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SRF wollte Angélique Beldner erst wegen Hautfarbe nicht

Lina Schlup
Lina Schlup

Zürich,

In der gestrigen Folge von «Reporter» beschäftigt sich SRF-Moderatorin Angélique Beldner mit dem Thema Rassismus. Dabei muss sie sich so manches anhören.

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Angélique Beldner wird mit Rassismus konfrontiert. - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Angélique Beldner ist die erste schwarze News-Moderatorin des SRF.
  • In der Sendung «Reporter» geht sie auf Spurensuche.
  • Und muss sich dabei so einiges gefallen lassen.

Angélique Beldner (44) ist die erste Schwarze News-Moderatorin des SRF. Die Bernerin hat viel Rassismus erfahren, sich bis zu diesem Sommer aber nie dazu geäussert.

Erst die globale «Black Lives Matter»-Bewegung und die darauf folgende Diskussion haben ihr die Augen geöffnet.

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Angélique Beldner ging in «Reporter» auf Spurensuch. - Instagram / @angeeve

In «Reporter» geht Beldner auf Spurensuche in ihrer eignen Vergangenheit. In Frutigen BE mit einer weissen Mutter und ohne ihren afrikanischen Vater wuchs sie gut behütet auf.

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Angélique Beldner moderiert die Mittagsausgabe der «Tagesschau». - Instagram / @angeeve

«Ich bin voll und ganz Schweizerin, realisierte aber schon früh, dass ich anders war. Ich habe diese Erinnerung, wie sich Menschen in den Kinderwagen beugen und meine Haare berühren. Das begleitet mich bis heute und ist mir sehr unangenehm. Leute, die mir ungefragt ins Haar langen, das gibt es immer noch», erinnert sich Beldner.

SRF hatte strenge Look-Regeln

Und auch den eigenen Arbeitgeber geht die Moderatorin kritisch an. Bereits vor 15 Jahren bewarb sie sich beim SRF. Damals liess man sie durch die Blume wissen: «Die Schweiz ist noch nicht bereit für eine schwarze ‹Tagesschau›-Moderatorin.»

Als sie den heutigen TV-Chefredaktor Tristan Brenner (54) darauf anspricht, ist er schockiert: «Selbst wenn man (...) das Gefühl hatte, es könnten gewisse Leute Anstoss nehmen, (...) dann hätte man es erst recht machen sollen.»

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Tristan Brenn in einer SRF-Doku. - SRF

Kritisch ist Beldner auch, wenn sie über ihre erste SRF-Moderation spricht: Damals musste sie ihre Haare straff zusammenbinden, damit man ihre Locken nicht sah – weil diese im Licht nicht gut aussehen würden.

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Die 44-Jährige musste ihre Locken anfänglich straff zurückkämmen. - SRF

SRF-Chef-Stylistin Tatjana Kotoric erklärt das so: «Wir haben uns für den Look entschieden, der zu News passt, also elegant und ausdrucksstark ist».

Damals war die Regel: Haare wie auch Kleider sollten nicht zu sehr vom Inhalt ablenken. Heute ist das anders und die 44-Jährige zeigt sich im TV auch mit offenen Haaren.

Noch heute stören sich Zuschauer daran, dass Angélique Beldner im TV zu sehen ist. «Ich bekomme Kommentare wie ‹es langt jetzt dann mit der Vernegerung›», erzählt sie.

«Du bist eben angebräunt»

Im Laufe der Sendung reist sie nach Frutigen, mischt sich in eine Stammtischrunde und wird prompt dumm angemacht.

Ein alkoholisierter Mann rückt der 44-Jährigen auf die Pelle. Er behauptet, dass er im Berner Oberland nie Rassismus miterleben muss. «Wir haben hier ja ein Haufen Touristen. Wir haben Schlitzaugen und Schwarze und du bist eine schöne Brasilianerin – eben angebräunt», lallt er. Beldner ist die Situation sichtlich unangenehm.

Der Mann fährt fort: Wenn man sie nach der Herkunft fragen würde, dann nur, weil man gerne mit ihr Kinder machen würde.

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Die Moderatorin wird von einem Betrunkenen dumm angemacht. - SRF

«Schlimm», lacht die «Tagesschau»-Moderatorin, als er dann endlich weg ist. «Er kommt mir auch viel zu nahe. Als Kind hatte ich öfters das Gefühl, dass die Leute dachten, man könne mich einfach anfassen. Es war ja okay, weil ich ‹ein herziges› war.»

Solche Erlebnisse behielt sie früher für sich. Ihre Strategie war: Rassismus überhören oder ihn kleinreden. «Bis zu diesem Sommer hat das bestens funktioniert.»

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Die SRF-Moderatorin geht in «Reporter» auf Spurensuche. - SRF

«Black Lives Matter» habe ihre heile Welt aus den Fugen gebracht: «Auf einmal fragten mich alle nach meiner Meinung zum Thema Rassismus, und ich realisierte: Wenn alle schweigen, so wie ich, wird sich nie etwas verändern», so die Journalistin.

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