Russell Crowe über Wutausbrüche und Corona-Isolation

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USA,

Russell Crowe zeigt sich in dem Psycho-Thriller «Unhinged» von einer ganz fiesen Seite. In Rage terrorisiert er eine junge Mutter. Sein eigenes Leben in der Corona-Krise verläuft dagegen völlig geruhsam auf einer einsamen Farm im australischen Busch.

Russell Crowe liebt das Leben auf seiner Farm im australischen Busch. Foto: Julien Warnand/epa/dpa
Russell Crowe liebt das Leben auf seiner Farm im australischen Busch. Foto: Julien Warnand/epa/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Mitten in der Corona-Pandemie kehrt Oscar-Preisträger Russel Crowe («Gladiator») in der Rolle eines Psychopathen auf die Leinwand zurück.

In dem Action-Thriller «Unhinged - Ausser Kontrolle» terrorisiert er gnadenlos eine junge Mutter, die den Autofahrer im Verkehrsstau durch ihr Hupen aus der Fassung gebracht hat.

In einem Zoom-Interview mit der Deutschen Presse-Agentur und anderen Medienvertretern spricht der gebürtige Neuseeländer darüber, warum ihm die Rolle Angst gemacht hat und wie er selbst in Krisenzeiten Ruhe findet. Crowe hat sich während der Corona-Krise auf seine Farm im australischen Busch zurückgezogen.

Frage: Häufig spielen Sie Charaktere mit grosser emotionaler Bandbreite. In «Unhinged» aber geht es praktisch nur um ein Gefühl - Wut. War das für Sie leichter oder eher eine Herausforderung?

Antwort: Es ist viel schwieriger, als man denkt. Als Schauspieler hat man gewöhnlich ein grosses Repertoire - ich mache das schon 50 Jahre lang, seit 1970 (lacht), und seit 31 Jahren spiele ich Hauptrollen und in Spielfilmen mit. Heilige Scheisse («holy shit»). Gewöhnlich kreiert man komplexe Charaktere, aber bei diesem Film lag die Schwierigkeit darin, eine Figur, der Menschlichkeit, Mitgefühl, Charme oder Humor fehlt, darzustellen. (...)

Ich habe dem Regisseur Derrick Borte von Anfang an gesagt, dass wir nichts zeigen können, was das Verhalten dieses Mannes irgendwie rechtfertigen würde. Ihm sind Dinge widerfahren, mit denen sich die meisten Menschen herumschlagen müssen. Wir geben nur einen winzigen Einblick in sein Leben, etwa dass er wohl paranoide Wahnvorstellungen hat und sich zudem mit Opioiden betäubt. Schmerzmittelmissbrauch ist ein riesiges Problem im heutigen Amerika.

Rage ist nicht nur ein amerikanisches Problem, überall in westlichen Gesellschaften sehen wir regelmässig Ausbrüche von wildem Zorn. In diesem Film benutzt der Täter sein Auto als Waffe, aber wir haben Fälle gesehen, wo Leute in Kirchen, Schulen oder Clubs um sich schiessen. Es kommt zu völlig absurden Wutausbrüchen in Geschäften wegen einer Rolle Klopapier. Dieser Film führt plötzlich vor Augen, was wir gerade in unserer Gesellschaft beobachten.

Frage: Sie haben zuletzt auch in vielen Independent-Filmen mitgespielt. Wie wählen Sie Ihre Rollen aus?

Antwort: Ich lese möglichst viele Drehbücher und folge dann meinem Gefühl. Oft wähle ich Dinge, die ich vorher noch nicht gemacht habe. Bei dieser Figur war meine erste Reaktion - auf gar keinen Fall («no fucking way»). Zu dem Zeitpunkt war ich gerade in Los Angeles und habe mit vielen Freunden aus der Filmbranche über die Rolle gesprochen. Alle Kollegen fanden die Story des Films fantastisch und plötzlich musste ich mich fragen, was mich denn davon abhält. Ich hatte einfach zu grosse Angst vor der Wahrheit des Films. Doch in meiner Laufbahn bin ich immer wieder an diesen Punkt gekommen, dass mich die Dinge, die am meisten Angst machen, auch anziehen.

Frage: Derzeit sind viele Menschen extrem gestresst. Was hilft Ihnen dabei nicht durchzudrehen?

Antwort: Im Moment sind Menschen in aller Welt mit Isolation konfrontiert. Für den grössten Teil der letzten 30 Jahre habe ich das schon freiwillig und erfolgreich praktiziert. Ich habe eine Farm im (australischen) Busch und ich bin dort glücklicherweise an einem Ort mit sehr wenigen Menschen. Ich habe das Stück Land schon vor 24 Jahren gekauft, noch bevor ich den Film «L.A. Confidential» drehte, es war meine erste grosse Anschaffung. Wir haben Rinder, Pferde, Hühner und Hunde und ich bin von heimischen Tieren wie Wallabys und vielen Vögeln umgeben. (...) Für mich ist es eine fruchtbare Zeit und auch eine grossartige Möglichkeit, einfach über die Welt nachzudenken und aus der Ferne zu beobachten, wie verschiedene Kulturen mit der Krisensituation umgehen.

Frage: Wie hat sich über die Jahre hinweg Ihre Einstellung zur ihrer Arbeit geändert?

Antwort: Ich glaube nicht, dass sich etwas geändert hat. Ich bin Sachen immer etwas ernster angegangen, als die meisten anderen, und damit habe ich mir auch viel Kritik eingeheimst. Aber ich liebe meinen Job und ich habe viel Respekt für diese Arbeit. (...) Wenn überhaupt, dann hat sich vielleicht meine Einstellung zum Reisen geändert. Je älter ich werde, umso mehr schätze ich eine Situation wie diese, wo ich Zuhause bleiben kann. Normalerweise würde ich jetzt in irgendeinem Konferenzraum sitzen, Interviews geben und dann in ein Hotel gehen, Tausende Meilen von dem Ort entfernt, wo ich wirklich sein möchte.

ZUR PERSON: Russell Crowe (56) zählt zu den erfolgreichsten Hollywoodstars. Der gebürtige Neuseeländer, der in Australien lebt, stand dort schon als Teenager auf der Bühne und vor den Kameras. In Hollywood wurde er Ende der 1990er Jahre durch den Krimi «L.A. Confidential» bekannt. Als «Gladiator»-Star Maximus holte er 2001 den Oscar als bester Hauptdarsteller. Der Schauspieler, Regisseur und Produzent hat aus seiner Ehe mit Danielle Spencer zwei Söhne.

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