Bitcoin startet holprig in El Salvador
Das Wichtigste in Kürze
- El Salvador hat vor mehr als einem halben Jahr Bitcoin als Währung eingeführt.
- Die Bilanz in dem Land fällt bisher gemischt aus – vor allem der Tourismus profitiert.
Vor mehr als einem halben Jahr hat El Salvador als weltweit erstes Land den Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Die Bilanz fällt bislang gemischt aus.
Der Tourismus ist im Aufschwung: Über Ostern seien viele Hotels in dem mittelamerikanischen Land ausgebucht. Dies sagte Tourismusministerin Morena Valdez am Donnerstag im TV-Sender TCS.
Seit der Einführung der Digitalwährung am 7. September habe der Tourismus um 30 Prozent zugenommen, hatte sie zehn Tage zuvor mitgeteilt. An Bitcoin interessierte Touristen blieben zudem länger und gäben mehr Geld aus. Auch gebe es grosses Interesse an Investitionen aus dem Ausland.
Die für März geplante Ausgabe einer zehnjährigen Bitcoin-Anleihe in Höhe von einer Milliarde US-Dollar blieb bisher allerdings aus. Laut Finanzminister Alejandro Zelaya wird der richtige Moment abgewartet.
Die Anleihe soll unter anderem den Bau einer Bitcoin-Stadt am Fusse des Conchagua-Vulkans finanzieren. So sehen es Pläne des autoritär regierenden Präsidenten Nayib Bukele vor. Die Energie für das Schürfen der Kryptowährung soll ein Geothermie-Kraftwerk an dem Vulkan erzeugen.
System ist pannenanfällig
Am 7. September war El Salvadors Bitcoin-Gesetz in Kraft getreten. Ihm zufolge muss jeder Händler, der technisch dazu in der Lage ist, die Kryptowährung annehmen.
Auch Steuern können darin bezahlt werden. Es wurde die digitale Geldbörse Chivo eingeführt.
Wer sie herunterlud, bekam ein Startguthaben im Wert von 30 US-Dollar (knapp 28 Euro). Zudem wurden rund 200 Chivo-Geldautomaten aufgestellt. Das Chivo-System leidet nach Medienberichten allerdings unter Pannen.
Auch an der Annahme der neuen Währung in der Bevölkerung haperte es. In einer Umfrage gaben insgesamt 70,1 Prozent der knapp 1300 Teilnehmer an, wenig oder kein Vertrauen in Bitcoin zu haben. Diese wurde von der Universität UCA im Dezember durchgeführt.
Mehr als ein Fünftel wusste nach eigenen Angaben nicht, was Bitcoin ist. In El Salvador wird seit 2001 der US-Dollar statt einer eigenen Währung als Zahlungsmittel benutzt. Etwa 70 Prozent der Einwohner haben laut Regierung kein Bankkonto.
Mehrheit der Unternehmen nutzt kein Bitcoin
Die Industrie- und Handelskammer befragte im Januar die kleinen und mittleren Unternehmen des Landes. Von ihnen gaben fast 92 Prozent an, die Bitcoin-Einführung habe keine Auswirkungen auf ihr Geschäft gehabt. 86 Prozent hatten das Zahlungsmittel demnach nicht genutzt.
Mit dem Internationale Währungsfonds (IWF) verhandelt El Salvador um ein Kreditpaket in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar. Er forderte das Land im Januar auf, Bitcoin den Status als gesetzliches Zahlungsmittel wieder zu entziehen. Dies wegen zu grosser finanzieller Risiken. Die Kryptowährung ist heftigen Kursschwankungen unterworfen.