Russische Rakete mit japanischem Weltraumtouristen an Bord erreicht die ISS
Der japanische Milliardär Yusaku Maezawa hat an Bord eines russischen Raumschiffs die Internationale Raumstation ISS erreicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Milliardär Maezawa will zwölf Tage auf der Internationalen Raumstation verbringen.
Die Sojus-Kapsel dockte nach sechsstündigem Flug am Mittwochnachmittag (MEZ) an der ISS an, wie in einer Live-Übertragung der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos zu sehen war. Es war das erste Mal seit mehr als zehn Jahren, dass eine russische Rakete einen Weltraumtouristen ins All brachte.
Die Sojus-Rakete war um 08.38 Uhr (MEZ) vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan abgehoben, das Andockmanöver erfolgte planmässig um 14.40 Uhr. Maezawa trat die Reise zusammen mit seinem Assistenten Yozo Hirano und dem russischen Kosmonauten Alexander Misurkin an. Mit Hiranos Hilfe will er seinen zwölftägigen Alltag auf der ISS dokumentieren und damit die mehr als 750.000 Abonnenten seines Youtube-Kanals unterhalten.
Für die Zeit auf der Raumstation hat sich der Japaner eine To-do-Liste mit 100 Aufgaben zusammengestellt. Dazu gehört ein Badminton-Freundschaftsspiel. «Träume werden wahr», erklärte der Milliardär vor seinem Reiseantritt auf Twitter.
Der 46-Jährige ist der erste Weltraumtourist der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos seit 2009. Damals hatte sie den Mitgründer des kanadischen Cirque du Soleil, Guy Laliberté, zur ISS gebracht. Ab 2001 hatte Roskosmos in Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen Space Adventures sieben Touristen zur Raumstation gebracht - einen von ihnen zweimal.
Moskau hatte mit der Entsendung von Touristen ins All aufgehört, als die Nasa ihr Space-Shuttle-Programm einstellte. Von dann an buchte die US-Raumfahrtbehörde Plätze in bemannten Flügen bei Roskosmos, um seine Astronauten zur ISS zu bringen. Wie es heisst, zahlte die Nasa 90 Millionen Dollar (knapp 80 Millionen Euro) pro Platz.
Das änderte sich im vergangenen Jahr, als das US-Unternehmen SpaceX des Milliardärs Elon Musk mit seinem Raumschiff «Crew Dragon» das russische Monopol auf bemannte Flüge zur ISS beendete. Da die USA nun nicht mehr auf die Plätze in den russischen Sojus-Raketen angewiesen waren, bekam Maezawa die Chance auf einen Raumflug.
Wieviel er für sein Tickets ins All zahlte, ist nicht bekannt. Laut Space Adventures sollen die Preise für Weltraumtouristen zwischen 50 und 60 Millionen Dollar betragen.
Maezawa, der sein Vermögen mit dem grössten Online-Handel für Bekleidung in Japan verdiente, kann sich das leisten: Laut dem Magazin «Forbes» steht der Milliardär und Kunstsammler auf der Liste der reichsten Japaner auf Platz 30.
Roskosmos will nach eigenen Angaben sein Geschäft mit dem Weltraumtourismus weiter auszubauen und hat dafür zwei Sojus-Raketen vorgesehen. Die Agentur wirbt bereits für einen Weltraumspaziergang für einen Touristen während eines ISS-Trips im Jahr 2023. Doch Russland muss nun darum kämpfen, mit den westlichen Konkurrenten Schritt zu halten.
Im September unternahm SpaceX mit seiner dreitägigen Mission «Inspiration4» den ersten rein touristischen Flug in der Erdumlaufbahn. Für 2023 bereitet SpaceX eine Mondumrundung mit acht Amateur-Astronauten vor. Finanziert wird diese Reise unter anderem von Maezawa, der auch dann wieder mit an Bord sein will.
Blue Origin, das Unternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos, absolvierte unterdessen zwei Missionen ausserhalb der Erdatmosphäre. Und auch Milliardär Richard Branson erlebte mit einem Raumschiff seines Unternehmens Virgin Galactic einige Minuten Schwerelosigkeit, bevor er wieder zur Erde zurückkehrte. Die Flüge von Blue Origin und Virgin Galactic führen zwar nicht in die Erdumlaufbahn, bieten aber mehrere Minuten in der Schwerelosigkeit, ohne dass eine monatelange Ausbildung erforderlich ist - und zu deutlich geringeren Kosten.