Greenpeace hält Migros-Recycling für «Illusion»
Migros hat heute ein System für Plastik-Recycling präsentiert. Greenpeace begrüsst die Bemühung, steht dem Vorhaben aber sehr kritisch gegenüber.
Das Wichtigste in Kürze
- Migros will ein Schweizweites Recycling-System für Plastik aufbauen.
- Laut Greenpeace lassen sich viele Kunststoffe nicht gut rezyklieren.
Das Problem ist altbekannt: Geht es im Plastik-Verbrauch, gehören Schweizer zu den Spitzenreiter. Pro Kopf verbrauchen wir jährlich 125 Kilo Kunststoff. Dreimal so viel wie der europäische Durchschnitt.
Rezykliert wird nur ein Bruchteil. Rund 80 Prozent der Plastik-Abfälle landen aktuell in der Kehrrichtverbrennungsanlage.
Die Migros, grösste Detailhändlerin der Schweiz, wird schon länger von Umweltschützern für den Plastikverbrauch an den Pranger gestellt. Jetzt will das Zürcher Unternehmen das Problem konsequent angehen.
Migros will System bis 2021 schweizweit einführen
Bisher konnten Kunden zwar PET- und Plastikflaschen in den Filialen zurückbringen. Ab dem 29. Juni nimmt die Migros in einigen Verkaufsstellen praktisch jeden Plastik-Abfall zurück. Schweizweit soll das System bis 2021 eingeführt werden.
Im Zentrum steht ein Sammelsack, den die Kunden kaufen. Mit Preisen zwischen 90 Rappen und 2,50 Franken ist der Migros-Sack in den meisten Fällen günstiger als Gebührensäcke.
Kunden können den Sack mit Kunststoffflaschen, Verpackungen, Bechern und Co. befüllen und in der Filiale abgeben. Der Plastik-Abfall wird sortiert, rezykliert und für Verpackungen der Migros-Industrie wiederverwendet.
Greenpeace ist davon wenig überzeugt: Dass der Konzern den Plastikabfall von Kunden rezykliere, sei lediglich eine Scheinlösung für das Plastikproblem. Die meisten Kunststoffarten liessen sich nicht mehrfach in guter Qualität wiederverwerten, sagt Greenpeace-Experte Philipp Rohrer. «Ein über längere Zeit geschlossener Kreislauf, wie ihn die Migros ankündigt, ist daher eine Illusion.»
Hoher Energieverbrauch bei Herstellung
Er befürchtet, dass das Angebot gar zu einem höheren Plastikverbrauch führt. «Konsumenten könnten annehmen, dass Recycling ein umweltfreundlicher Ausweg aus der Plastikkrise ist. Dem ist überhaupt nicht so: Plastik wird aus Erdöl oder Erdgas gewonnen und verschleisst bei Herstellung und Entsorgung viel Energie.»
Rohrer räumt ein, dass es grundsätzlich begrüssenswert sei, dass die Migros ihren Plastik-Fussabdruck reduzieren wolle. «Anstelle von kosmetischen Massnahmen sollten Hersteller und Detailhändler auf Liefer- und Verkaufssysteme umstellen, die auf Mehrweg und Wiederverwenden basieren.»
Während der Pressekonferenz haben Migros-Vertreter angedeutet, dass man eine Zusammenarbeit mit der Konkurrenz nicht ausschliesse. Bei Coop gibt man sich aktuell noch zurückhaltend. Sprecher Patrick Häfliger sagt: «Wir setzen uns im Rahmen der IG Detailhandel für eine gemeinsame, schweizweite Branchenlösung beim Recycling ein.»