Die ungebremste Ausbreitung des Coronavirus hat immer stärkere Auswirkungen auf die bereits schwächelnde chinesische Wirtschaft.
Fussgänger mit Gesichtsmasken in Peking
Fussgänger mit Gesichtsmasken in Peking - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Zentralbank kündigt Finanzspritze von umgerechnet 156 Milliarden Euro an.
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Die chinesische Zentralbank kündigte deshalb am Sonntag eine riesige Finanzspritze in Milliardenhöhe an, um das Bankensystem mit ausreichend Geld zu versorgen. Die zunehmende internationale Isolierung Chinas und das deutlich schwächere Reiseaufkommen innerhalb des Lands während des chinesischen Neujahrsfests trafen die Tourismusbranche schwer. Zahlreiche ausländische Unternehmen, darunter Volkswagen, setzten ihre Produktion in China aus oder schlossen vorübergehend ihre Filialen.

Vor diesem Hintergrund kündigte die chinesische Zentralbank an, sie werde zur Öffnung der Finanzmärkte nach den verlängerten Neujahrsferien am Montag 1,2 Trillionen Yuan (156 Milliarden Euro) bereitstellen. Ziel sei es, das Bankensystem liquide und den Devisenmarkt stabil zu halten.

Die insgesamt verfügbaren Mittel des Bankensystems lägen damit um 900 Milliarden Yuan über dem Vergleichswert vom Vorjahr, teilte die Zentralbank mit. Sie appellierte an die Finanzinstitute des Landes, unter anderem Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen ausreichend Kredite zur Verfügung zu stellen. Bereits am Samstag hatte die Zentralbank Unterstützungsmassnahmen für Unternehmen etwa aus dem Medizinsektor angekündigt, die sich am Kampf gegen das Virus beteiligen.

Die Behörden lockerten zudem Importzölle auf Güter, die für den Kampf gegen die Krankheit wichtig sind. Betroffen davon sind auch Importe aus den USA, mit denen sich China einen erbitterten Zollstreit geliefert hatte.

Die chinesische Börsenaufsicht CSRC wiegelte aber laut der staatlichen Zeitung «People's Daily» mit Blick auf die langfristigen Auswirkungen der Seuche ab. Die Folgen an den Finanzmärkten seien lediglich «kurzfristig».

Stark in Mitleidenschaft gezogen wurde auch die Reisebranche. Mehrere Länder, darunter die USA, verhängten Reisewarnungen zu China. Andere Länder setzten Flüge in das Land aus. Die chinesischen Behörden forderten die Bevölkerung auf, Reisen ins Ausland zu verschieben und untersagten Gruppenreisen auch im Inland.

Auch die Freizeitindustrie litt unter den aussergewöhnlich ruhigen Neujahrsferien. Grosse Veranstaltungen wie in Peking zum Jahreswechsel wurden abgesagt, Touristenattraktionen und Kinos blieben geschlossen.

Ausländische Unternehmen fuhren ihren Betrieb in China mitunter deutlich herunter. Der US-IT-Gigant Apple kündigte am Samstag an, seine Filialen und Büros in Festland-China vorerst zu schliessen. Der koreanische Autobauer Hyundai setzte seine SUV-Produktion aus. Zur Begründung nannte eine Sprecherin Werksschliessungen in China, die zu einer Versorgungsstörung geführt hätten.

Der Elektronikkonzern Foxconn aus Taiwan schloss seine Fabriken in China bis Mitte Februar. Neben Volkswagen stoppten auch die Autobauer Toyota und Tesla, der Möbelriese Ikea, sowie Starbucks und McDonald's ihre Produktion in China oder machten ihre Filialen vorerst dicht.

Beobachter warnten davor, dass die Ausbreitung des Coronavirus die chinesische Wirtschaft weiter schwächen könnte. Bereits im vergangenen Jahr war die Wirtschaft um lediglich 6,1 Prozent gewachsen - die niedrigste Quote seit drei Jahrzehnten.

In ganz China wurden bis Sonntag mehr als 14.300 Infektionen mit dem Virus bestätigt. 304 Patienten in der Volksrepublik starben an der Atemwegserkrankung.

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