Olympia: Russland und das Staatsdoping – eine Chronik

Jan Weisstanner
Jan Weisstanner

Russland,

Im Dezember 2014 enthüllt ein deutscher TV-Sender Details, wonach Russland staatliches Doping betreiben würde. Seither werden laufend neue Kapitel aufgeschaltet – kurz vor Olympia ist weiterhin nicht klar, was mit den Sportlern geschieht.

Juni 2016: Die WADA enthüllt neue Vorwürfe: Der Geheimdienst in Russland habe Kontrolleure eingeschüchtert und behindert. Die Olympiateilnahme in Rio wurde für nachweislich saubere Sportler unter weisser Flagge erlaubt.

Januar 2018: 169 russische Athleten dürfen an den Olympischen Winterspielen unter neutraler Flagge teilnehmen. Eine Dokumentation deckt zudem auf, dass jene als absolut sicher geltenden Dopingkontrollbehälter des Anti-Doping-Kontrollsystem manipulierbar sind, und dies ohne Spuren zu hinterlassen. Die WADA ist gefordert. Und: Der Kronzeuge Rodschenkow bezichtigt Putin der Mitwissenschaft am Dopingbetrug.

Betreibt Russland Staatsdoping oder nicht? Die Enthüllungen sind brisant, die Vorwürfe wiegen schwer.
Betreibt Russland Staatsdoping oder nicht? Die Enthüllungen sind brisant, die Vorwürfe wiegen schwer. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Das systematisch betriebene Staatsdoping in Russland wirft hohe Wellen.
  • Kurz vor Olympia ist weiterhin nicht klar, was mit den russischen Athleten passiert.
  • Nau präsentiert die Chronik – von den Enthüllungen bis hin zu den neuen Sperren.

Dezember 2014: Ein Film des deutschen TV-Senders ARD enthüllt brisante Details, wie russische Leichtathleten nur mithilfe systematischen Dopings Erfolg hatten.

Mai 2016: Ein früherer Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors gibt zu, während den Olympischen Winterspielen in Sotschi an systematischen Manipulationen mitgewirkt zu haben. Zudem wurden bei Nachkontrollen zu den Olympischen Spielen 2012 in London laut dem Olympischen Komittee, dem IOC, 23 Sportler positiv getestet (2008 in Peking gar deren 32 Sportler).

November 2015: Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA legt einen ersten Bericht vor – und suspendiert den russischen Leichtathletik-Verband sowie die russische Anti-Doping-Agentur.

Juli 2016: Der erste Teil des McLaren-Reports kommt ans Tageslicht. Darin wirft die WADA Russland vor, über Jahre hinweg positive Dopingproben verschwunden lassen zu haben, um Athleten zu schützen. Dann der Knall: das IOC erlaubt 278 der 389 qualifizierten Russen doch noch den Start in Rio – unter russischer Flagge. Dies führte zu heftiger Kritik.

Dezember 2016: Im zweiten Teil des McLaren-Reports wird eine Zahl bekannt: Über 1000 Sportler sollen zwischen 2011 und 2015 Teil einer gross angelegten staatlichen Dopingpolitik gewesen sein. Die Dopingproben von zwölf Medaillengewinnern in Sotschi sollen manipuliert worden sein.

Der ehemalige Direktor des Anti-Doping-Zentrums Grigori Rodschenkow enthüllt brisante Details.
Der ehemalige Direktor des Anti-Doping-Zentrums Grigori Rodschenkow enthüllt brisante Details. - dpa

November 2017: Erste lebenslange Sperren für Olympia werden verhängt: Das IOC sperrt 43 russische Sportler, deren Ergebnisse ganz annuliert werden. 42 davon legen beim Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne Einspruch ein. Tagebücher eines Kronzeugen und Chemikers tauchen auf und könnten zu den wichtigsten Beweisen gehören.

Dezember 2017: Das IOC gibt bekannt, dass unbelastete Sportler in Pyeongchang unter neutraler Flagge starten dürfen, sofern diese nachweislich sauber sind. Über 39 der 42 Einspruch-Fälle soll entschieden werden.

Februar 2018: Das IOC stimmt einer Empfehlung der WADA zu, in Pyeongchang ältere Kontrollbehälter zu benutzen. Der Gerichtshof CAS hebt die Sperre von 28 der 39 russischen Sportlern auf – mit der Erklärung, dass keine individuellen Dopingvergehen hätten festgestellt werden können. Die erzielten Erfolge in Sotschi sind damit auch wieder gültig. Aber: über das Startrecht in Pyeongchang muss erst noch eine unabhängige Prüfkommission entscheiden. Nun wurde bekannt, dass das IOC trotz des Urteils des CAS 13 russische Sportler nicht zu den Spielen einlädt. Dagegen gehen 32 Russen nun vor.

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