Patrick Hässig: «In Kinder und gesunde Eltern investieren!»
Vater und Mutter sollen nach der Geburt je 18 Wochen zu Hause bleiben können. GLP-Nationalrat Patrick Hässig über die frisch lancierte Familien-Inititative.
Das Wichtigste in Kürze
- Beide Elternteile sollen nach der Geburt je 18 Wochen Elternurlaub beziehen können.
- So soll unter anderem auch die Geburtenrate gesteigert werden.
- Eine Kolumne von Nationalrat Patrick Hässig.
Es ist ein freudiges und sehr emotionales Ereignis: die Geburt eines Kindes und der Start in ein neues oder erweitertes Familienleben. Vieles ist neu für Mütter und Väter.
Seit Jahrzehnten bleibt in der Schweiz eines unverändert: Für viele Mütter bedeutet die Familiengründung das Ende ihrer beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten. Mütter werden aus dem Berufsalltag geworfen und fehlen teils über längere Zeit auf dem Arbeitsmarkt.
«Familienzeit-Initiative» setzt ein Zeichen
Heute tragen vielerorts Mütter fast allein das Risiko des Erwerbsausfalls. Viele Väter möchten sich mehr an der Familienarbeit und der Kindererziehung beteiligen. Doch sind wir ehrlich: Gesellschaftlich ist es noch nicht überall angekommen, dass Väter 2024 nicht mehr nur die traditionelle Ernährer-Rolle tragen wollen.
Da gibt die soeben gestartete «Familienzeit-Initiative» Gegensteuer. Die Initiative hat die Überwindung der erwähnten Stereotypen, die Stärkung der Erwerbstätigkeit von Müttern und die Einbindung der Väter in die Familienarbeit zum Ziel.
Gleiche Voraussetzung für alle
Dies soll für alle Familien in der ganzen Schweiz möglich werden. Wohnort, Bildungsstand oder Arbeitgeber dürfen keine Rolle spielen: Angestellte im urbanen Zürich und Angestellte in Bergregionen sollen für ihre Familienplanung die gleichen Grundvoraussetzungen vorfinden.
Der Wohlstand steht auf dem Spiel
Die Zeiten ändern sich gerade gewaltig: Die Geburtenrate nimmt drastisch ab, die demografische Alterung nimmt zu. Der Fachkräftemangel spitzt sich zu. Der Wohlstand unseres Landes steht auf dem Spiel.
Wir müssen in Kinder und gesunde Eltern investieren. Damit diese erwerbstätig sind und Familie haben können. Nur so können wir die Herausforderungen der Demografie und des Arbeitskräftemangels meistern.
Die Schweizer Familienzeit refinanziert sich selbst
Die Elternzeit von je 18 Wochen für Mutter und Vater ist eine Investition, die sich lohnt. Spätestens nach 15 bis 25 Jahren werden die Ausgaben durch höhere Sozialversicherungs- und Steuereinnahmen refinanziert. Das zeigt eine letzte Woche veröffentlichte Ecoplan-Studie.
Um die Elternzeit finanzieren zu können, müsste der EO-Lohnanteil um 0.25 Prozentpunkte ansteigen. Was rund 16 Franken pro Monat entspricht. Nach 20 Jahren übersteigen die Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen durch die rund 25’000 neuen Vollzeitstellen die Ausgaben.
Mehr in Gesellschaft investieren
Wir müssen mehr in unsere Gesellschaft investieren. Dies kann auf verschiedene Art und Weise geschehen: Gleichberechtigung bei der Familienarbeit anstreben und auch beim Dienst an der Gesellschaft.
Männer und Frauen sollen ihre Beiträge leisten. Für die Sicherheit, die Wohlstandssicherung und unsere Freiheit.
Apropos Freiheit: Sollte sich ein Papi mit der Familienzeit unwohl fühlen und lieber arbeiten gehen, es wird ihn niemand zwingen. Der Bezug der Elternzeit ist freiwillig und verfällt bei Nichtbezug.
Zur Person: Patrick Hässig (45) sitzt seit 2023 für die GLP im Nationalrat. Er ist wohnhaft in der Stadt Zürich und arbeitet als diplomierter Pflegefachmann HF auf einem Kindernotfall. Für Nau.ch schreibt er regelmässig Kolumnen.