Facebook-Währung ist eine schlechte Idee

Michael Bolzli
Michael Bolzli

USA,

Die Facebook-Währung Libra hat das Potential, die Banken-Welt umzukrempeln. Doch der letztjährige Datenskandal lässt Zweifel aufkommen. Ein Kommentar.

Will mit einer Digitalwährung namens Libra die Finanzwelt umkrempeln: Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Foto: Marcio Jose Sanchez/AP
Will mit einer Digitalwährung namens Libra die Finanzwelt umkrempeln: Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Foto: Marcio Jose Sanchez/AP - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Nächstes Jahr will Facebook eine eigene Kryptowährung lancieren.
  • Beim Projekt an Bord sind auch Dienstleister wie Ebay, Uber oder Visa.
  • Facebook hat im Vorjahr vor allem mit laschem Datenschutz für Skandale gesorgt.

Dass die Blockchain-Technologie das Zeug hat, die Banken-Welt umzukrempeln, war längst bekannt. Konkret wurde die Bedrohung für die Geldhäuser bisher aber nicht.

Das ändert sich jetzt: Mit Libra hat Facebook eine Kryptowährung präsentiert, die das Finanzsystem auf den Kopf stellen könnte. Schon nächstes Jahr geht Libra an den Start.

Schnell und günstig sollen die Transaktionen sein. Das macht die Währung gerade für Auslandszahlungen attraktiv. Zudem ist kein Konto nötig, was in Schwellen- und Drittweltländern auf offene Ohren stösst.

An Währung gebunden

Im Gegensatz zu Bitcoin und Co. ist der «Facebook-Coin» an bekannte Währungen gebunden. Grosse Schwankungen dürften ausbleiben, was für Libra als Zahlungsmittel spricht.

Blockchain
Bitcoin basiert auf der Blockchain-Technik. - dpa

Dass gerade Facebook eine digitale Weltwährung lanciert, überrascht nicht. Immerhin ist das soziale Netzwerk rund um den Globus tätig. Die 2,4 Milliarden Mitglieder sind potenzielle Libra-Nutzer. Trotzdem ist der Tech-Konzern der falsche Player, um so ein Mammut-Projekt zu lancieren.

Schon heute wird die Macht des Tech-Konzerns hinterfragt. In den USA liebäugeln einige Politiker mit der Aufspaltung des sozialen Netzwerkes.

Einer von Vielen

Der Konzern will seine Rolle runterspielen. Libra wurde deshalb als Verein im neutralen Genf gegründet. Rund 30 Unternehmen gehören dazu, darunter Visa, Uber oder Ebay.

Das soziale Netzwerk hat nur einen Stimmanteil von einem Prozent. Man könne Libra nicht kontrollieren und habe keine Einsicht in die Transaktionen, verspricht der Tech-Gigant.

Mark Zuckerberg
Mark Zuckerberg predigt die positiven Seiten von Social Media, obwohl er gewusst haben soll, wie stark negativ Instagram die Jugendlichen beeinflusst. - Keystone

Damit will der Konzern von Datenschutzbedenken ablenken. Doch die hängen noch immer wie eine dunkle Wolke über Facebook. Der Datenskandal um Cambridge Analytica hat die Welt erschüttert. 87 Millionen Nutzerdaten gingen ungefragt an die dubiose Daten-Firma.

Die Aufarbeitung des Falles zeigte: Für Facebook hat Schutz der Privatsphäre wenig Priorität. Standortdaten werden auf unbestimmte Zeit gespeichert, der Konzern wollte von Banken gar Kreditkartendaten und Kontostände seiner Nutzer. Nur um das «Werbe-Erlebnis» zu verbessern.

Versprechen gebrochen

Die Gründer der Tochterfirma WhatsApp sprangen ab, weil sie ein anderes Verständnis von Datenschutz als Facebook-Chef Zuckerberg hatten. Dass Versprechen, dass die App unabhängig bleiben würde, hat er längst gebrochen.

Immer wieder tauchen Fälle auf, bei denen Facebook im Umgang mit Nutzerdaten fahrlässig gehandelt hat. Rücktrittsforderungen gegen denn allmächtigen Firmengründer werden zwar lauter, doch der gibt sich uneinsichtig.

Facebook hat es im letzten Jahr geschafft, dass Vertrauen seiner Nutzer komplett zu verspielen. Das ist keine gute Basis für eine globale Digitalwährung.

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