Hitchcocks Muse Tippi Hedren wird 90
Das Wichtigste in Kürze
- Ihr Filmdebüt liegt viele Jahrzehnte zurück.
Doch Tippi Hedrens Auftritt in Alfred Hitchcocks «Die Vögel» (1963) ist unvergesslich.
Der Horror-Klassiker, in dem Vogelschwärme ein Dorf und seine Bewohner attackieren, machte die zarte blonde Schauspielerin über Nacht zum Star. Hedren war damals 33 Jahre alt. An diesem Sonntag (19. Januar) feiert die Hollywood-Ikone mit jetzt silbergrauem Haar ihren 90. Geburtstag.
Das Alter ist Hedren kaum anzumerken. «Mom ist ein Party Girl von damals», schrieb ihre Tochter, die Schauspielerin Melanie Griffith (62, «Die Waffen der Frauen»), Mitte Dezember auf Instagram zu einem Foto der früheren Leinwandschönheit bei einer Weihnachtsparty. «Hohe Absätze und Leggins, künstlicher Pelz, Diamanten und Wein.» Mit fast 90 würde ihre Mutter immer noch alle bezaubern, kommentierte Griffith. Im roten Glitzerpulli lächelt Hedren charmant in die Kamera.
Ihr eleganter Sex-Appeal und die leicht unterkühlte, vornehme Ausstrahlung war auch Star-Regisseur Hitchcock aufgefallen. Der Brite war schon längst durch Filme wie «Das Fenster zum Hof», «Vertigo» und «Psycho» berühmt, als er 1961 ein Werbefilmchen für einen Diät-Shake mit Hedren sah. Er gab dem blonden Model gleich einen Siebenjahresvertrag und die Hauptrolle in «Die Vögel». Auch für den Thriller «Marnie» an der Seite von Sean Connery holte Hitchcock seine blonde Muse ein Jahr später wieder vor die Kamera.
Er machte aus Hedren einen Star, aber zugleich habe er auch ihre Karriere zerstört, erzählte die Schauspielerin in späteren Interviews. Hedren wäre heute ein typischer Fall der #MeToo-Bewegung. Frauen melden sich zu Wort, die Männern im Showgeschäft - wie Filmproduzent Harvey Weinstein - sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch vorwerfen.
Hedren war nach eigenen Worten von dem verheirateten Hitchcock immer wieder sexuell bedrängt worden. Sie hätte ihn ständig abgeblockt und nie ein Verhältnis mit ihm haben wollen, sagte Hedren 2012 im Interview mit der «New York Times». Er habe sie aus Rache nicht aus dem Vertrag rausgelassen. Dadurch konnte sie nicht mit anderen Regisseuren drehen.
«Ich wäre ein grosser Star geworden, wenn er nicht meine Karriere blockiert hätte», glaubt Hedren. Doch zugleich bewundert sie den 1980 gestorbenen Filmemacher. «Keiner in dieser Welt machte Filme wie er. Niemand», sagte Hedren der Zeitung.
Hedren spielte noch in Charlie Chaplins letztem Regiewerk, der Komödie «Die Gräfin von Hongkong» (1967), mit. Es gab weitere Film- und TV-Rollen, doch nichts reichte an den Erfolg ihrer Hitchcock-Filme heran. Ein finanzieller Flop war das Tierabenteuer «Roar», das ihr damaliger Ehemann Noel Marshall 1981 mit einer Reihe Grosskatzen inszenierte. Gemeinsam mit Tochter Melanie stand Hedren vor der Kamera.
Bei den Dreharbeiten habe es viele Pannen gegeben, räumte Hedren später ein. Ihr Mann wurde gebissen, die Tochter trug Kratzer davon, die operiert werden mussten. «Wir hatten keine Ahnung, was wir machten», sagte Hedren über die Dreharbeiten mit den Wildkatzen der «New York Times».
Dem Schutz von Grosskatzen widmet sich die Schauspielerin schon seit den 1970er Jahren. Nördlich von Los Angeles kaufte sie ein grosses Grundstück, auf dem sie das Raubtier-Reservat «Shambala» betreibt. Dort finden vernachlässigte und misshandelte Tiger, Leoparden, Löwen und andere Tiere eine neue Heimat.
Selber steht Hedren nicht mehr vor der Filmkamera, aber mit ihrer Tochter und Enkelin Dakota Johnson (30, «Fifty Shades of Grey») sonnt sich die Schauspielerin gelegentlich noch im Rampenlicht. Johnson flanierte mit ihrer berühmten Grossmutter vor zwei Jahren bei der Hollywood-Premiere ihres Films «Suspiria» über den roten Teppich.
Doch Hedren kennt auch ihre Grenzen. Den Erotik-Streifen «Fifty Shades of Grey», in dem Johnson die weibliche Hauptrolle spielt, werde sie nie ansehen, sagte Hedren 2015 in Österreich, wo sie Stargast auf dem Wiener Filmfest Viennale war. «Wer möchte schon seiner Enkelin beim Sex zuschauen.»