16,5 GWh an Strom produziert. Das seien «lächerliche 0,03 Prozent des Schweizer Stromverbrauchs».
Bei Energie Wasser Luzern (ewl) werden die Angaben zum Windpark am Nufenen auf Anfrage bestätigt. «Keine erneuerbare Technologie weist eine 100-prozentige Effizienz aus. Die ewl hält einen Anteil von 68 Prozent an der Betreibergesellschaft Gries Wind.
Die Verfügbarkeit der 2016 eingeweihten Anlage sei im vergangenen Jahr unterdurchschnittlich gewesen. Eine ganze Reihe von Gründen werden dazu angeführt: Witterungsbedingt sei der Zugang zur Anlage nicht jederzeit möglich gewesen. Knapp 1000 Stunden an Stillstandszeit seien im Rahmen des Vogel- und Fledermausschutzes entstanden.
Die Windräder seien zudem sehr widrigen Wetterlagen ausgesetzt – der Windpark Gries ist der höchstgelegene Park in Europa. Und schliesslich habe es technische Probleme bei der Blattheizung gegeben. 2022 sollten jedoch 6,5 GWh an Strom produziert werden, so die Mediensprecherin.
Für den Verband Freie Landschaft Schweiz zeigen die Zahlen, dass «die Schweiz nicht über ausreichende Windressourcen verfügt.» Nach Ansicht des Bundesamt für Energie (BFE) haben Windkraftanlagen aber den gewichtigen Vorteil: Sie produzieren zwei Drittel des Stroms im Winterhalbjahr. Dann also, wenn die Schweiz den Strom braucht.