«Arena»: Juso-Präsident verteidigt Strassen-Blockaden fürs Klima
Die «Arena» über Aktivismus fürs Klima liess zwei Jungpolitiker und zwei Nationalräte debattieren. Juso-Präsident Nicola Siegrist verteidigt Strassenblockaden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Themen Klimaaktivismus und Energiepolitik gehen aktuell Hand in Hand.
- In der «Arena» wurde hitzig über Aktionen wie jene von «Renovate Switzerland» debattiert.
- Die eine Seite zeigt Verständnis, die andere spricht von Nötigung durch Extremisten.
Sie blockieren Strassen, verschmutzen Gebäude und beschädigen teure Gemälde. Die Aktionen der Klimaaktivistinnen und -aktivisten der letzten Wochen sorgen für grosse Empörung. In den Kommentarspalten der Online-Medien wurde heftig darüber diskutiert. Und auch die «Arena» widmet ihnen eine Sendung.
Hier gibt es auch Verständnis für die Aktivisten der Gruppe «Renovate Switzerland»: «Sie wollen auf die grösste Gefahr für die Zivilisation hinweisen – die Klimakrise», sagte Juso-Chef Nicola Siegrist. Seit Jahren gehe die Klimabewegung auf die Strasse, mache Druck und Politik im Parlament, doch es gehe einfach zu langsam. «Ich habe Verständnis für solche Aktionen und bin jeder Person dankbar, die Aufmerksamkeit generiert.»
Auch Aline Trede zeigt Verständnis, da solche Aktionen viel mehr Beachtung fänden als friedliche Demonstrationen mit 15'000 Personen. Für Gewalt und Sachbeschädigung aber habe sie kein Verständnis, die Aktionen seien aber nicht radikal. Die Grünen-Fraktionschefin müsse sie auch relativieren, da es schon immer zivilen Ungehorsam gegeben habe.
SVP-Nationalrat Marcel Graber findet es aber «absolut nicht nachvollziehbar». Er könne die Protestierenden nicht ernst nehmen. Aus seiner Sicht sind es auch keine Aktivisten, sondern Extremisten und Kleinkriminelle. Eine Strasse zu blockieren, sei nicht gewaltlos, sondern Nötigung und damit ein Offizialdelikt, die Staatsanwaltschaft müsste tätig werden.
Juso-Siegrist in der «Arena»: Fahren ungebremst Richtung Abgrund
Auch JSVP-Politikerin und Präsidentin des Energie Clubs Schweiz (ECS), Vanessa Meury, hat nur Verständnis für die Anliegen. Doch dass nichts getan werde, damit sei sie nicht einverstanden. «Arena»-Debütant Siegrist widerspricht: «Seit 40 Jahren wird praktisch nichts getan und nur zugeschaut, wie wir ungebremst Richtung Abgrund fahren.» Durch solche Aktionen würden mehr Menschen auf die Klimakrise aufmerksam gemacht.
Graber stört sich an diesem Begriff: «Es gibt keine Klimakrise, das ist ein politischer Kampfbegriff.» Eine Krise sei etwas, dass die Menschen direkt betreffe. Die Schweiz sei von der Klimaerwärmung überproportional betroffen, erwidert Trede. Die Bergkantone würden es als Erste merken, wenn wegen schmelzenden Permafrosts die Berge herunterkämen, sagt sie zum Walliser Nationalrat.
«Arena»: SVP-Graber will von Illusionen wegkommen
«Wenn innert 20 Jahren 70 Prozent aller Arten aussterben, dann ist das eine Krise», so die Grünen-Nationalrätin. Man müsse viel mehr und schneller die erneuerbaren Energien ausbauen. Die Schweiz überschätze sich und könne das Weltklima nicht retten, so Graber in der «Arena». «Wir müssen uns von der Illusion befreien, dass wir mit unseren Massnahmen etwas ändern können.»
Erneuerbare Energien seien zwar wichtig, sagt der SVP-Nationalrat, fordert aber auch die Aufhebung des Kernenergie-Verbots. Dies ist auch ein Anliegen des Energie Clubs Schweiz, der dafür eine Initiative lanciert hat. Präsidentin Meury sieht AKWs als wichtige Quelle für die Bandenergie, die die «Flatterenergien» Solar und Wind nicht liefern könnten. Zudem habe das Volk nie explizit Nein zur Atomenergie gesagt.
Die Juso setze auf die realistischere Option, den massiven Ausbau der erneuerbaren Energie, so Siegrist. Mit den aktuellen Rahmenbedingungen in der Schweiz würde es mehr als zehn Jahre gehen, bis ein neues AKW stehen würde. Bis dann hätte man das Energieproblem längst gelöst – «wenn alle mitarbeiten».
Für Aline Trede ist die AKW-Debatte nur eine Ablenkung. Kein grosses Stromunternehmen wolle neue Kernkraftwerke bauen, da sie nicht rentabel seien. Sie plädiert dafür für Effizienz-Steigerungen: «Hätten wir alle neue Geräte, könnten wir ohne Verhaltensänderungen 25 bis 40 Prozent des Stromverbrauchs sparen. Das ist so viel, wie die AKWs produzieren.»