«Arena»: FDP-Dittli wettert gegen 38-Wochen-Elternzeit
In der «Arena» wurde die 38-Wochen-Elternzeit diskutiert. Laut SP-Aebischer und GLP-Mettler würde sie sich selbst finanzieren. SVP-Gutjahr ist skeptisch.
Das Wichtigste in Kürze
- FDP-Dittli findet 38-Wochen-Elternzeit zu teuer und nicht notwendig.
- GLP-Mettler argumentiert, dass dadurch mehr Eltern arbeiten, sie sich selbst finanziert.
- SVP-Gutjahr befürchtet, dass die arbeitende Bevölkerung mehr Lohnabzüge haben würde.
Mit insgesamt 16 Wochen Elternzeit, 14 für die Mutter, zwei für den Vater, liegt die Schweiz hinter dem europäischen Durchschnitt. Die Eidgenössische Kommission für Familienfragen hat nun ein neues Modell vorgeschlagen: 38 Wochen insgesamt. Die Mutter erhält davon acht plus maximal 15 weitere, der Vater 15 plus sieben, wenn die Mutter darauf verzichtet. Der Vorschlag wird intensiv diskutiert, auch in der «Arena» vom Freitagabend.
Für Josef Dittli, Ständerat der FDP, kommen 38 Wochen Elternzeit nicht in Frage, dies «schlägt dem Fass den Boden raus». Die Wirtschaft könne es nicht tragen, weil dadurch Leute fehlten, und es sei nicht finanzierbar. «38 Wochen sind wünschbar, aber nicht notwendig. Wir dürfen dafür weder Zeit noch Geld aufwenden.»
Ein Viertel der Frauen steige nach dem ersten Kind aus dem Arbeitsmarkt aus, 40% nach dem zweiten. GLP-Nationalrätin Melanie Mettler zieht daraus den Schluss, dass das Potential der Eltern am Arbeitsmarkt «massiv» sei.
SP-Aebischer: Würden alle Mütter arbeiten, würde das BIP um 6% wachsen
SP-Nationalrat Michael Aebischer ergänzt, das Ziel der Elternzeit sei es, dass mehr Leute arbeiteten. Dies sei auch angesichts des Fachkräftemangels und der prognostizierten 200'000 offenen Stellen bis 2030 wichtig. Die arbeitenden Eltern würden dann auch Steuern bezahlen, sodass sich die Elternzeit dereinst für die Wirtschaft rechne.
Viele Mütter arbeiteten heutzutage nach der Geburt des Kindes nicht mehr oder nur Teilzeit, so Aebischer. Er zitiert in der «Arena» aus einer McKinsey-Studie: «Würden alle Frauen nach der Geburt arbeiten, würde das zu einem Wachstum des BIP um 6 Prozent führen.»
Die Eltern würden der Wirtschaft monatelang fehlen, entgegnet Dittli. Das könne nicht getragen werden.
Auch Mettler argumentiert, dass die Elternzeit eine Investition sei: Mehr Eltern würden arbeiten, die Wertschöpfung gesteigert und dadurch auch mehr Steuern bezahlt. Diana Gutjahr hält dagegen, dass es nicht erwiesen sei, dass mehr Elternzeit zu mehr Arbeitsstunden führe.
SVP-Gutjahr in der «Arena»: Arbeitende Leute finanzieren Elternzeit
Die SVP-Nationalrätin bemüht in der «Arena» das Beispiel Deutschland: «Trotz fast drei Jahren Mutterschaftsurlaub ist die Erwerbsquote der Frauen dort tiefer als in der Schweiz.» Viele Mütter wollten auch gar nicht oder nicht Vollzeit arbeiten. Sie glaubt nicht, dass sich die Elternzeit selbst finanziere: «Die Leute, die arbeiten, finanzieren sie über höhere Lohnabzüge.»
Josef Dittli ist zwar gegen die 38-Wochen-Elternzeit, wünscht sich aber eine Flexibilisierung des aktuellen Systems: «Ich hätte lieber eine Elternzeit im Rahmen der 16 Wochen.» Mit je acht Wochen für die Mutter und den Vater hätte man die Herausforderung der Chancengleichheit im gleichen Regime gelöst.
Aebischer hält mit der Still-Empfehlung von sechs Monaten der WHO dagegen: Mit dieser Anpassung könne man das Stillen vergessen. Die Mutter müsste nach zwei Monaten aufhören oder abpumpen, was «ein kompliziertes Unterfangen» sei und oft nicht klappe. Die andere Option wäre, dass Baby zur Arbeit mitzunehmen. «Mit diesem System bringt man die Frauen dazu, mit dem Arbeiten aufzuhören», folgert er.
Der SP-Nationalrat und Mettler heben auch das Rollenmodell hervor: «Mit der Elternzeit wird die Freiheit erhöht, jenes Familienmodell zu wählen, das stimmt», so die GLP-Nationalrätin. Aktuell schreibe der Staat die Rollen vor: «Die Mutter ist für die Kinderbetreuung zuständig, der Vater geht arbeiten.»
Diana Gutjahr hingegen stört sich daran, dass sich der Staat in die Familie, eine Privatsache, einmische. Auch die aktuell diskutierte Unterstützung des Bundes für Familien, die die Kinder fremdbetreuen lassen, ist ihr ein Dorn im Auge. Sie sagt: «Wir müssen schauen, dass wir die Familien stärken können.»