Wie viel Wahrheit steckt in Donald Trumps Wahlkampf-Rede am WEF?
Donald Trump nutzte das Weltwirtschaftsforum als Wahlkampf-Plattform. Bescheidenheit liess er vermissen. Eine Analyse.
Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump hat zum WEF-Auftakt eine Rede in Davos gehalten.
- Der US-Präsident nutzte die Plattform, um Werbung für sich zu machen.
Viele hatten sie mit Spannung erwartet: Die Rede von Donald Trump am Weltwirtschaftsforum in Davos. Doch neue Erkenntnisse lieferte der Auftritt des US-Präsidenten nicht.
Trump nutzte die weltweite Aufmerksamkeit, wie er aktuell jede andere Plattform nutzt: Um Werbung für sich zu machen. Immerhin stehen im Herbst Wahlen an.
Heading to Davos, Switzerland, to meet with World and Business Leaders and bring Good Policy and additional Hundreds of Billions of Dollars back to the United States of America! We are now NUMBER ONE in the Universe, by FAR!!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) January 21, 2020
Experten hätten vor seinem Amtsantritt vor dunklen Zeiten gewarnt, erinnert Trump. Doch: «Amerika gewinnt wieder, wie noch nie zuvor in der Geschichte.» Das Land sei in Mitten eines ökonomischen Booms, «den die Welt noch nie gesehen hat».
Donald Trump lobt eigene Politik
Er lobte das Wirtschaftswachstum, die rekordtiefe Arbeitslosigkeit und die Kursexplosion an der Börse. Bemüht erinnerte Trump immer wieder, dass von seinen Steuersenkungen und Deregulierungen die Mittelklasse profitiere. Denn genau diese Wähler gilt es abzuholen.
Es folgten Beispiele auf Beispiele, welche alle eines zeigen sollen: Die aktuelle Politik trägt Früchte, in den USA läuft alles prächtig. Zwar stimmen viele der erwähnten Punkte, doch lassen sich diese längst nicht alle auf Trumps Politik zurückführen. Und so geschmiert, wie der US-Präsident sagt, läuft es in den Vereinigten Staaten doch nicht.
Gewiss: Der US-Wirtschaftsmotor brummt, allerdings hat Trump kräftig Staatsschulden angehäuft. Und längst nicht alle profitieren, wie Robert Reich, Ökonom und früherer Arbeitsminister unter Präsident Clinton, vergangenen Herbst anschaulich erklärt hatte.
So ist zwar die Arbeitslosenquote tief, allerdings ist der Anteil der Beschäftigten an der Gesamtbevölkerung so tief wie zuletzt in den 70er Jahren. Denn wer die Jobsuche aufgegebenen hat, wird nicht in der Quote erfasst. Zudem arbeiten Millionen US-Amerikaner Teilzeit, weil sie keinen Vollzeit-Job finden.
US-Wirtschaft wuchs schon schneller
Trump sagte vor den WEF-Teilnehmern, dass das Medianeinkommen der US-Haushalte das höchste aller Zeiten sei. Doch berücksichtigt man die Teuerung, liegt das aktuelle Einkommen auf dem Niveau von Ende der 1970er Jahren.
Auch bei dem Wirtschaftswachstum malt Trump schön. Gewiss wächst die Wirtschaft, allerdings muss man nicht weit zurückblicken, um ein grösseres Wachstum zu finden.
Das diesjährige WEF läuft unter dem Titel: «Stakeholder für eine zusammenhaltende und nachhaltige Welt». Dem Thema wurde Trump während seiner Wahlkampfrede kaum gerecht.
Trump bleibt optimistisch
Neben Selbstlob gab es Kritik für jene, welche vor dem Klimawandel warnen. Er wolle nicht von «radikale Sozialisten» die Wirtschaft zerstören lassen. Es sei Zeit für Optimismus, findet der US-Präsident.
Allerdings dürfte Trump damit bei der WEF-Elite nicht nur gut ankommen. Immerhin zeigt eine Umfrage des Forums, dass der Klimawandel zu den grössten Sorgen der WEF-Teilnehmer gehört. Umweltprobleme machen gleich die fünf obersten Plätze aller globaler Risiken ein.
Um jene zu beruhigen, welche sich ums Klima sorgen, kündigte er an, dass sich die USA der «One Trillion Trees Initiative» des WEF anschliessen wird. Dafür gab es – im Gegensatz zu seinem minutenlangen Selbstlob – verhaltenen Applaus.