Zug

Andreasklinik in Cham ZG wehrt sich gegen Entzug von Notfallstation

Die Andreasklinik der Hirslanden Gruppe in Cham ZG soll künftig keine schweren Notfälle mehr behandeln, so sieht es die neue Spitalliste der Zuger Regierung vor. Sie will diese Fälle beim Kantonsspital Zug konzentrieren. Die Klinik sieht sich dadurch in ihrer Existenz bedroht.

Die Zuger Spitalliste stammt aus dem Jahr 2012. Sie legt die Leistungen fest, die die Spitäler für die Zugerinnen und Zuger erbringen dürfen. Der Zuger Regierungsrat will die Liste anpassen und hat den Entwurf in die Vernehmlassung geschickt.

Künftig soll die Grundversorgung im Zuger Kantonsspital in Baar konzentriert sein. Die Andreasklinik im fünf Kilometer entfernten Cham würde nur noch Wahleingriffe anbieten können. Von der Bündelung der Angebote erhofft sich der Regierungsrat eine Stärkung des Spitalstandorts Zug. Sie führt in seinen Augen zu «keinerlei Einschränkungen» beim Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Ganz anders sieht dies die Andreasklinik. Sie sieht «das Erfolgsmodell der Zuger Gesundheitsversorgung» gefährdet. «Es gibt keinen erkennbaren Nutzen in Bezug auf die Gesundheitskosten oder auf die Qualität», wird Klinikdirektor Jonas Zollinger in einer Mitteilung vom Mittwoch zitiert.

Er sprach sich gegen eine Konzentration aus. Gerade die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig wohnortnahe Kapazitäten seien. Die Klinik würde mit dem Entzug den Auftrag für das so genannte Basispaket und mehr als ein Dutzend weitere Leistungsgruppen verlieren.

Zwar könnte sie wohl eine Notfallabteilung im Sinne einer Permanence weiterbetreiben. Allerdings müsste bei jedem Notfall abgeklärt werden, ob die betreffende Person ins Kantonsspital Zug oder ein ausserkantonales Spital verlegt werden muss, schreibt die Klinik, die heute jährlich über 5000 Notfälle betreut.

Die Zuger Gesundheitsdirektion hielt auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA fest, der Betrieb von zwei komplett ausgebauten Notfallstationen, die schwere Notfälle aufnehmen können, sei im kleinräumigen Kanton Zug nicht angebracht. Eine Konzentration der Fälle sei nötig. Es gehe «nicht primär um Kosteneinsparungen», sondern darum, dass Zug in Zukunft überhaupt noch einen voll ausgerüsteten Spitalnotfall habe.

Die Andreasklinik hält dagegen, am Leistungspaket, das gekürzt werden soll, würden auch weitere Bereiche hängen. Selbst die Geburtenabteilung könnte nicht mehr betrieben werden. Heute kommt jedes dritte Kind im Kanton in der Andreasklinik zur Welt.

Der Kanton will die Rollen der beiden Spitäler in Bezug auf die Geburten in einem separaten Projekt klären. Bis es soweit ist, soll die Andreasklinik einen auf zwei Jahre befristeten Leistungsauftrag erhalten.

Die Klinik hält fest, sie sei für die Zuger Bevölkerung versorgungsrelevant. Ein eingeschränktes Angebot sei überdies für das medizinische Personal unattraktiv. 400 Arbeitsplätze und 30 Ausbildungsstellen stünden auf dem Spiel.

Die Gesundheitsdirektion sieht die Klinik dagegen nicht in ihrer Existenz bedroht. Mit der neuen Spitalliste würde sie nur einen kleinen Teil der bisherigen Eingriffe nicht mehr durchführen können.

Mit dem Thema beschäftigt sich auch der Zuger Kantonsrat in seiner Sitzung vom 7. Juli. Eine Interpellation stellt Fragen zur Spitalliste, und ein Postulat nimmt die angedachte Neonatologie am Kantonsspital ins Visier.

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