Karl-Erivan Haub: Neue Details zu seinem mysteriösen Verschwinden
Das Wichtigste in Kürze
- Der deutsche Milliardär Karl-Erivan Haub gilt seit April 2018 als verschwunden.
- Eine RTL-Dokumentation bringt nun neue Details zu dem Fall ans Licht.
- Im Zentrum steht die Frage: Welche Rolle spielte die Russin Veronika E.?
Das letzte Lebenszeichen von Karl-Erivan Haub (†58) stammt vom 7. April 2018. Damals wurde der deutsche Milliardär von der Überwachungskamera des Klein Matterhorns in Zermatt VS eingefangen. Anschliessend war er verschwunden – das ist nun drei Jahre her. Am 14. Mai hatte das Amtsgericht Köln den Unternehmer deshalb für tot erklärt.
Der Fall des Tengelmann-Chefs gilt als einer der spektakulärsten Vermisstenfälle Deutschlands. In einer nie dagewesenen Rettungsaktion suchten im Frühling 2018 zahlreiche Menschen im Oberwallis nach dem einflussreichen Milliardär.
Wochenlang stand die Bergrettung im Einsatz, begab sich in hunderte Gletscherspalten, durchkämmte alle frisch abgegangenen Lawinen, einen Stausee, einen Bach, setzten dabei technische Geräte ein, die sogar ausgeschaltete Handys orten können. Doch die Suche ergab nichts – von seiner Leiche fehlt bis heute jegliche Spur. Die genauen Todesumstände konnten deshalb nie geklärt werden.
Seine Familie glaubt, dass Karl-Erivan Haub bei einem Skiausflug in den Schweizer Alpen tödlich verunglückt war. Es gibt aber auch Theorien, die beschreiben, dass Haub untergetaucht ist und noch lebt. Die Gründe dafür: Eine mögliche russische Geliebte und angebliche Verbindungen zum russischen Geheimdienst. Führte der Milliardär etwa ein Doppelleben?
Wer ist Veronika E.?
Am gestrigen Donnerstagabend hat RTL den Dokumentarfilm «Tengelmann – Das mysteriöse Verschwinden des Milliardärs» ausgestrahlt. Investigativ-Reporter des deutschen Senders haben monatelang recherchiert, mit Ermittlern gesprochen, geheime Dokumente, Telefongespräche, letzte Videoaufnahmen aus dem Hotel und Zeugenaussagen gesichtet. Die Recherchen zeigen eindringlich, dass durchaus Zweifel an der Unfalltheorie bestehen.
Im Zentrum der Untersuchung der Journalisten steht dabei eine Geheimakte, die ihnen zugespielt wurde. Dort ist ersichtlich, wie weit die Ermittlungen in dem Vermisstenfall wirklich gingen. Die Quellen kommen dabei oft aus Geheimdienstkreisen – und immer wieder taucht ein Name auf: Veronika E.
Die Russin ist eine Event-Managerin und kannte Haub seit dem Jahr 2002. Ihre Rolle gibt den Ermittlern offenbar bis heute Rätsel auf. Es ist unklar, ob die Geschäftsfrau seine Geliebte war oder in anderer Funktion unterwegs.
Spannend: Am Abend vor seinem Verschwinden führte Haub zwei längere Telefonate. Um 20.52 Uhr für 60 Minuten und um 21.54 Uhr für 48 Minuten. Aus Daten, die RTL vorliegen, geht hervor, dass er zwei russische Nummern wählte. Beide Nummer gehörten Veronika E.
Die Suche in Russland nach Veronika E.
Die Reporter von RTL gingen für ihre Recherche auch nach Russland. Von einem dortigen Kontakt hiess es, ihm sei mitgeteilt worden, sie sollen vorsichtig sein und «keine unangenehmen Fragen stellen». Der Kontakt versicherte ihnen zudem, dass sie abgehört würden.
Das RTL-Team besuchte die Adresse von Veronika E. – ein luxuriöser Wohnblock in bester Gegend in Moskau. Offiziell verdiente die Event-Managerin in den Jahren zuvor umgerechnet knapp 1000 Euro im Monat. Als die Reporter versuchten, sie anzurufen, weigert sie sich, mit ihnen zu sprechen.
Der russische Kontakt des Teams erfährt bei ihrem Arbeitgeber, dass Veronika E. vor drei Jahren gekündigt hatte. Auf einem Sozialen Netzwerk berichtete sie am Tag des Verschwindens von Karl-Erivan Haub von einem Neustart: Einen Umzug von St. Petersburg nach Moskau. Nur einen Tag zuvor hatte sie mehr als eineinhalb Stunden mit dem Milliardär telefoniert. Nur ein Zufall?
In der Geheimakte, die RTL zugespielt wurde, heisst es, dass Veronika E. eine Mitarbeiterin des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB sein soll. Der russische Kontakt des Teams bestätigt eine Verbindung zu den Geheimdiensten, nennt aber statt Inland-, den Auslandsgeheimdienst GRU.
Brisant: Ihm sei mitgeteilt worden, das Team solle ihre Recherche zu Veronika E. beenden.
RTL-Reporter glauben nicht an einen Unfall
Karl-Erivan Haub war ein Mensch, der vorausplante und nichts dem Zufall überliess. Immer war ein Sicherheitsteam in seiner Nähe, er liess sogar seine Familie überwachen. Er war ein erfahrener Skifahrer und in der Vergangenheit stets mit einem Team auf den Schweizer Gletschern unterwegs.
Dieser Sicherheitsfanatiker soll sich am Morgen des 7. Aprils 2018 alleine auf einen Berg begeben und dabei sogar sein Handy abgestellt haben? Nach ihrer Recherche, bei der sie auch mit Ermittlern vor Ort in Zermatt, Suchkräften, Augenzeugen und prominenten Kontakten des Milliardärs sprachen, sind sich die RTL-Reporter einig: Ein Unfall des Milliardärs ist wenig wahrscheinlich!
In der Sendung wird stattdessen wiederholt – auch in Zusammenhang mit dubiosen Geschäftspartnern in Russland – die Möglichkeit einer Flucht ins Spiel gebracht. Und Veronika E., mit ihren Kontakten zu Geheimdiensten, so die Theorie der RTL-Reporter, könnte Haub dabei geholfen haben.