Wie viel Macht haben Facebook, Google & Co.?
Die Chefs der grössten Tech-Konzerne mussten gestern bei der Politik antraben. Grund genug, die Macht der Konzerne genauer anzuschauen.
Das Wichtigste in Kürze
- Facebook, Google, Apple und Amazon sind im Visier der US-Politik.
- Gerade in den USA beherrschen die vier Konzerne gewisse Märkte.
Die ganz grossen Namen im Tech-Business mussten gestern vor dem Justizausschuss des US-Repräsentantenhauses antraben. Wobei das nicht ganz stimmt: die Chefs von Google, Apple, Facebook und Amazon und wurden Corona-bedingt nur via Videokonferenz zugeschaltet.
Die Mission der Politiker: Herauszufinden, ob die Macht der sogenannten Big Four zu gross geworden ist.
Mehr als ein Jahr wurde ermittelt, erwartet wurde eine historische Anhörung. Doch so weit ist es nicht gekommen.
Schlussendlich mussten sich Tim Cook, Jeff Bezos, Sundar Pichai und Mark Zuckerberg mehr mit Parteipolitik als mit kartellrechtlichen Fragen umschlagen. Ins Schwitzen kamen die Konzernlenker deswegen höchst selten.
Google dominiert Suchmaschinenmarkt
Dabei ist unbestritten, dass die vier Tech-Giganten nicht ungerechtfertigt als Big Four bezeichnet werden.
Google ist bei den Suchmaschinen klar an der Spitze. Gemäss Statcounter nutzen fast 92 Prozent der Menschen weltweit die Dienste des US-Konzerns.
Platzhirsch auch bei den Smartphones. Zwar gibt es viele Hersteller von Geräten, die Software stammt aber in den meisten Fällen von Google. Drei Viertel aller Smartphones der Welt nutzen das Android-System von Google. Ähnlich hoch ist der Marktanteil des Chrome Webbrowsers.
Auch im Digital-Werbemarkt der USA ist Google mit einem Marktanteil von 32 Prozent an der Spitze. Rang zwei geht an Facebook.
Facebook trotz Skandalen an der Spitze
Trotz aller Skandale bleibt Facebook das beliebteste soziale Netzwerk der Welt. Gemäss Statcounter kommt das kalifornische Unternehmen auf einen globalen Marktanteil von 75 Prozent. Selbst Twitter spielt – obwohl es die erste Wahl des US-Präsidenten ist – nur eine untergeordnete Rolle. Und mit Whatsapp hat sich Facebook auch noch die beliebteste Chat-App der Welt ins Haus geholt.
Wie man einen Markt dominiert, weiss auch Amazon. Die Bank of America schätzt, dass der Konzern mittlerweile 44 Prozent des gesamten Online-Handels der USA verantwortet.
Auch im Cloud-Geschäft ist der Online-Händler König. Amazon kommt auf 32 Prozent Marktanteil und lässt damit selbst Grössen wie Microsoft und Google hinter sich.
Einzig Apple hinkt punkto Markmacht etwas hinterher. Zwar kontrolliert der Konzern, was auf die iPhone und iPads gelangt. Allerdings läuft nur jedes vierte Smartphone weltweit mit dem Apple-System.
Damit schafft es der Konzern nicht, führender Hersteller von Smartphone zu sein. Der südkoreanische Mischkonzern Samsung hat Apple längst auf den zweiten Platz verwiesen.
Apple in den USA erste Wahl beim Handy
Anders sieht die Lage in den USA aus. Mit einem Marktanteil von 58 Prozent im Smartphone-Bereich hat Apple im Heimatmarkt den Rivalen Google deutlich abgehängt. Und eine Trendwende ist nicht in Sicht.
In den Vereinigten Staaten werden immer wieder Stimmen laut, die Tech-Konzerne aufzuspalten. Allen voran Google und Facebook.
Neben kartellrechtlichen Argumenten geht es hier oft um Politik. Die Republikaner werfen Facebook vor, die freie Meinungsäusserung zu zensieren. Und die Demokraten kritisieren, dass die Plattform offensichtliche Fehlinformationen an ein Millionenpublikum verbreitet.
Kartellrechtler Patrick Krauskopf von der ZHAW sagte kürzlich zu Nau.ch, dass sich die Frage der Zersplitterung aktuell nicht stelle. Sorgen bereiten ihm aber die Zukäufe der Tech-Giganten. «Hier sehe ich Handlungsbedarf und wünsche mir mehr Mut seitens der Wettbewerbsbehörden.»
Mit Instagram die Jungen abgeholt
Davon war bisher nichts zu sehen: Google hat Youtube gekauft und sich so den Spitzenplatz im Video-Bereich gesichert.
Facebook schluckte Instagram und Whatsapp. Wäre dies nicht geschehen, hätte der Konzern heute gerade bei jungen Konsumenten bereits das Nachsehen.
Ob die Anhörung tatsächlich ein Flop gewesen ist, wird sich zeigen. Die Arbeit ist noch nicht vorüber. Schlussendlich entscheidet, welche Schritte der Ausschuss dem Kongress empfehlen wird.