Credit Suisse: Tweet von Journalist soll Krise ausgelöst haben
Was war der Anfang vom Ende der Credit Suisse? Die Verantwortlichen geben Social-Media eine Mitschuld. Genauer gesagt einem Tweet eines Aussie-Journalisten.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Tweet eines Journalisten sorgte im Herbst 2022 für wilde Gerüchte um die CS.
- Der Aktienkurs sank darauf ein erstes Mal um zehn Prozent und viele zogen ihr Geld ab.
- Die Verantwortlichen der Bank sehen Social-Media als Mitgrund für den Untergang der Bank.
Die Credit Suisse gibt es nicht mehr! Licht aus bei dem Traditionshaus mit seiner 167-jährigen Geschichte. Die Bank wird von der grossen Rivalin UBS zum Preis von 3 Milliarden geschluckt. Die grosse Frage, die die Politik noch lange beschäftigen wird: Wer hat eigentlich Schuld am Untergang der systemrelevanten Schweizer Grossbank?
Als am Sonntag Finanzministerin Karin Keller- Sutter und Bundespräsident Alain Berset zusammen mit Marlene Amstad von der Bankenaufsicht Finma und Vertretern der Credit Suisse und der UBS die Mega-Fusion als «beste Lösung» präsentierten, hörte man mehrmals das gleiche Stichwort: «Vertrauensverlust».
Verantwortlich für das «verloren gegangene Vertrauen» sollen aber nicht etwa Verspekulationen an der Börse oder das Versagen der Manager gewesen sein. Nein, ein Social-Media-Shitstorm im vergangenen Herbst soll den Untergang der Credit Suisse besiegelt haben.
Amstad von der Finma bezog sich in ihrer Rede ausdrücklich darauf und meinte: «Gerüchte im letzten Herbst auf sozialen Medien lösten enorme Geldabflüsse aus.» Genauer gesagt: Ein Twitter-Sturm im Herbst 2022 soll die CS-Krise ausgelöst haben. In diesem Zusammenhang berichten mehrere Medien von einem Namen: David Taylor.
Der australische TV-Journalist von der «ABC» verschickte an einem Samstagabend im Oktober die folgende Nachricht auf Twitter: «Glaubwürdige Quellen sagen mir, dass eine grosse internationale Investmentbank am Abgrund steht.» Taylor nannte die Credit Suisse zwar nicht beim Namen, doch der Tweet ging trotzdem viral und löste eine Sturm von Spekulationen über die CS aus.
Als schliesslich am Montagmorgen der Börsenhanden begann, stürzten die Aktien der Grossbank um 10 Prozent ab. In der Folge wurde Taylor von seinem Arbeitgeber angewiesen, den Tweet zu löschen. Der Schaden war zu diesem Zeitpunkt aber bereits angerichtet.
Gerüchte sollen Vertrauen in Bank geschmälert haben
CS-Präsident Axel Lehmann und Finma-Direktorin Marlene Amstad zeigen sich überzeugt, dass die Kunden auch wegen diesen Gerüchten ihr Vertrauen in die Bank verloren haben. Schon im vierten Quartal 2022 hatten Kundinnen und Kunden 110,5 Milliarden Franken abgezogen. Es war der Anfang vom Ende.
David Taylor äusserte sich am Sonntagabend übrigens auch zur Übernahme der CS durch die UBS. Der «ABC»-Journalist schrieb auf Twitter: «Eine überstürzte Zwangsehe zweier systemrelevanter internationaler Banken, um ‹unabsehbare Folgen› für die Weltwirtschaft zu vermeiden – das ist mehr als wild.»