CO2-Gesetz: So viel müssten Autofahrer mehr zahlen

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Mit dem neuen CO2-Gesetz zahlen Autofahrer an der Zapfsäule mehr. Je nach Auto und Fahrprofil gibt es allerdings grosse Unterschiede.

Tanken
Im Ausland tanken rentiert nicht wirklich. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit dem neuen CO2-Gesetz werden Benzin- und Dieselkosten zunehmen. Unklar ist, wie stark.
  • Selbst der Maximalaufschlag wäre geringer als jährliche Preisschwankungen.
  • Der durchschnittliche Autofahrer dürfte jährlich weniger als 100 Franken mehr zahlen.

Autofahren nur für Reiche? Mit dieser Frage macht die SVP aktuell Stimmung gegen das CO2-Gesetz. Die Volkspartei stört sich über den Preisaufschlag von 12 Rappen.

Doch so einfach ist das nicht: Treibstoffimporteure müssen bereits heute einen Teil der CO2-Emissionen kompensieren, die durch das Verbrennen von Diesel und Benzin entstehen. Künftig soll mehr kompensiert werden. Die Kosten dafür können Shell, Socar & Co. auf die Autofahrer abwälzen. Allerdings gibt es eine Obergrenze.

CO2-Gesetz SVP
CO2-Gesetz: Die SVP warb mit einer aggressiven Kampagne für eine Ablehnung. - Screenshot SVP

Diesel liegt aktuell bei 5 Rappen, mit dem neuen CO2-Gesetz wird sie um 7 Rappen auf 12 Rappen erhöht. Offen ist, ob dieser Spielraum genutzt wird. Im Moment beträgt der Aufschlag 1,5 Rappen, trotz höherer Obergrenze. Ausschlaggebend dafür ist der Wettbewerb unter den Tankstellenbetreibern.

Rechnung mit realistischen Verbräuchen

Schlimmstenfalls müssen Autofahrer also 10,5 Rappen mehr für den Liter Sprit zahlen. Was kostet das auf das Jahr gerechnet?

Beginnen wir mit dem Vielfahrer: Er fährt jährlich 30'000 Kilometer. Weil er häufig unterwegs ist, kurvt er mit einem BMW 318d durch die Schweiz. Der Hersteller gibt den Verbrauch mit 5,5 Liter pro 100 Kilometer an.

BMW
Bei Vielfahrern beliebt: Limousinen und Kombis von BMW. - sda - KEYSTONE/AP/DAVID ZALUBOWSKI

Da die Verbrauchsangaben der Autobauer selten stimmen, werden für diesen Vergleich Zahlen von Spritmonitor berücksichtigt. Auf dieser Plattform werden reale Verbrauchsangaben von Nutzern zusammengetragen. Demnach schluckt besagter BMW in Realität im Schnitt 6,1 Liter Diesel.

Wenigfahrer zahlt mit CO2-Gesetz 50 Franken mehr

Mit einem aktuellen Dieselpreis von 1,72 Franken pro Liter kommt der BMW-Fahrer auf jährliche Spritkosten von 3147 Franken. Würde das CO2-Gesetz angenommen und die Kompensationsabgabe maximal erhöht, müsste er 193 Franken mehr zahlen.

Anders Beispiel: Der Wenigfahrer. Er besitzt einen VW Polo 1,0 TSI, der gemäss Spritmonitor auf 100 Kilometer 5,7 Liter Benzin verbraucht. Bei einem aktuellen Benzinpreis von 1,64 Franken zahlt er jährlich 701 Franken für den Sprit. Mit dem CO2-Gesetz lägen die Kosten pro Jahr 45 Franken höher.

Energieverbrauch
Autos auf Schweizer Strassen sind sparsamer geworden. - Bundesamt für Energie

Rechnen wir den Durchschnittsschweizer: Gemäss dem Bundesamt für Raumentwicklung liegt die Jahresdistanz mit dem Auto pro Person im Schnitt bei 10'165 Kilometer.

Grosse Preisunterschiede nach Tankstelle

Aktuell schluckt ein Neuwagen im Schnitt rund 6 Liter Benzin (siehe Grafik oben). Da nicht alle ein neues Auto besitzen, rechnen wir in diesem Fall mit einem Verbrauch von 8 Litern. Resultat: jährliche Spritkosten von 1333 Franken ohne CO2-Gesetz, 85 Franken Aufschlag mit.

Zum Schluss noch ein Extrembeispiel. Ein Autoliebhaber hat sich einen gebrauchten BMW X5M von 2015 gekauft. Auf Spritmonitor finden sich dafür zu wenig Daten, gemäss «Auto Motor und Sport» schluckt der SUV-Sportler 14,1 Liter auf 100 Kilometer.

Tankstelle
Je nach Ort unterschieden sich die Spritpreise massiv. - Keystone

Der Autofan fährt mit dem 575-PS-starken SUV jährlich 15'000 Kilometer. Spritkosten heute: 3468 Franken pro Jahr. Mit CO2-Gesetz müsste er jährlich 223 Franken mehr zahlen.

Autokosten mehr als nur Spritpreise

Bei Benzinkosten-Rechnungen gilt zu beachten, dass Treibstoffpreise stark schwanken. Vor einem Jahr kostete ein Liter Bleifrei 95 1,38 Franken. Heute sind es fast 30 Rappen mehr – rund dreimal so viel wie der Maximalaufschlag durch das CO2-Gesetz.

Vergleichen Sie Benzinpreise?

Zudem kommen Preisunterschiede nach Zapfsäule und Region. Nur zwei Beispiele: An der Tamoil Tankstelle in Morges VD kostet der Liter Bleifrei 95 aktuell 1,69 Franken. Bei der Garage Otto Howald in Solothurn zahlen Autofahrer nur 1,48 Franken. Über 20 Rappen Unterschied nur aufgrund des Standorts.

Zusätzlich sollte berücksichtigt werden, dass Treibstoffkosten nur einen Teil der Kosten für das Autofahren ausmachen. Der TCS rechnet, dass Kosten für Benzin und Diesel bei einem durchschnittlichen Neuwagen gerade mal 15 Prozent der Autokosten ausmachen. Doppelt so hoch sind die Amortisationskosten, aber auch Service, Reifen und Versicherung treiben die Kosten nach oben.

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