Kritische Stimmen zum «Dschungelcamp»-Format
Die erste Staffel vom «Dschungelcamp» löste 2004 einen Mediensturm der Entrüstung aus. Von «Ekel-Fernsehen» und einer «neuen Stufe des Trash-TVs» war die Rede.
Das Wichtigste in Kürze
- Es wird immer wieder Kritik wegen der Menschenwürde laut.
- Prüfungen mit lebenden Insekten wurden 2019 verboten.
- Kandidaten werden aufgrund von Mobbing und Rassismus aus der Sendung geworfen.
Scharfe Kritik wurde aufgrund der abstrusen Dschungelprüfungen geübt, vor allem an der angeblich verletzten Menschenwürde der Teilnehmer.
Allerdings wandelte sich das Bild schnell. Zum einen wussten zukünftige Teilnehmer nach Ausstrahlung der ersten Staffel genau, worauf sie sich beim «Dschungelcamp» einliessen. Zum anderen mussten immer mehr Kritiker anerkennen, dass es sich um gutgemachtes Unterhaltungsfernsehen handelte.
Kritik im Umgang mit Tieren
Umstrittener und ernsthafter war die Kritik am Umgang mit Tieren während der Dschungelprüfungen. So war es in den ersten Staffeln noch üblich, dass bei bestimmten Prüfungen lebende Insekten verzehrt wurden.
Der englische Sender «ITV» schaffte diese Art von Prüfungen 2019 schliesslich ab, «RTL» zog ein Jahr später nach. Die Organisation PETA klagte an, ein Tier sei während der Show gestorben.
Generell geht es bei einer Dschungelprüfung darum, möglichst viele Sterne zu sammeln. Je mehr Sterne ein Kandidat gewinnt, desto grösser fallen die Mahlzeiten, die für Prominente ins Camp gebracht werden, aus. Wenn der Kandidat mit leeren Händen zurückkommt, gibt es wenigstens Reis und Bohnen.
Ekel und Ängste im Dschungelcamp
Im Laufe der Jahre hat sich das Produktionsteam eine Reihe wilder Dschungelexperimente ausgedacht. Hierbei mussten Prominente ihren Ekel und ihre inneren Ängste überwinden.
In der ersten Staffel musste eine Kandidatin mit Sirup beschmiert und mit Vogelfutter dekoriert in ein Straussengehege klettern. Sie wurde so zum lebenden Vogelfutter.
In Staffel neun wurden den Teilnehmern geröstete Vogelspinnen, Kotzfrüchte und Kamelpenisse in einer Prüfung angeboten.
Jeden Tag musste mindestens ein Promi an einer Dschungelprüfung teilnehmen. Von Rinderhirn verspeisen, bis hin zu ekligen Prüfungen, wurden die Stars getestet.
Kritiker sahen hier die Menschenwürde gefährdet, da die Prominenten die Prüfungen ohne freien Willen durchführten.
Ein Format, nicht nur für die Unterschicht
Eine Analyse der Zuschauer ergab ausserdem, dass es sich nicht um sogenanntes «Unterschichtenfernsehen» handelte. Auch bei Zuschauern mit Universitätsabschluss und bei Beamten erreichte die Sendung mehr als 30 Prozent Quote.
Die sechste Staffel «Dschungelcamp» wurde schliesslich sogar für den renommierten Grimme-Preis nominiert.
Zwischen Drama, Fake und Mobbing
Ein Skandal im Jahr 2011 war die Romanze zwischen Indira Weis und Jay Khan, die schlussendlich nur vorgetäuscht war. Zudem wurde Sarah Knappik gemobbt und von der Gruppe ausgeschlossen.
Sie gab den Kampf auf und verliess das Camp folglich freiwillig.
Trotz wütender Flammen zur Dschungelprüfung
2020 gab es eine heftige Kritik seitens der Politik und Bevölkerung, die nichts mit den Prüfungen zu tun hatte.
In Australien wüteten Flammen, nur wenige hundert Kilometer vom Camp entfernt. Sie zerstörten die Natur, töteten Tausende von Tieren und nahmen Menschen ihre Existenzen, manchen sogar das Leben.
Währenddessen sassen im «Dschungelcamp» zwölf «RTL»-Teilnehmer vor laufender Kamera und überlegten, ob sie Känguru-Hoden essen sollten.
Etliche Politiker, Promis und Zuschauer waren der Meinung, dass Unterhaltung nicht mit einer Katastrophe einhergehen darf. Die Teilnehmer flogen in ein Land, in dem Menschen um ihr Leben kämpften, nur um für Unterhaltung zu sorgen.
Pseudo-Promis im Dschungel
Die jüngste Kritik, dass nur Pseudo-Prominente ins Camp geschickt würden, wurde seit 2021 immer lauter. Auch die Art und Weise, wie die Sendung zusammengeschnitten wurde, bereitete Sonja Zietlow Bauchschmerzen. Schliesslich sollte damit das öffentliche Image der Kandidaten im Vordergrund stehen.
Viele Fans äusserten heftige Kritik, weil sich keine echten Stars mehr in die Show trauen. Auf Instagram sagte ein Nutzer sogar, das Format solle umbenannt werden. Der Sender reagierte daraufhin frech mit der Aussage, dass Brad Pitt und Jennifer Lopez leider nicht geantwortet hätten.
Nur eine Woche nach der neuen Staffel folgte ein weiterer Skandal. Noch bevor die elf Kandidaten einzogen, schlugen Iris Klein und Lucas Cordalis mit ihren Coronavirus-Infektionen Wellen.
Auch die Impfpass-Fälschung von Christin Okpara sorgte für Aufsehen. Anstatt das Dschungelcamp aufzumischen, wie es ihr Plan war, hatte Christin die Polizei am Hals.
Rassistische Äusserungen im Dschungelcamp
Zwischen Linda-Caroline Nobat und Janina Youssefian eskalierte es, als Janina rassistische Äusserungen über Linda machte. Janinas Bemerkungen waren nicht zu tolerieren und sie musste das Camp daraufhin sofort verlassen.
Bereits 2008 flog in der dritten Staffel Rapper DJ Tomekk aus der Sendung, nachdem ein Privatvideo von ihm aufgetaucht war. Darin zeigte der damals 32-Jährige den Hitlergruss.
Trotz Kritik an der Kandidaten-Leistung fast 5 Millionen Zuschauer
Viele Zuschauer waren erzürnt, weil Kandidaten im Dschungelcamp trotz ihrer unterdurchschnittliche Leistung belohnt werden.
Kurz vor einer Dschungelprüfung teilte Daniel Hartwich den Kandidaten mit, dass diese abgesagt werden muss. Doch für ihre Geduld bekämen die Teilnehmer dennoch zehn Sterne.
Dies erschien dem Publikum völlig fehl am Platz. Über Twitter häuften sich die negativen Kommentare der Fans. Trotzdem ist das Dschungelcamp nach wie vor ein Quotenrenner.
Zum Finale von «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus» feierte «RTL» Bestwerte: Über 4,96 Millionen Menschen versammelten sich vor dem Fernseher, um zusammen mit den Kandidaten mitzufiebern.
Damit erzielte der Kölner Privatsender in der werberelevanten Zielgruppe (14 – 49 Jahre) einen Marktanteil von 34,4 Prozent.